Rafael (Ursel Tilk) ist ein junger sowjetischer Soldat, der mit seiner Einheit einen Grenzübergang an der sowjetisch-chinesischen Grenze bewachen soll. Eines Nachts wird dieser Grenzübergang allerdings von drei chinesischen Kung-Fu-Kämpfern überfallen, welche lediglich mit Nunchakus und einem Radio, aus dem Black Sabbath dröhnt, bewaffnet sind. Trotz der waffentechnischen und zahlenmäßigen Unterlegenheit gelinkt es den chinesischen Angreifern, den ganzen Grenzposten auszuschalten, allein Rafael kommt mit seinem Leben davon. Inspiriert durch einen sterbenden Offizier, der ihm in seinem letzten Atemzug mitteilt, dass Gott wohl noch Großes mit ihm vorhat, entschließt sich Rafael sein Leben komplett zu ändern. Er lässt seine Haare wachsen, hört Heavy Metal und beginnt, sich selbst Kung-Fu beizubringen. Nachdem sein Auto in der Nähe eines russisch-orthodoxen Klosters eine Panne hat und die Mönche in der Kunst des Kung-Fus erprobt scheinen, schließt sich Rafael ihnen an, um seine Fähigkeiten zu verbessern und Erleuchtung zu finden.
Ein vielversprechender Einstieg
The Invisible Fight ist genauso skurril, abgedreht, laut und auf den ersten Blick auch interessant, wie es die Prämisse vermuten lässt. Der Zuschauer wird bereits mit der ersten Szene ins kalte Wasser geworden und erlebt eine Kung-Fu-Choreografie, die zwar fernab jeglichen Realismus spielt, dafür aber umso mehr unterhält. Das von den Angreifern mitgebrachte Radio dient nicht nur als Waffe, sondern sorgt nebenbei noch für die musikalische Untermalung durch Heavy Metal und setzt damit wortwörtlich den Ton für den ganzen Film. Besonders in dieser Eröffnung und in weiteren ähnlichen Szenen liegen die Stärken von The Invisible Fight. Regisseur Rainer Sarnet vermischt hier Heavy Metal, Slapstick und Soundeffekte, die an Comicfilme erinnern, mit sowjetischem Propagandastil und schafft damit eine seltsame, aber frische Symbiose, die zumindest in der ersten Hälfte des Films noch interessant genug ist, um zu funktionieren. Spätestens ab der Hälfte der insgesamt knapp zweistündigen Lauflänge nutzt sich diese Inszenierung allerdings stark ab und wirkt nur noch repetitiv und ermüdend.
Drehbuch mit Schwächen
Was die Handlung angeht, findet The Invisible Fight keine klare Richtung. In den ersten 20 Minuten wirkt der Film wie eine Parodie auf alte Kung-Fu-Filme, ohne sich dabei selbst besonders erst zu nehmen. Im Anschluss entwickelt sich die Handlung aber zu einer religiösen Heldenreise, bei der Rafael Demut, Hingabe und spirituelle Reinheit erlernen soll, um in der Hierarchie des Klosters aufzusteigen. Diese Heldenreise wird dabei nicht konsequent zu Ende erzählt. Die Botschaft von Abstinenz und der Abkehr von weltlichem Verlangen, welche den kompletten Mittelteil des Films vereinnahmt, verläuft im Sand und damit auch handlungstechnisch letztendlich in der Bedeutungslosigkeit.
Dafür springt The Invisible Fight anderweitig hin und her und kettet Szenen fast schon zusammenhangslos aneinander, nur um das Geschehen künstlich voranzutreiben. Dementsprechend wird es für den Zuschauer anstrengend, der Handlung aufmerksam zu folgen. Auf kuriose Weise erinnert dieser Film sowohl in seiner Story als auch in seiner Atmosphäre an eine Mischung aus Das Leben des Brian und Kung Fu Panda. Ein Stück weit getragen wird The Invisible Fight dann aber noch durch die schauspielerische Leistung von Ursel Tilk in der Rolle des Rafael. Über die komplette Lauflänge ist ihm der Spielspaß deutlich anzusehen und immer wieder zieht er so die Zuschauer zurück in den Bann des Films.
OT: „Nähtamatu võitlus“
Land: Estland
Jahr: 2023
Regie: Rainer Sarnet
Drehbuch: Rainer Sarnet
Musik: Koshiro Hino
Kamera: Mart Taniel
Besetzung: Ursel Tilk, Ester Kuntu, Kaarel Pogga, Indrek Sammul, Sepa Tom
Locarno Film Festival 2023
Sitges 2023
Fantasy Filmfest Nights 2024
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