Neben Mario gehört Link ohne Zweifel zu den ganz großen Stars im Portfolio von Nintendo. Zwar war der kampfbegabte Elf, der mit Schwert und Schild durch das Land reist und große Abenteuer bestreitet, nie so allgegenwärtig wie der Klempner. Aber auch er brachte es bislang auf ein paar Dutzend Spiele, Breath of the Wild von 2017 wurde über 32 Millionen Mal verkauft und setzte neue Maßstäbe. 1989 erhielt er eine eigene Zeichentrickserie, die trotz oder auch wegen der geringen Qualität Kultstatus genießt. Auch ein Live-Action-Film ist in der Mache. All das konnte natürlich niemand ahnen, als Link 1986 das erste Mal hinaus in die Welt zieht, sich unzähligen Feinden stellt und die titelgebende Prinzessin retten muss. Denn diese ist wie bei Super Mario Bros. in die Hände eines üblen Schurken gefallen. Was dort Bowser ist, ist hier Ganon, der damals noch die Gestalt eines anthropomorphen Schweins hatte.
Auf der Suche nach dem Abenteuer
Während die Geschichte der beiden Aushängeschilder von Nintendo Gemeinsamkeiten aufwiesen, könnten sie spielerisch unterschiedlicher kaum sein. Statt einer Seitenperspektive gibt es die Vogelperspektive. Die scrollenden Level machen festen Ausschnitten Platz, die immer genau einen Bildschirm groß sind. Erreicht man das Ende, wird zum nächsten gewechselt. Link hüpft auch nicht auf seine Feinde, sondern setzt diverse Waffen ein. Anfangs steht ihm dafür ein Schwert zur Verfügung, später kommen in The Legend of Zelda unter anderem Bomben, Pfeile und ein Bumerang hinzu. Dieses Arsenal braucht es auch tatsächlich, der Klassiker ist schon recht happig. Selbst einfachste Feinde können einem schnell das Leben rauben, in den späteren Dungeons können so manche Zimmer zu einer echten Prüfung werden.
Dazu gibt es auch ein paar Rätsel. Allerdings sollte man dabei nicht viel erwarten. Wo spätere Teile wie etwa Ocarina of Time komplexe Labyrinthe entwarfen, bei denen man schon richtig überlegen muss, da besteht die Lösung in The Legend of Zelda meist darin, an der richtigen Stelle eine Bombe zu legen oder einen Stein zu verschieben. Das ist weniger interessant als das, was später kam. Wenn man für manche Passagen länger braucht, dann liegt das an der Willkürlichkeit. Der Eingang zum achten Dungeon, bei dem ein x-beliebiger Busch in der Oberwelt angezündet werden muss, werden viele wohl nur durch eine Komplettlösung finden. Wobei manche auch schon an der Aufgabe gescheitert sein sollen, den allerersten Kerker zu finden.
Noch immer spaßig
Das ist etwas, das den ersten Teil deutlich von den späteren unterscheidet. Meistens bekam man dort gute Hinweise darauf, wo man hin muss und was zu tun ist. The Legend of Zelda wirft einen hingegen mitten ins Geschehen und lässt einen dort allein. Das Spiel ist auch – zumindest teilweise – weniger linear als die späteren Teile. Was bei Breath of the Wild gefeiert wurde, war im Grunde schon drei Jahrzehnte zuvor zu finden. Zwar braucht es manche Gegenstände, um voranzukommen, etwa eine Kerze oder ein Floß. Komplett frei ist man also nicht bei der Reihenfolge der Dungeons. Aber es gibt doch erstaunlich viel Freiheit dabei, wie man das Spiel durchspielt.
Das könnte ein heutiges Publikum frustrieren, wenn das Spiel gleichzeitig primitiver und fordernder ist. Die Abwechslung ist auch deutlich geringer, gerade im Hinblick auf die Settings. Spaß macht es aber durchaus, bis heute noch. The Legend of Zelda appelliert an den Entdeckergeist der Spieler und Spielerinnen, die hier durchs Land streifen, mit nur einer vagen Ahnung, was eigentlich zu tun ist. Umso größer ist die Befriedigung, wenn man tatsächlich fündig geworden ist. Die Bosskämpfe sind, mit dem Wissen, was in späteren Spielen alles mitgebracht wurde, eher unbefriedigend, sind oft sehr schnell vorbei. Das wird aber durch den besagten sonstigen Schwierigkeitsgrad ausgeglichen. Beim großen Action-Adventure-Klassiker ist der Weg das Ziel. Überhaupt zum Boss zu kommen, löst hier zuweilen eine so große Erleichterung aus, dass man glatt vergessen kann, gegen diesen überhaupt noch zu kämpfen.
OT: „Zeruda no Densetsu“
Land: Japan
Jahr: 1986
Director: Shigeru Miyamoto, Takashi Tezuka
Producer: Shigeru Miyamoto
Designer: Shigeru Miyamoto, Takashi Tezuka
Musik: Koji Kondo
Publisher: Nintendo
Entwickler: Nintendo R&D4
Plattformen: Game & Watch, Game Boy Advance, NES
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