Gegen Ende des Vietnamkriegs flieht ein Doppelagent namens „The Captain“ (Hoa Xuande) mit seinem ihm übergeordneten General und dessen Anhängern aus dem fallenden Südvietnam in die USA. The Captain ist nicht nur ein Doppelagent, der für die kommunistischen Nordvietnamesen spioniert, sondern, durch sein früheres Studium in den Staaten auch Vertrauter der CIA und liefert an beide Informationen rund um den General und seine Pläne. In LA angekommen stehen der General und seine Anhängerschaft plötzlich ohne Status da und versuchen ihrer neuen Existenz als flüchtige Kommune Bedeutung zu verleihen. Captain berichtet weiterhin seinem nordvietnamesischen Kontakt im Heimatland vom General, während er in verschiedenste, teils aberwitzige Aufträge verwickelt wird. Wird er seinem wahren Auftraggeber treu bleiben, verliert er sich im amerikanischen Traum oder lässt sich vom Heimweh seiner Kommune auf neue Wege leiten lassen?
Robert Downey Jr. meets A24 meets HBO
Mit dieser Miniserie, die von A24 für HBO produziert wurde, wird der Roman Der Sympathisant des vietnamesisch-amerikanischen Professors Viet Thanh Nguyen von 2015 verfilmt. Sein fiktives Erstlingswerk wurde nicht nur zum New-York-Times-Bestseller, sondern sogar zum Gewinner des Pulitzer-Preises für Fiction 2016. Robert Downey Jr. ist nicht nur als ausführender Produzent Teil des Projektes, er ist auch vor der Kamera in einer 5-fachen Rolle zu sehen, u.a. auch als Kontakt des Captains bei der CIA. Diese verrückt klingende Konstellation ist nur einer der vielen Aspekte, der diese Serie zu einer spannenden Mischung aus schwarzer Komödie, historischem Drama und Doppelspionagethriller machen. Der sehr gut gemischte Cast überzeugt mit international weniger bekannten, vietnamesischen Schauspieler*innen und bspw. auch mit Sandra Oh, bekannt vor allem aus Grey’s Anatomy und Killing Eve in einer der Nebenrollen.
Prägende Ästhetik und überzeugendes Schauspiel
Nach einem etwas holprigen und auch komplexen Einstieg entwickelt sich ein umfangreiches Drama aus gesellschaftlichen und kulturellen Clashes, die durch den diversen Cast sehr authentisch für ein breites Publikum zugänglich gemacht werden. Gerade Hauptdarsteller Hoa Xuande, dessen Captain es als blauäugiger „Mischling“ eines französischen Vaters und vietnamesischer Mutter nie leicht gehabt hat, seinen Platz in der Gesellschaft zu finden, spielt sehr überzeugend. Auch Downey Jr.‘s Vielfachrollen tragen nach einer ersten Eingewöhnungsphase sehr zur komödiantischen Unterhaltung bei und geben der doch sehr tragischen Geschichte vor kriegerischem Hintergrund eine willkommene, leichtere Note. Die A24-Ästhetik ist erneut prägend für den Stil der Miniserie – deren Partner-in-Production HBO ebenfalls seinen Teil dazu beiträgt, hier ein hochwertiges Produkt zu erschaffen.
Unterhaltsames Chaos
Die verrückten Erlebnisse des Captains erinnern manchmal ein wenig an Forrest Gump und dessen Talent, sich in wichtigen, geschichtlichen Ereignissen wiederzufinden. Zwar ist der Captain wesentlich weniger prominent in dieser Hinsicht unterwegs, er trifft aber trotzdem den einen oder anderen wichtigen Politiker, gespielt von RDJ, ist als kultureller Supervisor an einer großen Vietnamkriegsverfilmung beteiligt – mit einem eigenwilligen Regisseur, gespielt von RDJ – und nimmt als gutgläubig-wohlwollender Mehrfachspion teils unfreiwillig an der ein oder anderen „Verschwörung“, Mordanschlägen und investigativer journalistischer Untersuchungen teil. Dieser Verhau aus Ereignissen gemischt mit dem schwarzen Humor bringt auch Nuancen eines Burn After Reading mit sich.
Manchmal verliert sich allerdings die Geschichte durch den schieren Umfang der zugrundeliegenden Story, doch wird sie gekonnt von einer relevanten Rahmenhandlung in Schach gehalten. Mit nur 7 einstündigen Episoden ist es ein kurzer, wilder Ritt durch ein historisches Kapitel, das so im Mainstream-Fernsehen noch nicht beleuchtet wurde – vor allem nicht aus einer solchen Protagonisten-Perspektive, die trotz ihrer moralisch fragwürdigen Hintergründe immer menschlich und emotional gezeichnet bleibt, was ein Mitlachen und Mitfiebern zu einer schönen Selbstverständlichkeit werden lässt.
OT: „The Sympathizer“
Land: USA, Südkorea, Kanada
Jahr: 2024
Regie: Park Chan-wook, Marc Munden, Fernando Meirelles
Drehbuch: Tea Ho, Don McKellar, Naomi Iizuka, Anchuli Felicia King
Vorlage: Viet Thanh Nguyen
Kamera: Kim Ji-yong, Barry Ackroyd
Besetzung: Hoa Xuande, Robert Downey Jr., Sandra Oh, Scott Ly, Fred Nguyen Khan, Toan Le
Amazon (Roman „Der Sympathisant“)
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