Wand an Wand

Nach der Trennung von ihrem Freund freute sich Valentina (Aitana) darauf, endlich in eine eigene Wohnung zu ziehen. Dort will sie sich auf eine wichtige Prüfung als Pianisten vorbereiten, während sie nebenher in einem Café arbeitet. Die Sache hat aber einen Haken: Die Wände in der Wohnung sind so dünn, dass man alles aus der Nachbarwohnung hört. Dort versucht der Spieleentwickler David (Fernando Guallar) schon seit Längerem, endlich das Spielzeug fertigzustellen, an dem er schon Jahre arbeitet. Da kann er das lautstarke Geklimper nicht gebrauchen. Aber auch Valentina hat ihre Probleme mit dem unverschämten Nachbarn, der offensichtlich Spaß daran hat, andere Leute durch Krach zu vertreiben. Nur lässt sie sich nicht vertreiben, weshalb die beiden notgedrungen ihre Differenzen überwinden müssen …

Liebe geht übers Gehör

An gefühlvollen Titeln mangelt es derzeit auf Netflix nicht. Da ist beispielsweise die norwegische Serie Mittsommernacht, bei der ein Familienfest zum Anlass wird, komplizierte Emotionen sowie diverse Geheimnisse und Konflikte ans Tageslicht zu bringen. Hinzu kommen zwei romantische Filme: Bei der brasilianischen Komödie Rodeio Rock: Unverhofft kommt oft verliebt sich ein Rocksänger in die Exfreundin eines Schlagersängers, dem er zum Verwechseln ähnlich sieht, in dem italienischen Drama Der Tränenmacher kommen sich zwei Waisenkinder näher, die gemeinsam adoptiert wurden. Wem das noch nicht reicht und eine etwas leichtere Variante der Suche nach Liebe sucht, für den bringt der Streamingdienst nun die spanische RomCom Wand an Wand heraus.

Wobei die Ursprünge des Films in Frankreich liegen. Genauer handelt es sich hierbei um ein Remake des französischen Titels Mit dem Herz durch die Wand, der 2016 bei uns sogar in die Kinos kam. Wer diesen kennt, weiß hier ziemlich genau, was einen erwartet. Man sah in Spanien keine Notwendigkeit dafür, etwas an dem Szenario zu ändern. Muss auch nicht sein, gehört dieses doch zu den Stärken. Hier wird eine Liebeskomödie mit einem Nachbarschaftsstreit verbunden, wie man ihn aus anderen Filmen kennt. Das Besondere an Wand an Wand ist aber, dass dieser Streit rein akustisch ausgetragen wird. Die beiden Figuren begegnen sich nie, können daher physisch nicht eingreifen. Aber sie zeigen sich anderweitig von einer einfallsreichen Seite, wenn sie immer neue Methoden der Lärmbelästigung ausprobieren.

Zwischen originell und langweilig

Weniger geglückt ist die eigentliche Romanze. Zwar ist es durchaus reizvoll, wenn sich zwei Menschen ineinander verlieben und eine Beziehung aufbauen, ohne sich je gesehen zu haben. Leider nimmt sich Regisseurin Patricia Font (Leute kommen und gehen) aber nicht die Zeit, um diese Beziehung auch wirklich zu entwickeln. Gerade weil der Film dem beliebten RomCom-Prinzip folgt, dass zwei Menschen sich zunächst nicht ausstehen können, bevor sie sich verlieben, wäre es wichtig gewesen, die Einzelschritte zu zeigen. Stattdessen wird bei Wand an Wand einfach irgendwann der Schalter umgelegt und die Liebe ist da. Zumal der Film nicht einmal konsequent ist. Im einen Moment versucht Valentina noch, dem unbekannten Nachbarn nahezukommen, im nächsten, wenn sie die Möglichkeit auf dem Silbertablett bekommt, lehnt sie ab.

Insgesamt kommt der Film dann auch nicht über Durchschnitt hinaus. So originell die Ausgangssituation ist, später wird es schon eher langweilig. Das muss einen nicht stören. Liebeskomödien sind meistens formelhaft aufgebaut, damit das Publikum sich beim Anschauen entspannt zurücklehnen kann. Die Hauptsache ist, dass am Ende die beiden attraktiven Menschen zusammenkommen, was bei Wand an Wand wenig überraschend auch der Fall ist. Der Film ist dann letzten Endes doch ziemlich austauschbar, zumal er im Vergleich zum Original nur zweite Wahl ist. Wer einfach nur einen netten Genrevertreter für zwischendurch braucht, macht hiermit zwar nichts falsch. Große Gefühle weckt das hier aber kaum.