Das Verhältnis zwischen der Jugendlichen Mara (Lourdes Mansilla) und ihrer Familie war auch schon mal besser. Wenn es nach ihr ginge, könnte sie gleich ganz auf die anderen verzichten. Anstatt mit ihnen Zeit zu verbringen, hält sie sich lieber in einer virtuellen Realität auf, dank eines Spiels, das ihr jemand geschenkt hat. Dabei ahnt sie nicht, dass es sich hierbei um mehr handelt als ein gewöhnliches Spiel. Tatsächlich öffnet es ihr den Weg in eine fantastische Welt, wo sie mit der Hilfe von Leonel Arrieda (Ezequiel Rodriguez), Astrid Kyteler (Virginia Lombardo) und Bea Magyar (Natalia Grinberg) die Kunst der Magie zu lernen versucht. Diese braucht sie auch, denn ihre jüngere Schwester Sofia (Denise Barbara) wurde von einem mächtigen Dämon entführt …
Der virtuelle Horror
Sie gehören fest zum Horrorgere dazu: Geschichten um technologische Hilfsmittel, die dazu beitragen, dass die Menschen das Böse in ihr Leben holen. Dabei gibt es die unterschiedlichsten Möglichkeiten, worum es sich bei dieser Technologie genau handelt. Erlaubt ist, was Angst macht. Da wäre beispielsweise Countdown über eine App, die den Zeitpunkt des eigenen Todes voraussagen kann und dann auch darauf besteht, dieses Datum einzuhalten. In Grimcutty und Fear Dot Com ist es das Internet, welches für Angst und Schrecken sorgt. Nun kommt mit Witch Game eine weitere Variante des Technoterrors. Dieses Mal ist es ein Virtual-Reality-Spiel, das unsere Welt in einen Alptraum verwandelt, aus dem die Protagonistin erst einmal wieder herausfinden muss.
An und für sich ist es naheliegend, solche künstlich geschaffenen Welten für das Horrorgenre zu nutzen. Schließlich kann man darin alles machen. Reizvoll ist zudem das Spiel mit Realität, wenn die Grenzen fließend werden. Anstatt aber die Protagonistin in eine unheimliche Welt zu zwingen, aus der sie wieder hinausfinden muss, vergleichbar etwa zu Imaginary vor einigen Wochen, ist Witch Game eine irgendwie seltsame Mischung aus Hightech und okkulten Ereignissen. Dass man innerhalb eines Virtual-Reality-Spiels Hexerei lernt, ist kein ganz alltägliches Szenario. Dessen war man sich sicherlich auch bewusst. Viel draus gemacht wurde aber nicht, der Gegensatz von traditioneller Hexerei und computergeneriertem Setting wird nicht wirklich genutzt.
Eher verschroben als spannend
Allgemein ist Witch Game ein Film, bei dem man nie ganz weiß, was er sein soll oder will. Genaugenommen ist schon die Einteilung als Horror etwas willkürlich. Klar, Hexen und Dämonen sind schon ein fester Bestandteil des Genres, weshalb die Schublade hier naheliegend ist. Außerdem gibt es vereinzelt mal Momente, die etwas gruseliger sein sollen. Dennoch ist das hier eigentlich einem Fantasyabenteuer wie Wonderwell – Violets magische Reise näher als den oben gelisteten Horrorfilmen. Man sollte sich das Werk nicht anschauen in der Erwartung, ständig Angst zu haben oder sich zu erschrecken. Beides kommt hier nur in einem sehr begrenzten Ausmaß vor.
Das hört sich nicht besonders gut an. Tatsächlich könnte die Zielgruppe sich hier sogar langweilen. Und doch ist Witch Game letzten Endes gar nicht schlecht. So hat der Film einen eigenen, etwas verschrobenen Charme. Außerdem können sich die Bilder sehen lassen. Klar, die Technik ist nicht übermäßig überwältigend. Es handelt sich hier dann doch um eine eher günstige Produktion, die gar nicht den Anspruch hat, mit irgendwelchen Effektgewittern die Zuschauer und Zuschauerinnen zu beeindrucken. Dafür gibt es aber zuweilen eine ungewöhnliche Farbgebung, auch bei Designs und Kostümen ist da manchmal Nettes zu sehen. Wer auf der Suche ist nach spannendem okkultem Horror, kann das hier zwar eher ignorieren. In der kaum zu überschauenden Flut an Horrorfilmen, von denen viele austauschbar sind, ist der argentinische aber zumindest eigen genug, um nicht ganz unterzugehen.
OT: „Juego de brujas“
Land: Argentinien
Jahr: 2023
Regie: Fabián Forte
Drehbuch: Fabián Forte
Kamera: Nicolás Gorla
Besetzung: Lourdes Mansill, Ezequiel Rodriguez, Virginia Lombardo, Natalia Grinberg
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