Becky 2 – She’s Back!

Nach dem Tod ihres Vaters war Becky (Lulu Wilson) bei vielen potenziellen Adoptiveltern, doch nach einer Weile hatte sie sie genug und floh gemeinsam mit ihrem Hund Diego. Schließlich kam sie bei Elena (Denise Burse) unter, die keine Fragen an die 16-Jährige stellte und ihr ein Dach über dem Kopf anbot. Im Gegenzug kümmert sich Becky um die allein lebende Dame. Eines Tages jedoch ist auch dieser Frieden vorbei, als eine Gruppe junger Männer, Mitglieder der rechtsextremistischen Gruppe Noble Men, sie beide überfallen und Diego entführen. Becky beschließt, dass es nun an der Zeit ist, ihre Monate des Kampf- und Waffentrainings auf die Probe zu stellen und Diego zu befreien. Die Spur führt sie zum Haus von Darryl (Seann William Scott), der gemeinsam mit den drei Männern einen Anschlag plant. Als Becky dies erfährt, weiß sie, dass es nicht damit getan ist, ihren Hund zu befreien, denn sie muss den Terroristen das Handwerk legen, so blutig und explosiv wie nur möglich.

Beckys Wut

Mit Becky gelang dem Regieduo Jonathan Milott und Cary Murnion 2020 eine Überraschung für viele Filmfans, zeigt der Actionthriller den eher aus Komödien bekannten Kevin James als sadistischen Bösewicht. Im Sequel, Becky 2 – She’s Back!, hat man mit Seann William Scott zwar eine ähnlich Überraschung auf Lager, doch dieses Mal liegt der Fokus eindeutig mehr auf der von Lulu Wilson gespielten Protagonistin, die nicht nur drei Jahre älter geworden ist, sondern darüber hinaus noch durch Training noch gefährlicher und tödlicher geworden ist. Der Film, der auf dem South by Southwest Filmfest 2023 seine Premiere feierte, ist in mancher Hinsicht eine Verbesserung zu seinem Vorgänger, behält aber dessen Ton bei, der sich zwischen Comic und Thriller bewegt.

Im Original trägt der Film den Titel The Wrath of Becky, was bereits andeutet, wo es thematisch hingehen soll. Nach dem, was ihr in der Vergangenheit widerfahren ist, trägt die Heldin eine enorme Wut („wrath“) in sich, die sie aber kontrollieren muss, um nicht bei den Behörden aufzufallen und eventuell wieder zur Adoption freigegeben zu werden. Ihre Wutausbrüche, natürlich immer sehr brutal, finden vielmehr in ihrer Vorstellung statt. Als sie abermals durch ein traumatisches Ereignis dazu gebracht wird, ihre Wut nicht länger in ihrer Fantasie auszuleben, sehen wir wieder die Verwandlung einer jungen Frau, die keinesfalls hinnehmen will, ein Opfer zu sein.

Dies ist der thematische wie auch erzählerische Kern von Becky 2, der nicht zuletzt dank der schauspielerischen Leistung Lulu Wilson gelingt, die reichlich Spaß an ihrer Rolle zu haben scheint. An verschiedenen Stellen bemerkt man zwar, dass auch sie ein Trauma durchlebt und immer wieder davon eingeholt wird. Becky ist aber eine Heldin, die davon nicht ihr Leben bestimmen lassen will, was sie zu einer durchaus sympathischen Protagonistin macht. Dankenswerterweise vermeidet es das Regieduo Matt Angel und Suzanne Coote, dies mit Verweisen auf Emanzipation und Feminismus zu erweitern, was in anderen Produktionen aus dem Action-Bereich schon nach hinten losging.

Comic und Thriller

Darüber hinaus ist Becky 2 auch wesentlich unterhaltsamer als der Vorgänger. Angels und Cootes Inszenierung setzt hierzu auf die bewährte Vorlage zwischen Comic und beinharter Action, die vergleichbar mit den Kick-Ass-Filmen ist. Wenn Becky einmal loslegt, dann ist ihre Rache mindestens so blutig und gnadenlos wie bei anderen Actionhelden, natürlich immer gewürzt mit einem lakonischen Spruch, bevor sie einem weiteren Widersacher die Leviten liest. Ihr gegenüber steht Seann William Scott (Bloodline) als Bösewicht und man würde dem Schauspieler wünschen, dass er mehr solcher Rollen annimmt. Seine düstere Präsenz als Mensch, der es gewohnt ist, alles zu kontrollieren und sich von niemandem etwas vorschreiben zu lassen, ist der gelungene Gegenpart zu Lulu Wilsons Heldin, die mit seiner reaktionären Ideologie nichts anfangen kann. Brutalität und Gewalt wird nach dem Motto „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ ausgeglichen, wobei Becky dies durchaus wörtlich nimmt.