Eigentlich würde Charly (Silke Bodenbender) ja gern Zeit mit Max (Christopher Schärf) verbringen, ihrem Jugendschwarm, den sie zufällig in Hamburg wiedergetroffen hat. Doch es kommt anders: Statt trauter Zweisamkeit warten ihre alten Schulfreundinnen Rita (Nicolette Krebitz), Ingrid (Nora Waldstätten) und Sonja (Franziska Weisz) auf sie. Auf Drängen von Rita, die schon immer die dominanteste der Clique war, fahren sie noch einmal zum abgelegenen Jagdhaus, das ihnen aus Kindheitstagen vertraut ist. Später stößt auch Manu (Edita Malovčić) hinzu, die ebenfalls zur Clique gehörte. Sonderlich freudig ist das Wiedersehen aber nicht. Nicht nur, dass sie von ihrer Vergangenheit eingeholt werden, die auch sehr hässliche Seiten hatte. Ihnen droht zudem eine neue Bedrohung, als sie sich mit drei Männern anlegen …
Die Gefahr in der Waldhütte
Abgelegene Hütten, die mitten im Wald liegen? Das klingt prinzipiell idyllisch, vielleicht sogar ein bisschen romantisch – auf jeden Fall ideal, um mal ein bisschen auszuspannen. Außer in Filmen. Dort wird das Setting gern genutzt, um Spannung zu erzeugen. Ob es nun der Klassiker Tanz der Teufel ist oder neuere Vertreter wie Pensive – Ihr werdet leiden oder Mercy Falls – How Far would you Fall to Survive?, das Horror- und Thrillergenre ist voll von Titeln, die auf einen solchen Schauplatz vertrauen, um die Nerven des Publikums herauszufordern. Dabei muss dieses nicht einmal groß ins Ausland reisen. Der österreichisch-deutsche Fernsehfilm Blutsschwestern zeigt, dass man solche Geschichten genauso gut bei uns drehen kann. Hier ist es ein Jagdhaus, welches zu einer tödlichen Falle wird.
Wobei es eine Weile dauert, bis der Film wirklich an dieser Stelle ankommt. Zunächst stehen die fünf Freundinnen im Mittelpunkt, deren Verhältnis mit „schwierig“ noch geschmeichelt wäre. Tatsächlich sind von Anfang an Spannungen zu spüren. Zunächst wird zwar versucht, noch ein bisschen die Fassade aufrechtzuerhalten. Das ist aber bald vorbei. Sind die fünf erst einmal allein in dem Haus und auf engstem Raum zusammengesperrt, bahnen sich die Konflikte eher früher als später ihren Weg an die Oberfläche. Da wird dann bald gestritten, was das Zeug hält. Da ist so viel Gift in den Dialogen, dass man sich fragt, weshalb die fünf überhaupt Zeit miteinander verbringen. Vor allem das widerwärtige Verhalten von Rita wirft Fragen auf.
Mehr Seifenoper als Spannung
Der Film ist dann auch eigentlich zwei Filme in einem. Auf der einen Seite handelt es sich hier um eines dieser Dramen, bei denen eine Zusammenkunft dazu führt, alte Geschichten auszugraben und von den Wunden zu sprechen, die man einander zugeführt hat. Gekoppelt wird das an einen Home-Invasion-Thriller, wenn die fünf Frauen den drei Männern, denen sie unterwegs begegnet sind, ausgeliefert sind. Später wandelt Blutsschwestern dann auch noch auf den Spuren des Krimiklassikers Das letzte Wochenende, wenn es darum geht ein Verbrechen aufzuklären. Nicht ohne Grund verwendete ZDF seinerzeit bei der Erstausstrahlung den Titel Die Tote in der Berghütte, bevor dieser bei späteren Ausstrahlungen in den heutigen umgewandelt wurde.
Zusätzlich zu den Genrewechseln kommt es auch zu Wechseln der Zeitebene, wenn der Film immer wieder Flashbacks einbaut, um seine Geschichte zu erzählen. Grundsätzlich ist das nicht verboten, gerade auch, wenn es ein maßgeblicher Bestandteil ist, die Vergangenheit aufzuarbeiten. Dummerweise hat Drehbuchautorin Agnes Pluch (Die Kinder der Villa Emma) aber nichts Interessantes zu sagen. Neben dem angesprochenen Problem, dass man hier keine Freundschaft spürt, was das Szenario wenig nachvollziehbar macht. Auch sonst ist da einiges an den Haaren herbeigezogen, der Thriller verkommt immer wieder zur Seifenoper. Das ist schade um das stimmungsvolle Setting und die gute Besetzung, die Besseres verdient hätten. So aber ist Blutsschwestern ein nur punktuell gelungener Film.
OT: „Blutsschwestern“
AT: „Die Tote in der Berghütte“
Land: Österreich, Deutschland
Jahr: 2014
Regie: Thomas Roth
Drehbuch: Agnes Pluch
Musik: Lothar Scherpe
Kamera: Jo Molitoris
Besetzung: Silke Bodenbender, Franziska Weisz, Nora Waldstätten, Nicolette Krebitz, Edita Malovčić, Christopher Schärf
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