Bodkin

Mit seinem Podcast feiert der US-Amerikaner Gilbert Power (Will Forte) große Erfolge, seine Geschichten haben ein treues Publikum gefunden. Für seine neueste Sendung hat er sich einen ganz besonderen Vorfall ausgesucht: In der kleinen irischen Küstenstadt Bodkin sind 25 Jahre zuvor drei Menschen verschwunden. Bis heute ist nie ganz geklärt worden, was genau geschehen ist. Und so nimmt er die weite Reise auf sich, um diese Geschichte daheim zu erzählen. Unterstützt wird er dabei von der Assistentin Emmy (Robyn Cara) sowie der Journalistin Dove (Siobhán Cullen), auch wenn Letztere nur wenig Interesse an dem Thema hat. Das hat sie mit der Bevölkerung gemeinsam, die diese Geschichte lieber auf sich beruhen lassen würde …

Zwischen Komödie und Krimi

Mit True Crime Dokus hat sich Netflix bekanntlich eine treue Fangemeinde aufgebaut, jeden Monat kommen neue Filme und Serien in diesem Bereich heraus. Gerade erst wurde Verstrickt in Lügen: Die Geschichte von César Román veröffentlicht, bei dem ein Koch im Verdacht steht, ein schreckliches Verbrechen begangen zu haben. Davor gab es Die Weltuntergangssekte des Antares de la Luz über schockierende Vorgänge eines selbsternannten Lichtbringers und Crime Scene Berlin: Nightlife Killer, das an einen deutschen Serienmörder erinnert, der in Berliner Clubs seine Opfer suchte. Mit Bodkin kommt nun ein weiterer Titel heraus, der in diesem thematischen Umfeld zu Hause ist. Dieses Mal handelt es sich jedoch um eine fiktionale Serie, die einen Podcaster begleitet.

Bei einem solchen Szenario gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten, in welche Richtung das gehen kann. Entweder macht man einen richtigen Krimi draus, bei dem die Hauptfigur ein Verbrechen aufklären will. Die deutsche Reihe Auris ist ein Beispiel dafür. Oder man macht eine Komödie daraus, die das Arbeiten an einer solchen True Crime Doku durch den Kakao zieht. Bodkin macht beides ein wenig. So überwiegen zu Beginn die humoristischen Szenen, wenn der große Podcaster in die Kleinstadt kommt und dort alles durcheinanderbringt. Das geht sogar mit ein wenig Culture Clash einher, wenn der US-Amerikaner mit der irischen Landbevölkerung zu tun hat. Bei Letzterer gibt es dann auch ein paar skurrile Gestalten, wodurch die Serie zeitweise an Inspector Barnaby erinnert.

Unterhaltsam mit Längen

Mit der Zeit wandelt sich das jedoch ein wenig. Zum einen wird der Film durchaus ein Krimi. Zwar hatte Gilbert gar nicht vor, das Verbrechen aufzuklären, wollte nur darüber berichten. Das ändert sich aber, die drei tauchen immer tiefer hinein und suchen doch noch nach der Antwort. Damit einher geht in Bodkin auch ein Wandel der Tonalität. Der Humor wird seltener, die Geschichten werden ernster. Auf dem Weg zur Auflösung kommen einige tragische Schicksale ans Tageslicht. Vieles wird auch ambivalenter, beispielsweise Seamus (David Wilmont), der als mysteriöser, unheimlicher Verdächtiger eingeführt wird, an dem aber mehr dran ist, als man zunächst ahnt. Dass sich Gilbert ausgerechnet mit ihm anfreundet, hat einige schöne Szenen zur Folge.

Ein paar andere Aspekte sind weniger geglückt. So ist es schon schade, dass das Ganze nicht satirischer aufgezogen wurde. Anfangs gibt es einige Seitenhiebe auf True Crime Podcasts und sensationsgeile Menschen, die sich an Verbrechen erfreuen. Das wird jedoch nie wirklich verfolgt, später spielt es keine Rolle mehr. Außerdem ist die Serie mal wieder ein bisschen lang geworden. Sieben Folgen hätte es da nicht unbedingt gebraucht. Sicher, Bodkin hat eine Reihe von Wendungen, wenn in der Kleinstadt viele Geheimnisse begraben sind. Dennoch entwickelt die Serie unterwegs Längen. Insgesamt ist die US-Produktion aber unterhaltsam. Wer die kürzlichen Genrebeiträge wie Anthracite oder Ripley schon durch hat, kann durchaus einmal mit diesem Provinzkrimi liebäugeln.