Britannien, 60 Jahre nach Christus: Als Prasutagus (Clive Standen), der über das keltische Volk der Icene herrscht, getötet wird, soll dessen Frau (Olga Kurylenko) an seine Stelle treten. Die Römer lehnen dies jedoch ab, weigern sich, eine Frau an der Spitze anzuerkennen. Stattdessen muss sie mitansehen, wie ihre beiden Töchter ermordet werden, wird selbst gefoltert und dem Sterben überlassen. Doch die geschundene Monarchin überlebt und wird von einem Druidenstamm aufgenommen. Unter dem Namen Boudica wird sie zur großen Hoffnung auserkoren und begibt sich auf einen persönlichen Rachefeldzug gegen die verhassten Römer, die sie aus dem Land werfen will, um wieder die Herrschaft zu übernehmen …
Erinnerung an eine kriegerische Anführerin
Eigentlich ist das Motiv starker historischer Frauen eines, das immer wieder zieht – gerade auch, weil sie eher selten waren. Manche werden deshalb regelmäßig in Filmen und Serien bedacht, seien die englischen Königinnen, Cleopatra oder auch Sisi. Herrscherinnen also, die sich nicht einer von Männern regierten Welt unterwerfen wollten. Insofern ist es ein wenig überraschend, dass Boudica bislang vergleichsweise selten berücksichtigt wurde, die um das Jahr 60 n. Chr. Eine Rebellion gegen die römischen Besatzer wagte. Die Zahl der Adaptionen ist bislang überschaubar, darunter waren auch diverse Fernsehproduktionen. Mit Boudica – Aufstand gegen Rom kam dieses Jahr ein weiterer filmischer Anlauf bei uns heraus, der Ikone der Unabhängigkeit Tribut zu zollen.
Man sollte dabei aber nicht zu viel erwarten. Zwar handelt es sich hier mal nicht um einen TV-Film. Das Budget war aber nicht nennenswert größer. Tatsächlich ist das auch ein größeres Manko des Films. Man hatte hier offensichtlich nicht das notwendige Budget, um größere Schlachten zu zeigen, wie es bei dem Thema angebracht gewesen wäre. Schließlich soll die Rebellin mehrere Zehntausend Leute angeführt haben, auch wenn das heute niemand mehr in Gewissheit sagen kann. In Boudica – Aufstand gegen Rom ist davon so oder so nur wenig zu sehen. Aufwendig inszenierte Massenschlachten, wie man sie kürzlich etwa in Napoleon sehen konnte? Das war hier nicht zu machen. Das ist alles deutlich kleiner. Viele Kämpfe fanden auch abseits der Kamera statt.
Irritierende Fantasy
Es ist auch nicht so, als wäre das alles inszenatorisch sehr beeindruckend. Regisseur Jesse V. Johnson, den man von billig produzierten Actionthrillern wie Accident Man oder White Elephant – Der Mafia-Kodex kennt, hat da keine nennenswerten Ambitionen. Dass er hier ausnahmsweise mal eine Frau in den Kampf schickt, sorgt dann vielleicht visuell für Abwechslung. Für ihn war das aber kein Anlass, vielleicht auch einmal etwas Neues zu versuchen. Sicher, das muss man nicht unbedingt in diesem Bereich. Filme dürfen schon „nur“ zweckmäßig sein. Wenn man aber schon keinen großen Historienfilm drehen kann, weil die Mittel nicht ausreichen, wäre es schön gewesen, bei Boudica – Aufstand gegen Rom vielleicht anderweitig etwas zu versuchen.
Wobei es schon Elemente gibt, die etwas hervorstechen. Irritierend ist, dass man hier kurz einen Abstecher ins Fantasygenre macht. Dieses bietet sich bei historischen Abenteuern zwar schon irgendwie an. Dann müsste man das aber etwas konsequenter durchziehen, als einfach nur zwischendurch so etwas vor die Füße zu werfen. Die Sache mit den toten Töchtern, die ihr in Visionen erscheinen, hätte ebenfalls nicht unbedingt sein müssen. Da Olga Kurylenko als historische Anführerin eher blass bleibt, kann man sich das hier prinzipiell sparen. Die große Katastrophe ist Boudica – Aufstand gegen Rom sicherlich nicht. Schließlich sind da noch einige nette Naturaufnahmen und die historischen Kostüme, die man sich anschauen kann. Das Lesen des entsprechenden Wikipedia-Artikels ist letztendlich aber spannender und informativer als diese esoterisch angehauchte Fassung.
OT: „Boudica“
Land: UK
Jahr: 2023
Regie: Jesse V. Johnson
Drehbuch: Jesse V. Johnson
Musik: Sean Murray
Kamera: Jonathan Hall
Besetzung: Olga Kurylenko, Clive Standen, Peter Franzén, Rita Tushingham, Leo Gregory, Nick Moran, James Faulkner, Lucy Martin
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