Candy & Bonita Make a Porno

Tilly (Sanne Langelaar) und Marieke (Fockeline Ouwerkerk) sind seit vielen Jahren befreundet, unterstützen sich gegenseitig, wenn sie in Krisen geraten. So wie im Moment. Während Tilly sich vor dem Leben verkriecht, ist Marieke schwer mit ihrer Aufgabe als Mutter beschäftigt. Richtig glücklich sind sie beide nicht mit ihrer jeweiligen Situation. Irgendwann kommen die zwei auf die Idee, zur Promotion einer Seite einen Porno zu drehen, der sich gezielt an Frauen richten soll und damit anders sein als die üblichen Filme aus diesem Bereich. Doch das ist leichter gesagt denn getan, denn eigentlich haben sie keine Ahnung, wie das geht, und stoßen dadurch immer wieder an ihre eigenen Grenzen …

Pornos sind überall

Auch wenn Pornos von unzähligen Menschen konsumiert werden, darüber sprechen tun nur die wenigsten. Obwohl Sexualität im Alltag sehr viel weniger versteckt ist, ein kleines Tabu ist da dann doch noch geblieben. Umso bemerkenswerter ist, dass es in den letzten Jahren eine Reihe von Filmen und Serien gegeben hat, die sich dieses Themas annahmen. Da war etwa die biografische Netflix-Serie Supersex über den Pornostar The Italian Stallion. Auch Pleasure blickte hinter die Kulissen, als eine junge Schwedin in den USA ihren Sexfilmträumen nachjagt. Vor einigen Monaten lief auch der Dokuhybrid Pornomelancolia im Kino. Rein fiktional ist hingegen der niederländische Beitrag Candy & Bonita Make a Porno.

Ganz zu vergleichen ist der Spielfilm aber nicht mit den obigen Beispielen. So ist dieser etwa recht züchtig, was die Darstellung von Sexualität angeht. Geschlechtsteile sind tabu, beim Sex selbst ist nichts zu sehen. Der Höhepunkt sind noch ein paar männliche Hintern beim Casting, als die beiden Protagonistinnen den richtigen Kerl für die Aufgabe suchen. Auch sonst ist Candy & Bonita Make a Porno ein ziemlich braver Film, der lieber gefällig sein will statt provokativ. Da wird viel gescherzt, die Ereignisse werden von einem Augenzwinkern begleitet. Schließlich handelt es sich hierbei um eine Komödie, die zwar ein gesellschaftliches Thema abspricht, dabei aber nicht den Anspruch hat, darüber auch wirklich etwas auszusagen. Das Konzept eines Frauenpornos wird nie ernsthaft vertieft.

Wohlfühlen ohne Langzeitwirkung

Stattdessen legt die niederländische Regisseurin und Drehbuchautorin Nienke Römer größeren Wert auf ihre beiden Protagonistinnen. Der Film handelt von der Freundschaft von zwei Frauen, aber auch davon, wie die gemeinsame Erfahrung des Pornodrehs sie verändert. Candy & Bonita Make a Porno hat da schon eine leicht feministische Note. Ob der Film der beiden nun wirklich anders ist als ein regulärer Porno, darüber kann man sich zwar streiten – zumal man vom fertigen Ergebnis wenig sieht. Doch auch so ist das hier eine Komödie über zwei Frauen, die ihr Schicksal in die eigene Hand nehmen und den Widrigkeiten trotzen. Das hat schon leichte Feel-good-Qualitäten, wie immer, wenn unterschätzte Menschen etwas auf die Reihe bekommen. Das Motto: Wenn die Freundinnen es schaffen, ihren Porno zu drehen, dann ist letztendlich alles möglich.

Dabei handelt es sich aber nur um ein flüchtiges Wohlgefühl. Dauerhaften Eindruck hinterlässt der Film hingegen kaum. Das liegt nicht nur an der besagten Nichtigkeit des Inhalts, wenn sich Römer nicht wirklich mit den angesprochenen Themen auseinandersetzen möchte. Auch der Humor ist nicht unbedingt so, dass er einem im Gedächtnis bleiben müsste. Hin und wieder gibt es mal einen netten Einfall. Die meisten Witze sind aber so harmlos und konturlos, dass nichts hängen bleibt. In der Summe ist Candy & Bonita Make a Porno deshalb eine Komödie, die zwar schon sympathisch ist und bei der man glauben will, dass alle ihren Spaß daran hatten. Dieser überträgt sich aber nur bedingt beim Anschauen. Über manches muss man dann wohl nicht zwangsläufig reden.