Als Julia Kuschke (Emma Floßmann) in einem Vorstadtbahnhof entdeckt wird, ist sie völlig verstört. Aus gutem Grund: In ihrem Armen hält sie ihre Zwillingsschwester Anna, die Opfer eines Gewaltverbrechens wurde. Zwar erhofft sich die Polizei wichtige Informationen von Julia. Doch die junge Frau ist völlig traumatisiert und bringt kein Wort heraus. Während Linus Roth (Anton Spieker) versucht, ihr Vertrauen zu gewinnen, verfolgen Maike Riem (Anja Kling), Pia Walther (Annika Blendl) und Christoph Hofherr (Shenja Lacher) die Spur zu einer sektenartigen Gemeinschaft, die isoliert lebt und fast nur aus Frauen besteht. Mit einer großen Ausnahme: Guru Raphael Wegner (Torben Liebrecht), der über das Schicksal der Menschen bestimmt …
Siebter Teil der Krimireihe
Eine Zeit lang sah es so aus, als wäre Das Quartett eine echte Bereicherung für das Segment des deutschen Fernsehkrimis. Die Idee, vier Menschen mit unterschiedlichen Begabungen in ein Team zu stecken, war ganz vielversprechend. Die ersten Filme waren auch ziemlich solide, gehörten zu den besseren Titeln, die man im Fernsehen so sehen durfte. Seither hat die Qualität aber stark nachgelassen. Tödliche Lieferung war letztes Jahr ein nur mäßiger Teil, Mörderischer Pakt sogar ein Debakel. Da gab es ganz viel Drama, aber nur noch wenig Sinn. Auch die Einschaltquoten gingen steil bergab: Hatte man sich zuvor bei etwa sechs Millionen Zuschauern und Zuschauerinnen eingependelt, waren es da nur noch vier. Umso wichtiger wäre es, mit Das Schweigen wieder einen Schritt nach vorne zu gehen.
Ein bisschen besser ist das Ergebnis auch. Zwar findet die Reihe nicht mehr zu der Leichtigkeit zurück, die es anfangs noch gab. Man will hier offensichtlich in Zukunft doch vor allem ernste Geschichten erzählen. Wo das beim letzten Mal aber alles völlig übertrieben war, überzeugt der Aspekt bei Das Quartett: Das Schweigen schon mehr. Natürlich ist die sektenartige Gemeinschaft, bei der vor allem kaputte Leute gestrandet sind, kein wirklich alltägliches Umfeld. Die damit verbundenen Themen rund um Missbrauch von Frauen sind aber deutlich realistischer, als man es zunächst vermuten würde. Zwischendurch macht die Polizei dann auch bei einem Frauenhaus Halt, ein Zufluchtsort derjenigen, die sich der Gewalt entziehen wollen.
Viel Tragik, wenig Spannung
Weniger überzeugend ist, wie Linus als einfühlsamer Vermittler eingeführt werden soll. War er in den ersten Folgen ein Techniknerd, der ständig irgendwelche Apparaturen demonstrierte, mit Menschen aber weniger konnte, ist er inzwischen kaum noch wiederzuerkennen. Dass er durch seine Erfahrungen als Außenseiter im Kindesalter befähigt sein soll, sich mit der traumatisierten Julia zu identifizieren, ist schon sehr konstruiert. Es verstärkt zudem den Eindruck, dass man bei der Reihe ganz viel Drama will, egal wie. Dazu passen dann doch die diversen Konflikte in Das Quartett: Das Schweigen, bei denen nicht immer ganz nachzuvollziehen ist, woher sie gerade kommen. Von dem Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb des Teams ist auch nicht mehr viel zu spüren, was ursprünglich die Filme auszeichnete.
Wenn denn wenigstens der Kriminalfall spannend wäre. Zwar wird zwischenzeitlich noch eine neue Spur eröffnet, die für Brisanz sorgt. Spannend wird der Film dadurch aber nicht. Tatsächlich ist das größte Problem von Das Quartett: Das Schweigen gar nicht mal, dass da einiges konstruiert ist und von den Figuren nicht viel geblieben ist. Schlimmer ist, dass das Ergebnis recht langweilig ist. So gibt es hier zwar einige ansprechende Aufnahmen, die zusammen mit der wichtigen Thematik schon ein Grund sein können, hier einmal vorbeizuschauen. Man verpasst aber auch nicht viel, wenn man das bleiben lässt. Wer von einem Krimi unterhalten werden möchte, darf auch dieses Mal die vier Polizisten und Polizistinnen ignorieren, die nach dem vielversprechenden Start nur noch ein Beispiel unter vielen sind.
OT: „Das Quartett: Das Schweigen“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Elmar Fischer
Drehbuch: Jonni Remmler, Judith Angerbauer
Musik: Matthias Beine
Kamera: Bjorn Haneld
Besetzung: Anja Kling, Annika Blendl, Shenja Lacher, Anton Spieker, Emma Floßmann, Torben Liebrecht, Mathis Reinhardt, Angeline Anett Heilfort, Jona Levin Nicolai, Janine Meißner
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