Das Zimmer der Wunder La chambre des merveilles

Das Zimmer der Wunder

Das Zimmer der Wunder La chambre des merveilles
„Das Zimmer der Wunder“ // Deutschland-Start: 16. Mai 2024 (Kino) // 30. August 2024 (DVD)

Inhalt / Kritik

Als alleinerziehende Mutter steht Thelma (Alexandra Lamy) quasi ständig unter Druck, muss tausend Dinge gleichzeitig erledigen. Als sie eines Tages nicht aufpasst, kommt es zu einem schrecklichen Unfall: Ihr zwölfjähriger Sohn Louis (Hugo Questel) wird von einem Auto angefahren und schwer verletzt. Zwar gelingt es, ihn im Krankenhaus zu stabilisieren. Doch seither liegt der Junge im Koma, niemand weiß, ob er aus diesem noch einmal erwachen wird. Als Thelma zufällig ein Notizbuch ihres Sohns findet, das zahlreiche bislang unerfüllte Träume von Louis enthält, beschließt sie, alles dafür zu tun, um diese wahr werden zu lassen. Während ihre Mutter Odette (Muriel Robin) und Nachbar Etienne (Xavier Lacaille) die Stellung halten, beginnt sie eine Odyssee, in der Hoffnung, ihrem Kind nahezukommen und ihn aus seinem Koma zu holen …

Eine Liste für zwei

Sie sind ein wiederkehrendes Motiv in Filmen: Bucket Lists. Dabei handelt es sich um Listen mit Wünschen, Absichten oder Aufgaben, denen sich die Figuren stellen wollen, solange sie es noch können. Da war beispielsweise Das Beste kommt zum Schluss über zwei krebskranke Männer, die nicht mehr lange zu leben haben. Die To-Do Liste wiederum erzählte von einer jungen Frau, die lauter sexuelle Erfahrungen sammeln will, um für das Leben am College gewappnet zu sein. Und dann wäre da noch Zom 100: Bucket List of the Dead, das dieses Prinzip im Kontext einer Zombie-Apokalypse erzählt. In Das Zimmer der Wunder geht es nun um einen kleinen Jungen, der im Geheimen zehn Errungenschaften aufgeschrieben hat, die er vor dem Ende der Welt noch schaffen will.

Das Besondere an dem Film ist jedoch, dass es hier mal ausnahmsweise nicht die wünschende Person ist, die diesen Träumen nachjagt, sondern die Mutter. Die Adaption des gleichnamigen Romans von Julien Sandrel wählt dafür ein tragisches Szenario. Wenn Thelma diese Liste abarbeitet, dann verfolgt sie zwei Ziele. Auf der einen Seite ist da das Anliegen, Louis von ihren tollen Abenteuern zu erzählen. Schließlich besteht ja die Möglichkeit, dass er sie in seinem komatösen Zustand hören kann und vielleicht inspiriert von den Geschichten wieder aufwacht. Doch Das Zimmer der Wunder nutzt diese Konstellation auch, damit die Protagonistin wieder stärker zu ihrem Sohn findet, der anfing ihr fremd zu werden. Indem sie die Träume erfüllt und sein Leben übernimmt, fühlt sie sich stärker mit ihm verbunden.

Zwischen Komik und Tragik

Teilweise ist das ganz amüsant, wenn Thelma lauter Sachen tut, die nicht unbedingt angemessen sind für jemanden in ihrem Alter. Der Film spielt da schon mit dem Kontrast aus kindlicher Fantasie und den erwachsenen Schwierigkeiten. Insgesamt überwiegt aber schon das Ernste und das Gefühlige. Das Zimmer der Wunder bietet im Wechsel Hoffen und Bangen. Da gibt es schöne Passagen, wenn die Protagonistin einen Schritt schafft und dabei tatkräftige Unterstützung von anderen erhält. Gleichzeitig schwebt über allem aber die reelle Gefahr, dass Louis doch noch stirbt. Der Film erinnert einen auch mehrfach daran, um auf diese Weise die nötige Spannung zu erzeugen. Das Publikum soll mitfiebern, zittern und Daumen drücken, während die besagten humorvollen Momente für Erleichterung sorgen.

Prinzipiell funktioniert das ganz gut. Die Mischung passt, das Ensemble macht Spaß. Außerdem sind die Wünsche spannend genug, um für Abwechslung zu sorgen. Und das auch optisch, wenn die Odyssee um die ganze Welt führt. Das ist dann aber auch eines der Mankos: Der Film schert sich nicht einmal ansatzweise darum, ob er realistisch ist. Dass eine alleinerziehende Mutter, die schon Probleme hat, den Alltag zu finanzieren, ohne Rücksicht auf Kosten durch die Welt herumfliegt, ist einer der Gründe, warum das Drama oft etwas Märchenhaftes an sich hat. Und auch wenn Regisseurin Lisa Azuelos (I Love America, Ausgeflogen) einen eher lockeren Ton bevorzugt, dann und wann drückt sie schon kräftiger auf die Tränendüse. Insgesamt ist Das Zimmer der Wunder aber durchaus sehenswert, sofern man Lust hat auf eine Mischung aus Lebensfreude und Tragik. Gerade die zwischenmenschlichen Bande, die zwischen den verschiedensten Menschen entstehen, lassen einen im Anschluss mit einem Lächeln aus dem Kino kommen.

Credits

OT: „La chambre des merveilles“
Land: Frankreich
Jahr: 2023
Regie: Lisa Azuelos
Drehbuch: Juliette Sales, Fabien Suarez
Vorlage: Julien Sandrel
Musik: Bonjour Meow
Kamera: Guillaume Schiffman
Besetzung: Alexandra Lamy, Muriel Robin, Hugo Questel, Xavier Lacaille, Rafi Pitts

Bilder

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Das Zimmer der Wunder
fazit
Wenn in „Das Zimmer der Wunder“ eine Mutter die Träume ihres komatösen Sohns wahrmachen möchte, erwartet das Publikum eine Mischung aus amüsanten und gefühlvollen Szenen. Auch wenn das Drama ein bisschen sehr märchenhaft wird und sich niemand um Realismus schert, ist die Romanadaption doch ganz schön.
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