Dead Boy Detectives – Staffel 1

Edwin Paine (George Rexstrew) und Charles Rowland (Jayden Revri) sind seit vielen Jahren eng befreundet. Und noch etwas haben die zwei jungen Männer gemeinsam: Sie sind tot. Anstatt aber ins Jenseits überzutreten, wie es eigentlich von ihnen erwartet wird, beschließen sie, ihre besondere Lage für eine gute Sache zu nutzen. Genauer machen sie Jagd auf andere Geister, Dämonen, Hexen oder sonstige übernatürliche Wesen, die bei den Menschen für Unheil sorgen. Dabei machen sie eines Tages die Bekanntschaft des Mediums Crystal Palace (Kassius Nelson), die eine der wenigen ist, die sie sehen kann. Das ist sehr nützlich, zumal sie es mit einer Reihe mächtiger Feinde zu tun bekommen und die Jäger bald selbst zu gejagten werden …

Zwischen zwei Welten

Kommt sie oder kommt sie nicht? Nachdem längere Zeit gezittert wurde, sieht es gerade gut aus für die zweite Staffel von Sandman. Zwar war die Serie nach der Kult-Comicreihe von Neil Gaiman nicht so erfolgreich, wie sich Netflix das vielleicht gewünscht hatte. Aber es scheint gereicht zu haben. Während Fans noch darauf warten müssen, dass aus der Zusage auch etwas Greifbares und vor allem Anschaubares wird, gibt es anderweitig Nachschub. So handelt es sich bei Dead Boy Detectives gewissermaßen um ein Spin-off, da die beiden Hauptfiguren im besagten Comic ihren Anfang nahmen. Wobei die Serie ursprünglich ein Spin-off zur Serie Doom Patrol hätte sein sollen, welche für die Konkurrent geplant war. Sie fiel letztendlich aber den großen Änderungen im DC Universum zum Opfer, weshalb sie ein wenig zwischen den Stühlen sitzt.

Das ist gar nicht so unpassend für eine Geschichte, die maßgeblich davon handelt, wie zwei Menschen zwischen zwei Welten gefangen sind. Sie gehören nicht zur Welt der Lebenden, fühlen sich dieser aber verbunden, während sie sich vor dem Jenseits drücken, wo sie hingehören. Dass Figuren zwischen solche Welten stecken, ist dabei kein neuer Einfall. Immer wieder spielen Filme und Serie mit solchen Motiven. Beispielsweise ist da die Manga-Adaption Akuma Kun um einen Jungen, der von Dämonen aufgezogen wurde, und einen Halbdämon, die übernatürlichen Phänomenen nachgehen. Wie dort gibt es auch in Dead Boy Detectives eine Mischung aus Episodenhandlungen rund um einen akuten Fall und folgenübergreifenden Geschichten, bei denen es um die Truppe selbst geht. Wir erfahren mehr über die Figuren, sei es durch neue Entwicklungen oder Rückblicke.

Wilder Mix

Serienschöpfer Steve Yockey (The Flight Attendant) setzt dabei auf eine Mischung aus Komik und Tragik. Oft geht es zwar lustig zu, wenn es die zwei Geister mit kuriosen Gestalten zu tun bekommen. Aber es kann eben auch sehr traurig sein, gerade die Hintergründe der beiden Protagonisten sind schon dramatisch. Hinzu kommen dann Fantasy-Elemente, die schon in Richtung Horror gehen. Kriminologisches Geschick müssen die Dämonenjäger ebenfalls beweisen. Das klingt nach einer wilden Mischung. Ist es irgendwie auch: Bei Dead Boy Detectives wird in kurzer Zeit alles Mögliche zusammengeworfen, sei es im Hinblick auf Inhalt, Genre oder Tonalität, bis man gar nicht mehr so genau sagen kann, was das hier eigentlich sein soll.

Überraschenderweise überzeugt die US-Produktion trotz dieser Unbestimmtheit. So gibt es in der Comic-Adaption eine Reihe witziger Einfälle. Auch das Ensemble stellt sich als echte Stärke heraus. Es macht einfach Spaß, den beiden jungen Männern zuzusehen, wie sie abwechselnd Dämonen jagen und sich mit ihrer Situation und komplizierten Gefühlen auseinandersetzen müssen. Das große Spektakel sollte man dabei nicht erwarten, dafür hat wohl auch das Budget nicht gereicht. Dead Boy Detectives ist aber eine sympathische Ergänzung für das Portfolio des Streaming-Giganten, welche die Wartezeit auf Sandman verkürzt und besser ist als viele dieser Fantasyserien um junge Protagonisten und Protagonistinnen, mit denen gerade Netflix um ein Publikum buhlt.