Der Schock ist groß bei dem jungen D’Artagnan (François Civil), als er mitansehen muss, wie seine geliebte Constance Bonacieux (Lyna Khoudri) entführt wird. Für den ungestümen Kämpfer ist klar, dass er sie befreien muss. Dabei kreuzen sich seine Wege erneut mit der intriganten Milady de Winter (Eva Green), die im Verborgenen mit dem Kardinal Richelieu (Éric Ruf) die Fäden spinnt. Doch es gibt noch andere Sorgen. So droht endgültig ein Bürgerkrieg zwischen den Katholiken und Protestanten im Land, bei dem auch England fleißig mitmischt. Nun liegt es an D’Artgagnan und den drei Musketieren Athos (Vincent Cassel), Porthos (Pio Marmaï) und Aramis (Romain Duris), das Unglück noch aufzuhalten und dabei Constance zu befreien …
Zweiter Teil des Klassikers
Ernsthaft, noch eine Adaption von Die drei Musketiere? Als bekannt wurde, dass an zwei neuen Verfilmungen des Klassikers von Alexandre Dumas gearbeitet wurde, durfte man schon etwas skeptisch sein. Schließlich gibt es schon unzählige Versionen. Der Stoff bietet sich auch nicht wirklich dafür an, große Experimente einzugehen. Doch zumindest qualitativ überzeugte das Ergebnis. Bei Die drei Musketiere: D’Artagnan wurde schon ein hoher Aufwand betrieben. Auch die prominente französische Besetzung rechtfertigte den erneuten Anlauf an den bekannten Stoff. In Frankreich war der Film auch durchaus erfolgreich: Rund 3,3 Millionen Menschen sahen das Actionabenteuer im Kino. Hierzulande waren die Einspielergebnisse hingegen ernüchternd, nur 60.000 wollten bei der Neuauflage dabei sein. Für den Verleih war das wohl nicht genug. Der direkt im Anschluss gedrehte zweite Teil Die drei Musketiere: Milady wurde erst verschoben, am Ende fiel die Kinoauswertung ganz aus.
Das ist schade, weil das zweite Abenteuer dem ersten nicht nachsteht. So gibt es erneut viele Schauwerte. Dieses Mal wird auch noch ein bisschen mehr von der Welt gezeigt. War der erste Film überwiegend auf die Machenschaften in Paris beschränkt, weitet sich dieses Mal der Blick. Zu sehen gibt es dabei immer eigenes, ob es nun prächtige Schlösser sind, düstere Wälder oder die engen Gassen. Und dann wären da noch die Kämpfe, die ebenfalls dem Auge einiges zu bieten haben. Wo sich viele Actionfilme inzwischen damit zufriedengeben, dass vor Green Screens schnell geschnitten wird, geht es in Die drei Musketiere: Milady richtig zur Sache. Für Fans von Mantel-und-Degen-Filmen ist das ein Fest. Aber auch ein Publikum, eine Vorliebe an handgemachter Action hat, sollte einmal einen Blick hierauf werfen.
Wobei es sich nicht um einen reinen Actionfilm handelt. Zwar verbindet man den Namen vielleicht mit dem Abenteueraspekt. Doch Dumas packte auch jede Menge Intrigen in seine Geschichte, persönliche wie politische. Durch den Hintergrund eines drohenden Kriegs herrscht zudem eine Grundspannung: Hier knallt es wirklich an allen Ecken und Enden. Das ist imposant und sorgt für gute Unterhaltung. Allerdings geht es auch ein wenig zu Lasten der Figuren. Genauer sind es die titelgebenden Musketiere, die ein bisschen kurz kommen. Athos hat noch eine wichtigere Funktion, die beiden anderen sind einfach nur da. Andererseits ist Die drei Musketiere: Milady da auch nicht anders als der Vorgänger, bei dem einige Prominente im Ensemble nicht genug zu tun bekamen, um ihr Talent ausspielen zu können.
Dieses Mal liegt der Fokus nicht nur auf dem ungestümen Helden, erneut von François Civil verkörpert wird, der kürzlich mit Fiasco sein komödiantisches Talent unter Beweis gestellt hat. Eva Green (Penny Dreadful) hat jedoch die anspruchsvollste und dankbarste Aufgabe, wenn die titelgebende Milady gleichzeitig verschlagen und tragisch ist. So bösartig die Frau ist, man hat doch zumindest zum Teil Verständnis dafür, wie sie so werden konnte. Neu ist die Geschichte dabei nicht, Die drei Musketiere: Milady erzählt nichts, was man nicht schon kennt. Die Umsetzung ist aber erneut so gut, dass die anfängliche Skepsis letztendlich unbegründet war. Die Adaption mag sich finanziell insgesamt nicht gelohnt haben, fürs Publikum ist es dennoch ein Geschenk.
OT: „Les trois mousquetaires: Milady“
Land: Frankreich, Deutschland, Spanien
Jahr: 2023
Regie: Martin Bourboulon
Drehbuch: Alexandre de La Patellière, Mathieu Delaporte
Vorlage: Alexandre Dumas
Musik: Guillaume Roussel
Kamera: Nicolas Bolduc
Besetzung: François Civil, Vincent Cassel, Pio Marmaï, Romain Duris, Eva Green, Jacob Fortune-Lloyd, Vicky Krieps, Louis Garrel, Lyna Khoudri, Éric Ruf, Marc Barbé, Patrick Mille, Julien Frison, Jacob Fortune-Lloyd
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