Die Wut ist groß bei Werner Haas (Martin König), der in einer niedersächsischen Kleinstadt einen Schlachthof betreibt. Denn irgendjemand hat Schlachtabfälle davor abgeladen, ein kritisches Schild davor gestellt und will mit dieser Aktion gegen den Betrieb und den Umgang mit den Tieren protestieren. Doch wer steckt dahinter? Das versuchen Helena Spahn (Anna Pfingsten) und Torben Kugler (Martin Timmy Haberger) von der Polizei herausfinden. Einfach ist das nicht, denn es kommen viele dafür in Frage. Also bleibt ihnen nichts anderes übrig, als mehrere Dutzend Leute zu befragen und zahlreiche Diskussionen zu führen …
Viele Gespräche ums Schlachten
Als Schauspieler war Tobias Schönenberg bislang eher in seichter Fernsehunterhaltung zu sehen. So gehörte er längere Zeit zum Ensemble der Seifenoper Verbotene Liebe, spielte in mehreren TV-Krimis mit, auch in dem Herzkino-Beitrag Inga Lindström: Geliebter Sven war er zu sehen. Alles Titel also, die nicht unbedingt durch inhaltlichen Gehalt auffallen würden. Als Regisseur scheint er jedoch größere Ansprüche und Ambitionen zu haben. Nachdem er mehrere Kurzfilme gedreht hat, die teils auch auf Filmfesten zu sehen waren, gibt er nun mit Die Q ist ein Tier sein Langfilmdebüt Auch dieses war auf Festivals zu Gast, bevor dann jetzt der Auftritt in den Kinos ansteht.
Ob man den Film unbedingt dort sehen muss, darüber lässt sich streiten. So besteht Die Q ist ein Tier nahezu ausschließlich aus Gesprächen. Die meisten davon finden auf dem Polizeirevier statt, nur selten wird der Schauplatz gewechselt. Visuell hält sich die Abwechslung daher ziemlich in Grenzen. Die deutsche Komödie ist ein typisches Kammerspiel, bei dem Figuren auf engem Raum aufeinanderhocken und sich unterhalten, gern mal auch streiten. Gehandelt wird nicht. Wenn jemand vom Stuhl aufsteht und weggeht, ist das bereits das höchste der Gefühle. Obwohl das Thema das Schlachten von Tieren ist, sieht man auch davon nichts. Es wird lediglich beschrieben.
Viele Themen, kaum vertieft
Mangelnden Inhalt kann man dem Film hingegen nicht vorwerfen. In Anlehnung an die 53 Millionen geschlachteten Schweine im Jahr 2019 kommen 53 Menschen zu Wort. Sie alle dürfen sich in irgendeiner Form zum Thema melden. Das ist pro Figur natürlich nicht viel, zumal Die Q ist ein Tier nicht einmal anderthalb Stunden lang. Entsprechend versuchte Hilal Sezgin in dem Drehbuch, die einzelnen Personen möglichst prägnant zu machen, auch mithilfe einer deutlichen Überzeichnung. Wenn eine Esoterikerin davon spricht, sich überhaupt nicht mehr ernähren zu wollen, sondern von Licht zu leben, ist klar, dass das nicht ernst gemeint ist. So wie der Film allgemein viel Humor einsetzt bei den Diskussionen, ob das Schlachten von Tieren gestattet sein sollte.
Das heißt aber nicht, dass man hier die Themen nicht ernstnehmen würde. Hinter dem zwischen albern und satirisch angelegten Humor spürt man schon, dass das mit den Tieren eine Herzensangelegenheit ist. Tatsächlich hat die Komödie an verschiedenen Stellen schon etwas Missionarisches an sich. Anstatt dem Publikum bei einer ausgewogenen Diskussion die Wahl zu überlassen, was es daraus machen will, ist die vorgegebene Richtung deutlich. Eine wirkliche Diskussion kommt aber ohnehin nie zustande, da die meisten Befragungen letztendlich Monologe sind, die aneinandergereiht werden. Das ist ein bisschen unbefriedigend, da spannende Momente nie vertieft werden. Es ist manchmal auch etwas anstrengend. Dennoch ist Die Q ist ein Tier eine interessante Bereicherung für die hiesige Kinolandschaft, die sicher bei einigen zu Diskussionen führen werden, die selbst nach dem Abspann noch anhalten.
OT: „Die Q ist ein Tier“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Tobias Schönenberg
Drehbuch: Hilal Sezgin
Musik: hackedepicciotto
Kamera: Timo Sonnenschein
Besetzung: Anna Pfingsten, Martin Timmy Haberger, Martin König, Annaleen Frage, Christoph Schulenberger
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