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Die Zweiflers

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„Die Zweiflers“ // Deutschland-Start: 10. Mai 2024 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Nach dem Zweiten Weltkrieg hat Symcha Zweifler (Mike Burstyn) ein Delikatessen-Imperium aufgebaut, das fest in Familienhand ist. Bis jetzt, denn der betagte Patriarch hat beschlossen, das Unternehmen zu verkaufen. Seine Tochter Mimi (Sunnyi Melles) ist darüber gar nicht glücklich, fühlt sich bei der Entscheidung auch übergangen. Enkel Samuel (Aaron Altaras) stört das hingegen nicht weiter, da er mit seinem Club gut beschäftigt ist. Außerdem hat er sowieso bald nur noch Augen und Ohren für die Köchin Saba (Saffron Coomber), in die er sich Hals über Kopf verliebt. Sie verbringen viel Zeit miteinander, wollen sogar eine eigene Familie gründen – was bei den Zweiflers mit einigen Diskussionen rund um die alten Traditionen verbunden ist …

Preisgekrönte Serie aus Deutschland

Dass eine deutsche Serie international von sich reden macht, hat Seltenheitswert. Netflix war das vor einigen Jahren mit dem Mysterythriller Dark gelungen. Auch How to Sell Drugs Online (Fast) stieß über die Landesgrenzen hinaus auf große Resonanz. Die Hoffnung, dass hiesige Produktionen sich dauerhaft auf der Weltbühne etablieren könnten, bewahrheitete sich jedoch nicht. Nach dem zwischenzeitlichen Run ging es wieder bergab. Umso größer und erfreulicher war die Überraschung, als Die Zweiflers bei Canneseries die Auszeichnung als beste Serie in Empfang nehmen durfte. Zumal es sich nicht um eine Produktion der hippen Streamingdienste handelt. Stattdessen triumphierte ausgerechnet ein Werk der ARD, die von vielen als Alte-Leute-Berieselung angesehen wird.

Die Serie ist zudem nicht das, was man eventuell von ihr erwarten könnte. Eine deutsche Geschichte über eine jüdische Familie? Da erwartet man geradezu, dass es sich um ein Betroffenheitsdrama rund um den Holocaust handelt. Dieser ist natürlich Teil der Familienbiografie. Da ist beispielsweise Lilka (Eleanor Reissa), die Ehefrau von Symcha, die keinen deutschen Arzt sehen will, da sie Jahrzehnte später die Erfahrungen nicht los wird. Auch Mimi geht sehr offensiv damit: In einer Szene schleppt sie ihre Kinder in Schindlers Liste mit, als eine Art Geschichtsstunde. Für die jüngste Generation ist das hingegen kein Thema mehr. Oder besser: Es ist ein Thema unter vielen in Die Zweiflers, wenn es darum geht, in der Gegenwart eine eigene Position für sich zu finden.

Geschichte mit vielen Facetten

Das ist dann auch das, was die Serie auszeichnet. Serienschöpfer David Hadda, der zuvor die preisgekrönte Talkshow Freitagnacht Jews produziert hat, befasst sich auch hier mit dem alltäglichen jüdischen Leben in Deutschland. Dieses hat seine Eigenheiten, wenn viele Aspekte der Kultur angesprochen werden, von Beschneidung bis zu antisemitischen Erfahrungen. Vieles ist aber auch sehr universell. Die Dynamik innerhalb der Familie darf einem beispielsweise bekannt vorkommen. Die Liebesgeschichte von Samuel und Saba bietet ebenfalls viel Identifikationsfläche in Die Zweiflers, wenn zwei Menschen Gefühle füreinander entwickeln und erst noch herausfinden müssen, wie sie einander im Leben integrieren können. Berufliche Herausforderungen treffen auf private Sorgen, freudige Entwicklungen auf dunkle Geheimnisse.

Dieser wilde Mix zeigt sich auch in anderer Hinsicht, etwa beim Genre, wenn die Serie zwischen Drama, Komödie und Romanze schwankt, dazwischen auch Elemente eines Krimis einbaut. Selbst sprachlich ist Die Zweiflers überall und nirgends. Bemerkenswert ist, wie bei der Familie ständig zwischen Deutsch und Jiddisch gewechselt wird, aber auch viel Englisch gesprochen wird, wenn die verschiedensten Einflüsse und Kulturen ineinander übergehen und das Bild einer modernen Multikulti-Gesellschaft gezeichnet wird. Manche werden vielleicht bemängeln, dass der Nahostkonflikt keine Rolle spielt, der nach dem Dreh wieder zu einem großen Thema wurde. Aber Hadda geht es auch weniger um das Politische. Er sucht das Persönliche, wenn er ein Mehrgenerationenporträt entwirft, das Klischees aufgreift, sich diesen aber nicht unterwirft. Das Ergebnis ist tatsächlich sehenswert, wunderbar gespielt und in einer Zeit, in der Konfrontationen wieder an der Tagesordnung stehen, ein willkommener Beitrag, um einen wenig den Austausch zu fördern und einen differenzierteren Blick zu wagen.

Credits

OT: „Die Zweiflers“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Anja Marquardt, Clara Zoe My-Linh Von Arnim
Drehbuch: David Hadda, Sarah Hadda, Juri Sternburg
Idee: David Hadda
Musik: Marko Nyberg, Petja Virikko
Kamera: Phillip Kaminiak
Besetzung: Aaron Altaras, Saffron Coomber, Sunnyi Melles, Mark Ivanir, Mike Burstyn, Eleanor Reissa, Deleila Piasko, Leo Altaras, Ute Lemper, Leonille Wittgenstein, Lena Klenke, Martin Wuttke

Bilder

Trailer

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Die Zweiflers
fazit
„Die Zweiflers“ erzählt aus dem Leben einer jüdischen Großfamilie in Frankfurt, kombiniert dabei Individuelles mit Universellem. Herausgekommen ist ein wilder Mix, mal tragisch, mal komisch, der sehr menschlich ist, zudem wunderbar gespielt, und einen differenzierteren Blick ermöglicht.
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