Ein ganzer Kerl A Man in Full Netflix Streamen online
© Mark Hill/Netflix

Ein ganzer Kerl

Ein ganzer Kerl A Man in Full Netflix Streamen online
„Ein ganzer Kerl“ // Deutschland-Start: 2. Mai 2024 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Charlie Croker (Jeff Daniels) hat alles, was ein Mann sich wünschen kann: Reichtum, Macht, mit Serena (Sarah Jones) zudem eine schöne, jüngere Frau an seiner Seite. Doch all das droht ihm nun zu entgleiten, denn der Immobilienmogul schuldet der Bank jede Menge Geld. Als Harry Zale (Bill Camp) zusammen mit seinem Angestellten Raymond Peepgrass (Tom Pelphrey), der früher selbst für Croker gearbeitet hat, auftaucht und die Summer zurückverlangt, ist der Bankrott quasi ausgemachte Sache. Während Croker nach einem Ausweg sucht, hat sein Anwalt Roger White (Aml Ameen) noch einen weiteren wichtigen Fall, um den er sich kümmern muss. Conrad Hensley (Jon Michael Hill), der Mann von Charlies Sekretärin Jill (Chanté Adams), hat einen Polizisten angegriffen und steht nun vor Gericht …

Romanadaption und Porträt der Elite

David E. Kelley ist sicher einer der großen Namen im Fernsehgeschäft, Klassiker wie Ally McBeal, Picket Fences und Big Little Lies gehen auf ihn zurück. Auch mit Ende 60 ist der US-Amerikaner noch im Geschäft. Inzwischen arbeitet er aber vorwiegend mit Streamingdiensten. Bei Netflix gab es bislang beispielsweise die Kooperationen Anatomie eines Skandals über eine Affäre eines Politikers sowie das Justizdrama The Lincoln Lawyer. Letztere war offensichtlich recht erfolgreich, eine dritte Staffel ist bereits angekündigt. Nun kommt mit Ein ganzer Kerl eine dritte Zusammenarbeit zwischen dem Produzenten und Serienschöpfer mit dem Video-on-Demand-Anbieter.

Dabei haben die drei Serien noch eine Gemeinsamkeit: Es handelt sich jeweils um Adaptionen von Romanen. Bei Ein ganzer Kerl steht das gleichnamige Werk von Tom Wolfe Pate. Dieser war überwiegend als Journalist bekannt, veröffentlichte aber auch mehrere Romane, darunter das ebenfalls verfilmte Fegefeuer der Eitelkeiten. In seiner Arbeit setzte sich der US-Amerikaner oft mit Eliten und Klassenunterschieden auseinander. Insofern dürfte es niemanden verwundern, dass auch bei der Serie diese Themen auftauchen. Veranschaulicht wird dies durch den Unternehmer, der sich völlig überschuldet hat und plötzlich seine Rechnungen nicht mehr zahlen kann. Das wird manche vielleicht an Trump erinnern, den Meister des Scheins und der glitzernden Fassade. Kelley, der alle Drehbücher geschrieben hat, vermeidet es aber, zu offensichtliche Parallelen ziehen zu wollen. Croker ist aufgeblasen, ist aber kein schlechter Mensch, was sein Einsatz für den Mann seiner Sekretärin zeigt.

Etwas unbefriedigend

Die beide Stränge haben dabei nicht so wahnsinnig viel miteinander zu tun. Durch die Parallele wird zwar ein bisschen der systematische Rassismus verdeutlicht: Während Croker als reicher weißer Mann bislang leben konnte, wie er wollte, wird der dunkelhäutige Hensley zum Opfer von Polizeigewalt und muss für seine Gegenwehr nun vor Gericht. Das Thema ist zweifelsfrei wichtig und ebenso aktuell wie 1998, als der Roman erschienen ist. Kelley verpasst es jedoch, aus der Kombination der beiden Stränge wirklich etwas zu machen. Die Verbindung über den gemeinsamen Anwalt ist dünn, Ein ganzer Kerl entwickelt daraus kein schlüssiges Konzept. Hinzu kommen die Unterschiede in der Tonalität. Während der Part um Croker immer mal wieder humorvoll überzogen ist, gerade das Finale ist absolut grotesk, vermeidet die US-Produktion beim zweiten Strang jeden Spott und satirische Anflüge. Das verstärkt den Eindruck, dass da einfach zwei Geschichten zusammengeworfen wurden, die nichts gemein haben.

Dass die Kritiken nicht allzu berauschend ausgefallen sind, überrascht dann auch nicht wirklich. Zumal die Figurenzeichnung recht genügsam ist, man bei den Charakteren keine nennenswerten Nuancen oder Brüche bekommt. Doch auch wenn Ein ganzer Kerl letztendlich ein bisschen unbefriedigend ist, hat die Serie doch ihre Momente. So bringt Daniels natürlich wieder jede Menge Charisma mit, was viele Szenen aufwertet. Tom Pelphrey in der Rolle des schmierig-verschlagenen Antagonisten hat ebenfalls seine Momente. Da die Serie mit sechs Folgen à 45 Minuten recht überschaubar ist, kann man daher trotz allem einen Blick riskieren. Der große Höhepunkt ist daraus aber nicht geworden, mehr als solide ist die Adaption trotz der illustren Namen nicht.

Credits

OT: „A Man in Full“
Land: USA
Jahr: 2024
Regie: Regina King, Thomas Schlamme
Drehbuch: David E. Kelley
Vorlage: Tom Wolfe
Idee: David E. Kelley
Musik: Craig DeLeon
Kamera: Tobie Marier-Robitaille, Craig Wrobleski
Besetzung: Jeff Daniels, Diane Lane, Tom Pelphrey, Aml Ameen, Chanté Adams, Jon Michael Hill, Sarah Jones, William Jackson Harper, Lucy Liu

Bilder

Trailer

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Ein ganzer Kerl
fazit
„Ein ganzer Kerl“ folgt einem vermögenden Unternehmer, der plötzlich vor dem Ruin steht, und einem jungen Mann, der vor Gericht steht. Themen gibt es in der Serie nach dem gleichnamigen Roman mehr als genug. Es wird aber nicht genug daraus gemacht, ebenso wenig aus den Figuren.
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