Hochzeitsreise

Eigentlich lief es ja ganz gut im Leben von Hamad (Mahmoud Boushahri). Bis zu dem Zeitpunkt, an dem sein Vater, für dessen Firma er arbeitet, ihm ein Ultimatum setzt: Entweder er heiratet bald und bekommt ein Kind oder er ist seinen Job los. Und was nun? Auf der Suche nach einer spontanen Braut kommt er mit Noor (Nour Al Ghandour) zusammen. Auch sie will dringend heiraten, wenngleich aus eher weniger produktiven Absichten heraus. Sie will ihren Freund eifersüchtig machen, der heimlich eine andere zu heiraten beabsichtigt, in der Hoffnung, dass er so zu ihr zurückkommt. Hamad und Noor werden sich auf diese Weise schnell einig und geben sich das Ja-Wort. Die Sache hat nur einen Haken: Die beiden können sich nicht ausstehen …

Liebeskomödie aus Kuwait

Bei Netflix werden Gefühle bekanntlich große geschrieben. Zumindest nimmt der Streamingdienst unentwegt irgendwelche Liebesgeschichten ins Programm auf. Immerhin, er zeigt sich dabei von einer sehr internationalen Seite, wenn es ständig in andere Länder geht. So erzählte die spanische Produktion Wand an Wand von zwei Menschen, die nebeneinander wohnen, sich gegenseitig nerven und dann doch Gefühle entwickeln. Auch beim italienischen Drama Der Tränenmacher kommen sich zwei entgegengesetzte Menschen, hier zwei Waisenkinder, näher. Bei der brasilianischen Liebeskomödie Rodeio Rock – Unverhofft kommt oft verliebt sich ein Rocksänger in die Ex-Freundin des Schlagsängers, als der er sich ausgibt. Nun kommt mit Hochzeitsreise wieder Nachschub, dieses Mal geht es nach Kuwait.

Da dürften manche hellhörig werden. So gab es in den letzten zwei Jahren zwar mehrere saudi-arabische Netflix-Produktionen, die uns das namentlich bekannte, aber von wenigen selbst erfahrene Land näherbrachten. Die direkt daran anschließende Monarchie Kuwait ist hingegen bislang filmisches Terra incognita. Das lässt einen natürlich darauf hoffen, dass man hier vielleicht etwas geboten bekommt, was den Film von den vielen anderen Liebeskomödien unterscheidet, die ständig veröffentlicht werden. Sieht man aber einmal von der dort üblichen Kleidung ab, den weißen Gewändern, welche Männer tragen, wüsste man nicht, dass Hochzeitsreise auf der Arabischen Halbinsel spielt. Noor hat mit ihrer westlich geprägten Kleidung und ihrem Job als Fitnesstrainerin wenig mit dem gängigen Bild gemeinsam.

Enttäuschend austauschbar und langweilig

Vor allem die Geschichte ist dermaßen austauschbar, dass jegliche Form eines lokalen Flairs verlorengeht. Zugegeben, dass ein erwachsener Mann gegen seinen Willen mit dessen Cousine verheiratet werden soll, ist nicht ganz alltäglich. Der Rest aber schon. Hochzeitsreise arbeitet beispielsweise wie Wo die Lüge hinfällt mit zwei Menschen, die sich anfangs feindselig gegenüberstehen, sich mit der Zeit aber verlieben. Und auch das Motiv, dass sich die Hauptfiguren als Paar ausgeben, obwohl sie – noch – keins sind, darf einem sehr bekannt vorkommen. Von den Lügen, die den designierten Liebenden irgendwann um die Ohren fliegen, ganz zu schweigen. Die Wege, die der Film abschreitet, sind so ausgetreten, dass es praktisch keinen Boden mehr gibt.

Damit ist die kuwaitische Liebeskomödie natürlich nicht allein. Es ist oft sogar Standard, dass diese Filme sich davor hüten, etwas Eigenes erzählen zu wollen. Kaum ein filmischer Bereich neigt derart stark zum Formelhaften. Das wäre weniger schlimm, wenn es denn wenigstens beim Humor etwas Nennenswertes gibt. Aber die Witze sind dermaßen langweilig, dass die rund 100 Minuten zu einer absoluten Qual werden. Da auch die romantischen Szenen nicht besonders sind, kann man sich Hochzeitsreise getrost sparen. Die Neugierde, was der kuwaitische Import wohl bringen würde, wird bitter enttäuscht.