Seit drei Jahren leben Ichiko (Hana Sugisaki) und Yoshinori (Ryuya Wakaba) zusammen, bei einem gemeinsamen Abendessen nimmt Yoshinori allen Mut zusammen und hält um ihre Hand an. Ichiko ist außer sich vor Freude, sodass ihr Verlobter vollkommen irritiert ist, als er die Wohnung am nächsten Tag nach seiner Arbeit verlassen vorfindet und auch in den nächsten Tagen von seiner Freundin jede Spur fehlt. Schließlich wendet er sich an die Polizei und gerät an Inspektor Goto (Shohei Uno), der nicht nur die Ermittlungen übernimmt, sondern Ichiko auch in einem anderen Fall sucht. Yoshinori beschließt, entgegen der Bitte des Inspektors, dies nicht zu tun, bei den Ermittlungen zu helfen und Antworten auf seine vielen Fragen zu erhalten. Seine Suche führt ihn zu alten Schulfreunden und Bekannten Ichikos, die alle eine weitere Facette ihrer Vergangenheit aufdecken. Was Yoshinori noch mehr erstaunt, ist, dass seine Freundin vielen von ihnen unter einem ganz anderen Namen bekannt ist.
Viele Wege führen ans Ziel
Das Genre des Mystery-Drama scheint es dem japanischen Regisseur Akihiro Toda angetan zu haben. Mit Ichiko, der auf der Nippon Connection 2024 zum ersten Mal einem deutschen Publikum gezeigt wird, legt er nach The Name bereits seinen zweiten Film vor, in dem das Geheimnis um die Identität einer der Hauptfiguren eine wichtige Rolle spielt. Basierend auf seinem eigenen, mehrfach ausgezeichneten Theaterstück verwebt er unterschiedliche Zeitebenen und Figuren zu einer Art narrativen Teppich, der zusammengesetzt das ganze Bild der von Hana Sugisaki gespielten Heldin ausmacht.
Wie bei jedem Mystery-Drama steht natürlich die Suche nach Antworten im Vordergrund der Geschichte und macht einen großen Teil der Spannung aus. Im Falle von Ichiko verläuft dies auf zwei Weisen, denn neben Yoshinoris Suche nach Antworten, die mehr oder weniger erzählerisch linear abläuft, gibt es da noch die verschiedenen Flashbacks, welche meist zugleich eine neue Figur einführen. Dramaturgisch hat dies Vor- und Nachteile, wobei Letztere vor allem im zweiten Aspekt zu finden sind, da nicht jedes dieser Segmente wirklich zielführend für die Handlung ist oder diese erweitert. In dem fehlgeleiteten Versuch, seiner Figur und dem Geheimnis um ihre Identität noch mehr Tiefe zu verleihen, verheddert sich Toda in ein paar dieser Segmente, ohne die der Film insgesamt wesentlich stringenter wäre. Zusätzlich doppelt sich vieles mit den Begegnungen Yoshinoris mit den unterschiedlichen Figuren, sodass man sich mehr als einmal fragt, ob man dies den Schauspielern nicht auch selbst hätte überlassen können, die Geschichte ihrer Figur zu erzählen. Das nötige Talent hat Toda nämlich durchaus vor seiner Kamera versammelt.
Wer ist diese Frau?
Eines dieser Talente ist eindeutig Hana Sugisaki, die als Ichiko eine schauspielerische Leistung hinlegt, welche beachtlich ist. Es ist nicht einfach, eine Figur zu spielen, die auf der einen Seite nicht zu viel von sich preisgeben kann, aber dann auch wieder so emotional zu agieren, dass die Dimensionen ihrer Empfindungen, die Reaktionen auf das Geschehen und wie sie dieses geprägt hat, hervorgehoben werden. Auch Ryuya Wakaba und Yuki Morinaga überzeugen in ihren Rollen, wobei Morinagas Figur sicherlich zu den eher unangenehmen Persönlichkeiten in Ichiko gehört, besonders durch die Übergriffigkeit und die voyeuristischen Tendenzen seines Charakters. Nicht immer erzählerisch gelungen, aber interessant verwebt Akihiro Todas und Naho Kamimuras Drehbuch die einzelnen Figuren miteinander und betont, wie die Geschichte der Hauptfigur viele andere Leben manipuliert und beeinflusst hat.
OT: „Ichiko“
Land: Japan
Jahr: 2023
Regie: Akihiro Toda
Drehbuch: Akihiro Toda, Naho Kamimura
Musik: Masamichi Shigeno
Kamera: Kosuke Haruki
Besetzung: Hana Sugisaki, Ryuya Wakaba, Yuki Morinaga, Shohei Uno, Yuri Nakamura
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)