Mit Yokai kennt sich Kitaro gut aus, er hat sich schon mit den unterschiedlichsten Wesen angelegt. Doch aktuell ist er ratlos. Als Folge eines Konflikts mit einem missgünstigen Wissenschaftler hat er sich in ein riesiges Seeungeheuer verwandelt. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, wird er nun von den Menschen gejagt, die in ihm eine große Bedrohung sehen. Zwar gibt es Leute, die ihm treu zur Sache stehen. Doch er steckt in einer Bredouille, da er nicht weiß, wie er sich zurückverwandeln kann. Das ist nicht das einzige Abenteuer, welches der Junge bestreiten muss, denn seine Fähigkeiten zur Geisteraustreibung sind schwer gefragt …
Gejagter und Jäger zugleich
Ein bisschen eigenwillig ist die hiesige Veröffentlichungspolitik von Kitaro ja schon. Während die meisten Mangas in ihrer chronologischen Reihenfolge bei uns herauskommen, man also mit dem Anfang beginnt, schnappte man sich für den ersten Band Kitaros Geburt einige spätere Geschichten, die als Einführung dienen sollen. Dafür sprang man etwas wild in der Zeit hin und her. Beim zweiten Band Der Krieg der Yokai ging man dazu über, Geschichten aus der mittleren Zeit zu verwenden. Die durften dafür aber länger sein und mehrere Kapitel umfassen. Der Band endete mit dem Abenteuer, bei dem sich Kitaro in das Seeungeheuer verwandelt hat. Und eben an der Stelle schließt Band drei Schloss Yokai an. Man sollte also den zweiten Band kennen, um einzusteigen, da dieser die ersten beiden Kapitel enthält, während hier fünf weitere zu dem Abenteuer enthalten sind.
Dabei ist diese Geschichte gar nicht so wahnsinnig typisch für die Reihe von Shigeru Mizuki. Normalerweise erzählt dieser, wie sich der Junge mit diversen Yokais anlegt, oft auf Bitten der Menschen, die von den übernatürlichen Wesen verfolgt werden. Bei den späteren Abenteuern im dritten Band ist das auch wieder der Fall. Da ist beispielsweise die Titelgeschichte Schloss Yokai, in dem unheimliche Monster hausen, die Menschenopfer verlangen. Oder auch Der Vampir Elite, das den Band abschließt und im vierten Band fortgesetzt wird. Zwischen diesen drei größeren Geschichten finden sich auch wieder zwei kurze, die jeweils nur ein Kapitel enthalten. Auch dort geht es um einen Konflikt zwischen Yokais und den Menschen, die nur Kitaro lösen kann.
Legenden aus dem alten Japan
Der Reiz der Reihe liegt dabei in der Vielfalt dieser besagten Yokais. Während manche auch einem hiesigen Publikum bekannt sind wie etwa der Vampir, sind andere reichlich bizarr. Die Abenteuer greifen auch gern auf alte Legenden zurück oder tun zumindest so als ob. Wenn wir von einem alten Mann erfahren, der in einem Spiegel lebt und immer wieder schöne Frauen dorthin entführt, dann kann man sich das auch gut als Schauergeschichte am Lagerfeuer vorstellen. Brutal wird es dabei in Kitaro nicht. Die Geschichten sind in Schloss Yokai schon unheimlich, verzichten aber auf Gewalt oder Blut. Ein kleines Manko ist die Willkürlichkeit. Das betrifft zum einen die Auflösung der Geschichten, aber auch den Rattenmann, der bislang immer ein Freund Kitaros war, hier aber aus nie erklärten Gründen als Böser auftritt.
Zusammen mit der sich doch etwas ziehenden ersten Seeungeheuer-Geschichte führt das dazu, dass der dritte Band etwas schwächer ist als der zweite. Für sich genommen ist er aber noch immer lohnenswert. Das liegt nicht nur an den fantastischen Elementen, sondern auch an der Optik. Mizuki verstand es, kuriose Kreaturen zu erschaffen, wie man sie sonst fast nirgends findet. Hinzu kommen die sehr stimmungsvollen Settings und Hintergründe, vor denen aktuelle Hits wie Demon Slayer: Kimetsu no Yaiba verblassen. Ob wir in der modernen Stadt unterwegs sind oder in verwunschenen Wäldern, das ist atmosphärisch alles sehr stark. Wer sich für das alte Japan interessiert, sollte die Reihe ins Auge fassen, was eben auch Kitaro – Band 3: Schloss Yokai wieder bestätigt.
OT: „Hakaba Kitarō“
Land: Japan
Jahr: 1966/67
Text: Shigeru Mizuki
Zeichnungen: Shigeru Mizuki
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