Leben mit Leoparden

Auch wenn sie nicht so zahlreich sind wie die True Crime Dokus oder die diversen Reality TV Shows, gehören sie doch fest zum Sortiment von Netflix: Dokus über Tiere oder die Natur. Gerade erst hatte der Streamingdienst Unsere lebende Welt ins Programm aufgenommen, bei dem es um die unterschiedlichsten Themen innerhalb von Flora und Fauna ging. Nun kommt mit Leben mit Leoparden schon wieder Nachschub. Der Titel nimmt dabei bereits vorweg, worum es geht: Wir folgen einer Leoparden-Familie, die in Botswana lebt, und beobachten, wie sich diese durch den Alltag kämpft. Und das wortwörtlich, wenn fast jeder Tag von Kämpfen geprägt ist.

Tiere sind auch nur Menschen

Zu Beginn lernen wir eine Leoparden-Mutter kennen, die noch zwei sehr kleine Jungen hat, die versorgt werden müssen. Letztere sind natürlich unglaublich niedlich, was man sich in der Serie auch zunutze macht. Schließlich versucht man von Anfang an, dass das Publikum eine Bindung zu den drei Tieren aufbaut. Zu dem Zweck scheut man bei Leben mit Leoparden auch nicht vor Vermenschlichung zurück. Bei Tierdokus ist das keine Seltenheit, viele begnügen sich nicht damit, einfach nur die Natur zu zeigen. Sie soll auch verkauft werden, indem zum Beispiel das Verhalten interpretiert wird. Und weil das nicht genug ist, kommt noch eine Musik ins Spiel, die bewusst aufbauscht und keine Chance ungenutzt lässt, die Zuschauer und Zuschauerinnen manipulieren zu wollen.

Das muss einen nicht stören. Schließlich gibt es viele Produktionen, die mit solchen Tricks arbeiten und dabei ähnlich ungeniert sind. Aber es gibt schon immer wieder Stellen, die derart plump geworden sind, dass man sich schon auch ärgern darf. Befremdlich ist zudem, wie das Team hinter der Kamera die drei Leoparden anfeuert. Da wird dann in Leben mit Leoparden gefeiert, wenn ein anderes Tier getötet wird und damit eine Wertung vorgenommen, wer leben darf und wer nicht. Sie seien stolz auf die Raubtiere, wird mehrfach gesagt. Seltsam ist auch, wie immer wieder gesagt wird, dass der männliche Nachkomme nichts auf die Reihe bekommt, später dann auf einmal das Urteil revidiert wird. Da wird dann einfach irgendwas behauptet, in der Hoffnung, dass niemand so genau aufpasst.

Viel zu sehen

Das ist schade, weil der Film das gar nicht nötig hätte. So gibt es eine ganze Menge zu sehen, sei es im Hinblick auf die unberührten Landschaften oder auch die übrigen Tiere. Mal sehen wir Impalas, dann Warzenschweine oder Paviane, auch andere Leoparden lassen sich blicken. Dabei sind die Grenzen zwischen Jäger und Gejagtem fließend. Das gilt bei Leben mit Leoparden auch innerhalb der Familie, wenn es mit der Zeit zu schmerzhaften Abnabelungsprozessen kommt. Da geht es dann nicht nur darum, dass die beiden Kinder irgendwann auf eigenen Pfoten stehen müssen. Sie werden mit dem Alter zu Konkurrenten für die Mutter, gar zu einer Gefahr. Schon vorher gibt es Szenen mit dem Vater, die ebenfalls zwischen Familie und Antagonismus schwanken.

Ein paar interessante Passagen sind also dabei. Zwischendurch wird es auch spannend, wenn die Großkatzen in gefährliche Situationen geraten und man nicht weiß, welche Seite siegreich sein wird. Zusammen mit den besagten sehenswerten Bildern findet man also schon einige Gründe, wofür sich das Einschalten lohnt. Zumal die Doku nicht viel Zeit einfordert: Gerade einmal siebzig Minuten lang ist Leben mit Leoparden. Da bleibt nicht viel Raum für Langeweile. Wer sich für Einblicke in die Natur und die Welt der Tiere interessiert, kann daher schon mal reinschalten. Man darf nur keine zu großen Erwartungen an den Gehalt haben, wenn sich der Informationsgrad doch eher in Grenzen hält.