Lustiges Taschenbuch Classic Edition: Die Comics von Carl Barks – Band 1

Auch wenn man Donald Duck & Co. in erster Linie mit dem Namen Walt Disney verbindet, ist ein anderer nicht weniger wichtig: Carl Barks. Dieser arbeitete an einigen der frühen Zeichentrickkurzfilme, bevor er anfing, die Comics zu zeichnen. Dabei schuf er einige große Klassiker und führte zudem Figuren ein, die zu einer festen Größe in der Disney-Welt wurden. Ob Dagobert Duck, Oma Duck, Daniel Düsentrieb oder die Panzerknacker, sie alle gehen auf ihn zurück. Zudem war er maßgeblich daran beteiligt, den Figuren mehr Kontur zu verleihen. So war Donald zwar bereits in mehreren Zeichentrickfilmen zu sehen, angefangen bei Die kluge kleine Henne (1934). Doch erst durch die Comics von Barks wurde er die Figur, als die man ihn heute kennt.

Die Anfänge einer Comic-Legende

Der erste Sammelband, der im Rahmen der Lustiges Taschenbuch Classic Edition veröffentlicht wurde, enthält insgesamt 22 Geschichten rund um Donald Duck. In einigen davon tauchen auch seine Neffen Tick, Trick und Track auf, die bei ihm wohnen. Darüber hinaus sind nur wenige der klassischen Figuren zu sehen. Kater Karlo und Daisy Duck sind jeweils in einer Geschichte zu sehen. Micky Maus, Goofy und Pluto fehlen völlig. Man braucht diese aber auch nicht unbedingt, Barks hat auch ohne sie einiges zu zählen. Wobei es schon zu stärkeren Schwankungen kommt. Das betrifft einerseits die Länge der Geschichten. Während viele gerade einmal zehn Seiten lang sind, finden sich auch welche darunter, die mehrere Dutzend Seiten umfassen.

Die längste ist auch gleich zu Beginn: Piratengold, mit der Barks 1942 sein Debüt gab, nimmt mehr als 60 Seiten ein, rund ein Fünftel des gesamten Bandes. Die Geschichte ist dann auch deutlich epischer, wenn das Quartett, angeführt von einem Papageien-Kapitän, einen Schatz suchen. Auch Der Schlangenring von 1943, ein weiterer bekannter Klassiker, hat eine schöne Abenteueratmosphäre. Darin müssen die Ducks bis ins ferne Ägypten reisen, auf der Reise nach einem der verschwundenen Neffen. Hier gibt Barks bereits einen Vorgeschmack auf die komplexeren Abenteuer, die er später noch zeichnen würde, wie etwa Im Land der viereckigen Eier. Bei diesen reisen die Enten zusammen mit Dagobert um die Welt, erkunden fremde Länder und suchen nach verborgenen Schätzen.

Absurde Alltagsabenteuer

Die meisten Comic-Strips hier sind deutlich kleiner und alltäglicher angelegt. Ein wiederkehrendes Thema sind die Streitigkeiten zwischen Donald und seinen Nachbarn. Die können dann schon einmal kräftig eskalieren und völlig absurde Ausmaße annehmen. Auch sonst hat Barks Spaß daran, an und für sich gewöhnliche Momente völlig zu übertreiben. Ob es nun eine Schneeballschlacht ist, die komplett aus dem Ruder läuft, ein Pferderennen, bei dem alles erlaubt ist, oder der vergebliche Versuch, mit guten Taten zu einer besseren Ente zu werden: Normal geht es bei der Familie so gut wie nie zu. Selbst Skifahren oder Drachen steigen zu lassen können auf diese Weise zu einer nervenaufreibenden Angelegenheit werden.

Liest man die gesammelten Geschichten am Stück, wird es ein wenig eintönig, da sich manche Sachen zu sehr wiederholen. Oft dreht es sich um einen Wettstreit zwischen Donald und den Neffen sowie seine ständigen Wutausbrüche. Das ist dann schon lustig, aber nicht immer abwechslungsreich. Dennoch ist der Sammelband lesenswert. Selbst wenn die inhaltlichen Ambitionen geringer sind als bei den großen Werken von Barks und auch visuell nicht viel passiert, enthalten die hier beinhalteten Strips doch viele witzige Szenen, die eben aufgrund der enormen Übertreibungen Spaß machen. Lustiges Taschenbuch Classic Edition: Die Comics von Carl Barks ist nicht nur für ein historisch interessiertes Publikum zu empfehlen. Auch ein heutiges Publikum, das einfach nur komische Abenteuer sehen möchte, wird gut bis sehr gut bedient.