Für Jun (Ryuya Wakaba) bricht eine Welt zusammen, als seine Freundin Jun (Rio Yamashita) ermordet wird und er die Leiche identifizieren muss. Wie soll er mit diesem Verlust nur klarkommen? Außer sich vor Wut und Schmerz beschließt er, den Mörder (Yusuke Iseya) zu suchen, um sich an ihm zu rächen. Tatsächlich macht er diesen ausfindig. Es gelingt ihm auch, den Mann zu töten und dessen Leiche zu entsorgen. Umso größer ist der Schock, als Jun am nächsten Morgen aufwacht und sich der Tag wiederholt, der Mörder wieder am Leben ist. Und das wird nicht das letzte Mal sein. So oft Jun den Mann auch tötet, am nächsten Tag ist alles wieder rückgängig gemacht …
Zeitschleife etwas anders
Sie erfreuen sich noch immer großer Beliebtheit: die sogenannten Zeitschleifenfilme, bei denen eine oder mehrere Figuren dazu gezwungen sind, einen bestimmten Zeitabschnitt mehrfach zu durchleben. Die geläufigste Variante ist die, dass ein Tag wiederholt wird, viele Male. Es geht aber auch länger oder kürzer. Vor einigen Wochen ist bei uns beispielsweise die japanische Komödie River – The Timeloop Hotel erschienen, wo es um wiederkehrende zwei Minuten gibt, was dann zu einem gehörigen Zeitdruck führt und den Film von anderen thematisch ähnlichen unterscheidet. Mit Penalty Loop kommt nun ein weiteres Beispiel aus Japan, welches aufzeigt, dass man mit dem bewährten Konzept noch neue Geschichten erzählen kann.
Sicher, dass jemand bei einem Zeitschleifenfilm immer wieder stirbt, diesen Einfall hatten auch schon andere. Happy Deathday war damit sehr erfolgreich. Dort musste die Protagonistin herausfinden, wer sie jeden Tag aufs Neue tötet und weshalb, um der Todesschleife zu entkommen. Penalty Loop wechselt jedoch die Perspektive und erzählt die Geschichte aus der Sicht eines Mannes, der jeden Tag denselben Mord begeht und sich wundert, warum das wieder rückgängig gemacht wird. Wie beim obigen Titel auch ist sich das Opfer dessen ebenfalls bewusst, was zu diversen komischen Situationen führt. Sowohl die vergeblichen Versuche des Täters, endlich einmal einen fatalen Schlussstrich ziehen zu können, wie auch die des Ziels, der aus nachvollziehbaren Gründen allem entkommen möchte, sorgen für Lacher. Tatsächlich hätte man sich das Ganze auch gut als schwarze Komödie vorstellen können.
Viel Stoff zum Nachdenken
Doch Shinji Araki hatte etwas anderes im Kopf. Der Regisseur und Drehbuchautor, der bereits in seinem Science-Fiction-Mystery-Drama The Town Of Headcounts interessante Fragen stellte, damals zum Thema Identität, befasst sich wieder mit schweren Themen. Dieses Mal geht es um den Umgang mit Trauer und Schmerz. Was hilft dabei, mit einem Verlust umzugehen? Wie begegnen wir jemandem, der ein schreckliches Verbrechen begangen hat? Penalty Loop wirkt da auch wie eine Antwort auf die zahlreichen inhaltlich oft etwas fragwürdigen Rachethriller, von denen es im B-Movie-Segment nur so wimmelt. So verständlich die Motivation des Protagonisten ist, auf diese Gewalt selbst mit Gewalt zu reagieren. Sie wird für ihn nicht zur erhofften Erlösung.
Das Ergebnis ist so ungewöhnlich wie das oben genannte Werk des Filmemachers. Es enthält auch einzelne überraschende Wendungen, wenn die Geschichte sich später in eine andere Richtung entwickelt, als man vermutlich denken würde. Zwischenzeitlich tritt der Film etwas auf der Stelle. Auch wenn Penalty Loop mit einer Laufzeit von 100 Minuten nicht sehr lang ist, hat man das Gefühl, der Stoff hätte sich bei einem Kurzfilm besser gemacht. Dafür wirkt der Beitrag von der Nippon Connection 2024 lange nach. Da ist einiges dabei, das einem emotional nähergeht und worüber man im Anschluss diskutieren bzw. nachdenken kann. Sehenswert ist der zweite Film von Araki und macht neugierig darauf, was der Japaner wohl in Zukunft noch alles drehen wird.
OT: „Penalty Loop“
Land: Japan
Jahr: 2024
Regie: Shinji Araki
Drehbuch: Shinji Araki
Musik: Takashi Watanabe
Kamera: Yasutaka Watanabe
Besetzung: Ryuya Wakaba, Yusuke Iseya, Rio Yamashita, Dae-Yeon Jin
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