Als Influencerin erreichte Aalisha Mansour (Hannah Gharib) ein Millionenpublikum. Doch damit ist es nun vorbei: Die junge Frau ist von einem Dach aus in den Tod gestürzt. Offen ist jedoch, ob es Selbstmord war oder jemand sie hinuntergestoßen hat. Schließlich war ihre Karriere zuletzt durch die Bewerbung eines falschen Produkts ins Stocken geraten. Auf der Suche nach Antworten schaut sich Kriminalhauptkommissarin Doreen Brasch (Claudia Michelsen) bei der Familie um. Vor allem ihr Bruder Mahdi (Mo Issa) könnte für einen Mord in Frage kommen, da er wenig glücklich mit den öffentlichen Auftritten seiner Schwester war. Aber auch Aalishas Partnerin Leonie (Katharina Stark) ist von größerem Interesse …
Ein Leben für die Öffentlichkeit
Auch wenn der Tatort die Speerspitze des deutschen Fernsehkrimis darstellt im Hinblick auf die Zuschauerzahlen, waren die Filme von Polizeiruf 110, die gelegentlich auf dem Sendeplatz des Platzhirschs laufen, zuletzt oft etwas besser. Vor allem Der Dicke liebt um ein ermordetes Mädchen und einen Selbstjustizmob waren sehenswert. Aber auch Schweine, bei dem eine Jagdgesellschaft tödlich endete, hatte inhaltlich einiges zu bieten. Ein Selbstläufer ist die von der ARD produzierte Krimireihe aber nicht, wie der neue Film Unsterblich zeigt. Denn der 413. Fall der ursprünglich in der DDR gestarteten Fernsehinstitution ist letztendlich ein ziemlicher Reinfall, trotz einer im Grund interessanten Grundidee.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht dabei eine Influencerin bzw. das mit dieser Tätigkeit untrennbar verbundene Leben in der Öffentlichkeit. Das gibt es natürlich in vielen Berufen. Doch während bei künstlerischen Tätigkeiten, bei Sport oder in der Politik eine große Bekanntheit im Idealfall eine Begleiterscheinung ist, nicht das eigentliche Ziel, ist das bei Influencern anders. Diese müssen ihre eigene Marke sein, machen sich selbst zum Produkt, welches von der Beliebtheit abhängig ist. Polizeiruf 110: Unsterblich erzählt dann auch von dem Druck, der damit einhergeht. Nachdem Aalisha in Ungnade gefallen war, bedeutete das nicht nur eine berufliche Herausforderung. Es war auch ein Angriff auf ihr Selbstbild, das nur dann von Wert ist, wenn es genügend Likes von außen gibt. Was macht das mit einem Menschen? Was macht das aus einer Gesellschaft, wenn sie Leute zu narzisstischem Verhalten geradezu ermuntert?
Nicht viel zu sagen
Leider hat Drehbuchautor Michael Gantenberg (Mord oder Watt? Ebbe im Herzen) zu dem Thema aber gar nicht so wahnsinnig viel zu sagen. Die Protagonistin ist nichtssagend, gleiches gilt für die Überlegungen, die sich die Figuren zu all dem machen. Am interessantesten ist da noch die kurze Verbindung zu Rassismus. Aber auch daraus wird nicht so wahnsinnig viel gemacht. Stärker in Erinnerung bleibt da schon eine Wendung, mit der Polizeiruf 110: Unsterblich die Geschichte noch einmal auf den Kopf stellt. Sonderlich glaubwürdig ist das Ganze jedoch nicht, basiert letztendlich auf der Annahme, dass alle verrückt sind. Diese darf man natürlich teilen. Eine gute Geschichte wird daraus aber nicht, zumal es jetzt auch kein besonders origineller Einfall ist. Ähnliche Auflösungen hat man schon in diversen anderen Krimis gesehen.
Spannend ist der Film sowieso nicht. Nach der besagten Wendung ist mehr oder weniger klar, was vorgefallen ist. Die Zuschauer und Zuschauerinnen können ab diesem Zeitpunkt nur darauf warten, dass das Unvermeidbare endlich enthüllt wird und die Kommissarin auf die Lösung kommt. Polizeiruf 110: Unsterblich wird da ziemlich zäh, zumal das fehlende Rätselraten nicht anderweitig ausgeglichen wird. Die an und für sich tragische Geschichte entwickelt keinen emotionalen Zug. Eigentlich ist es einem egal, was dann noch geschieht: Die Figuren sind weder interessant noch sympathisch genug. Letzten Endes kann man sich den Sonntagabend dann anderweitig reservieren, hierfür sollte man ihn sich nicht freihalten.
OT: „Polizeiruf 110: Unsterblich“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Florian Knittel
Drehbuch: Michael Gantenberg
Musik: Anne Müller
Kamera: Benjamin F. Wieg
Besetzung: Claudia Michelsen, Felix Vörtler, Pablo Grant, Henning Peker, Hannah Gharib, Katharina Stark, Eman Dwagy, Mo Issa, Tahani Salim, Husam Chadat
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