Eigentlich müsste sich Nora Kaminski (Tanja Wedhorn) ja schonen, schließlich ist sie schwanger und aufgrund ihres Alters eine Risikoschwangerschaft. Doch die Ärztin kann einfach nicht leisetreten, ständig ist sie für die Arbeit unterwegs. Als die Patientin Saskia Menke (Dana Golombek) nach ihrer Untersuchung zusammenbricht und sogar auf die Intensivstation kommt, macht sie sich dennoch Gedanken. War sie unachtsam bei der Untersuchung? Hätte sie mehr tun können und müssen? Aber auch ihr Freund Max Jensen (Bernhard Piesk) hat beruflichen Ärger. So hat der Architekt mit seinem Entwurf zwar die Ausschreibung um die Gestaltung einer Schule gewonnen. Die Freude währt jedoch nur kurz, als er eine böse Nachricht erhält …
Und welche Krankheit haben wir heute?
Fans von der 2017 gestarteten ARD-Dramareihe Praxis mit Meerblick wurden zuletzt reichlich bedient. Los ging es mit Kleine Wunder über eine junge Frau, die an einer rätselhaften Krankheit leidet. Danach folgten wir in Die Kämpferin einer traumatisierten jungen Frau, die den Tod der eigenen Mutter nicht verarbeitet hat. Anschließend stand bei Schiffbruch ein Mädchen im Mittelpunkt, auch sie litt an einer geheimnisvollen Krankheit. Nun kommt mit Geheimnisse der vierte und damit letzte Film der diesjährigen Staffel heraus, bevor das Publikum sich wieder auf eine längere Pause einstellen muss. Und auch dieses Mal geht es hochdramatisch zu.
Wenig überraschend hat sich Drehbuchautor Marcus Hertneck eine rätselhafte Krankheit ausgesucht, womit dann drei der vier aktuellen Filme darauf zurückgreifen. Richtig abwechslungsreich ist das nicht, man macht es sich hier schon ziemlich einfach. Zwar wird bei Praxis mit Meerblick: Geheimnisse die Diagnose vergleichsweise früh geliefert, anstatt wieder bis zum letzten Moment warten zu wollen. Dafür wird dann – der Titel nimmt es bereits vorweg – ein anderes Rätsel eingebaut. Nachdem klar ist, dass die Patientin kein reguläres Herzleiden hat, sondern psychischer Stress die Ursache ist, muss Letzterer identifiziert werden. Und das heißt eben, sich düsteren Geheimnissen stellen zu müssen, die schon länger vor sich hin wuchern und damit zu einer Belastung geworden sind.
Zu viel Drama
Das Ergebnis ist mal wieder eine dieser Seifenoper-Geschichten, wie man sie im deutschen Fernsehen nur zu oft sieht. Bewegend ist das weniger, auch wenn das alles ganz emotional sein soll. Es ist eher ein bisschen peinlich, wie da ein Familiendrama konstruiert wird. Überhaupt wird dieses Mal ein bisschen dick aufgetragen. Gleich drei Handlungsstränge gibt, bei denen es jeweils sehr tragisch und existenziell wird, was in der Häufung einfach ziemlich arg ist. Es fehlt bei Praxis mit Meerblick: Geheimnisse eine Form des Alltags, um ein Gegengewicht zu den Schicksalsschlägen und Problemen zu bilden. Die hübschen Landschaftsaufnahmen von Rügen reichen dafür nicht aus.
Das ist schade, vielleicht sogar ärgerlich, da hier eigentlich ein gutes Ensemble unterwegs ist. Es ist auch nicht so, dass die Inszenierung richtig aufzutrumpfen versucht. Der Film ist einigermaßen zurückhaltend, zumindest wenn man Herzkino und Konsorten dagegenhält. Während manche der vorangegangenen Teile auch ganz schöne zwischenmenschliche Momente bereithielten, kommen die Stärken im neuesten Teil kaum zur Geltung. Wenn Praxis mit Meerblick: Geheimnisse zumindest bei einem der drei Stränge mit einem offenen Ende daherkommt, macht das deshalb nicht unbedingt neugierig darauf, wie es wohl weitergehen mag. Das mäßige Drama ist nicht gerade Anlass, der Fortsetzung im nächsten Jahr entgegenfiebern zu wollen.
OT: „Praxis mit Meerblick: Geheimnisse“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Franziska Hörisch
Drehbuch: Marcus Hertneck
Musik: Jan Janssons
Kamera: Holger Fritzsche
Besetzung: Tanja Wedhorn, Benjamin Grüter, Bernhard Piesk, Patrick Heyn, Anne Werner, Michael Kind, Petra Kelling, Dirk Borchardt, Anne Weinknecht, Dana Golombek, Holger Daemgen, Justus Czaja, Pauline Werner
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