Rise of the Ronin Sony PlayStation 5 Videospiel Game
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Rise of the Rōnin

Rise of the Ronin Sony PlayStation 5 Videospiel Game
„Rise of the Ronin“ // Deutschland-Start: 22. März 2024

Inhalt/Kritik

Auch wenn es die Samurai als solche seit etwa 150 Jahren nicht mehr gibt, lässt sich ihr Einfluss bis heute überall auf der Welt finden. Das Brasilianische Jiu-Jitsu etwa, das fester Bestandteil des MMA ist und dem wir letztendlich die UFC verdanken, leitet sich wie andere Grappling-basierte Kampfkünste von den japanischen Kriegern ab. Normalerweise beritten und bewaffnet, konnten sie durchaus in die Verlegenheit geraten, sich ohne Kriegswerkzeug am Boden wiederzufinden. Als letztes Verteidigungsmittel griffen sie dann darauf zurück, den Gegner mit ihren Händen zusammenzufalten – Schläge und Tritte wären gegen Rüstungen auch eher nutzlos gewesen.

Die Lebensweise der Samurai hatte aber nicht nur weltliche Auswirkungen. Hersteller von Bewegtbildproduktionen haben wieder und wieder ihre Faszination für sie zum Ausdruck gebracht: Der Samurai-Film ist schon lange ein eigenes Subgenre. Ob Last Samurai von Edward Zwick, Way of the Samurai von Nopporn Watin oder 47 Ronin von Carl Rinsch – selbst außerhalb Japans (unter anderen Die sieben Samurai, Yojimbo – Der Leibwächter oder Ran von Akira Kurosawa) erfreut sich das Thema großer Beliebtheit. Mit Der Samurai von Till Kleinert gibt es sogar einen Beitrag aus Deutschland, der sich zwar nicht mit der Historie auseinander setzt, aber zumindest davon inspiriert wurde. Ende April veröffentlichte Disney+ die letzte Folge der beliebten Miniserie Shōgun.

Doch auch im Videospielbereich haben die japanischen Krieger ihre Spuren hinterlassen. Den vorläufigen Höhepunkt stellte 2020 Ghost of Tsushima dar. Nun bringt Team Ninja mit Rise of the Rōnin ein weiteres Samurai-Spiel auf den Markt. Es ist nicht ihr erstes, so machten sie bereits 2017 mit Nioh auf sich aufmerksam. Der aktuelle Beitrag ist aber eher ein Kandidat für ein „we have Ghost of Tsushima at home“-Meme.

Grafisch enttäuschend, akustisch gelungen

Das fällt zuerst natürlich direkt bei der Grafik auf. Ghost of Tsushima sieht so viel besser aus als Rise of the Rōnin, selbst in der PS4-Version. Es gibt zwar einen PS5-Port, aber im Prinzip handelt es sich um ein PS4-Spiel. Rise of the Rōnin hingegen ist ein PS5-Exklusivtitel! Das Spiel sieht ja nicht schlecht aus, aber es bleibt doch deutlich hinter den Erwartungen zurück, die an so einen Titel gestellt werden dürfen. Die Exklusivität lässt sich alleine mit dem Produkt eigentlich nicht begründen. Wer weiß, welche Faktoren zu dieser Entscheidung beigetragen haben. Drei Modi bietet das Spiel an: Grafik, Leistung und Ray Tracing. Den Grafik-Modus kann man direkt schon mal vergessen. Das bisschen, was da optisch im Vergleich zur Leistung herausgeholt wird, fällt erstens eh nicht so ins Gewicht, limitiert die Framerate zweitens aber auf 30 Bilder pro Sekunden. Das kann in einem auf Combat ausgelegten Spiel ja nun auch keiner gut finden. Der Leistungs-Modus ist hier schon das Mittel der Wahl.

Wenn Rise of the Rōnin grafisch auch etwas enttäuscht, überzeugt es akustisch doch absolut. Das Sounddesign ist vielleicht nicht ganz so ausgefeilt wie in Avatar: Frontiers of Pandora, aber nichtsdestoweniger gelungen. Das Rascheln der Blätter im Wind verhilft genau so zur Immersion, wie das Aufeinanderprallen der Katanaklingen befriedigend ist. Der verwendete Musik orientiert sich klar an japanischen Klängen, mixt aber auch ein paar westliche Einflüsse mit rein. Der Soundtrack lässt sich auch gut nebenher hören, wenn die Konsole gerade einmal ausgeschaltet ist.

Historisch akkurat

Niemand zockt ein Spiel von Team Ninja, weil er eine ausgefeilte Story erwartet. Anders als die sonstigen Games des japanischen Entwicklers hat Rise of the Rōnin nun ein realistisches Setting. Es ist dem Spiel anzumerken, dass einiges an Recherchearbeit betrieben wurde. Die historische Akkuratesse ist erstaunlich hoch, gemessen am fiktionalisierten Rahmen eines Videospiels zumindest. Ein abgeschlossenes Studium in Japanologie ist zum Glück nicht vonnöten, um hier allem folgen zu können. Das Spiel stellt einen umfassenden Glossar zur Verfügung, in welchem alles nachgelesen werden kann. Das ist ja alles schön und gut, sicher auch lehrreich. Aber wer ein Spiel spielt, will ja primär ein Spiel spielen und nicht zwingend einer Geschichtsstunde beiwohnen. Auch wenn Team Ninja sich eine interessante Zeit in der Geschichte Japans herausgesucht hat, in welcher das Spiel verortet ist.

Langsamer Einstieg

Bevor richtig gespielt (oder gelernt) werden kann, will erst einmal in Tutorial absolviert werden. Es ist ziemlich umfassend, auch wenn es selbst danach noch genügend Spielmechaniken zu entdecken gibt. Das Tutorial ist nur leider viel zu lang. Gelegenheitsspieler müssen hierfür auf jeden Fall über eine Stunde einplanen. So sonderlich spannend ist es leider auch nicht gestaltet. Am besten wird der niedrigste Schwierigkeitsgrad ausgewählt und einfach durchgerusht. Wer keine Erfahrung mit Spielen von Team Ninja hat, sollte alles vielleicht doch etwas aufmerksamer verfolgen, aber so richtig relevant ist das fehlerfreie Beherrschen des Combats außerhalb von Bosskämpfen eigentlich nicht. Die normalen Gegner lassen sich oft problemlos während des Schleichens erledigen, aber auch im offenen Duell lassen sich die Auseinandersetzungen meist gut bewältigen. Wer den Konterfunken meistert (wie das Spiel die Riposte nennt), wird viele Siege einheimsen können. Das notwendige präzise Timing hierfür wird jedoch vor allem anfangs des Öfteren dafür sorgen, dass der Gegner einen schweren Treffer landet.

Die Bosskämpfe scheinen nur aus Prinzip im Spiel zu sein. Sie folgen im Grunde dem gleichen Muster, aufgrund einer bestimmten Spielmechanik ergibt die Wahl des jeweiligen Gegners auch wenig Sinn. Außerdem steht man ihnen teilweise mehrfach gegenüber – was zumindest damit egalisiert wurde, dass sie dann einen anderen Kampfstil haben und es sich dann so betrachtet eben doch wieder um einen neuen Kontrahenten handelt. Drei Kampfstile gibt es in Rise of the Rōnin, gemäß dem Schere-Stein-Papier-System ist jeder gegen genau einen effektiv, aber dem jeweils anderen gegenüber anfällig. Das Spiel erlaubt es dem Spieler, die Stile im Kampf zu wechseln, womit Kombos aufrecht erhalten werden können. Durch das Effektivitätskonzept entsteht daraus jedoch kein richtiger Vorteil. Der Schwierigkeitsgrad kann nach Belieben während des Zockens geändert werden. Drei stehen von vorneherein zur Verfügung; nachdem die Story zum ersten Mal absolviert wurde, schaltet sich ein vierter, noch höherer frei. Da muss die Steuerung im Kampf dann schon ziemlich beherrscht werden können, damit das Ganze nicht in reinen Frust ausartet.

Items (fast) ohne Ende

Die Kampfmechaniken sind im Vergleich zu anderen Titeln von Team Ninja simplifiziert worden, wohl um mehr Gelegenheitsspieler ins Boot zu holen. Demgegenüber steht aber Fähigkeitsbäume und verschiedene Items, mit denen bestimmte Charakterwerte verändert werden können. Um sich da richtig reinzufuchsen, ist schon etwas an Zeit und Aufmerksamkeit vonnöten, was von Casuals jetzt ja eher weniger erwartet werden kann. Doch auch hier ist es nicht ganz so drastisch. Es führt zwar zu einem besseren Spielerlebnis, das alles zu beherrschen, aber es geht schon auch irgendwie ohne den ganzen Zinnober. 2000 verschiedene Gegenstände haben im Inventar Platz, was die Frage aufwirft, wieso es überhaupt ein Limit gibt. Allerdings kann von jedem Gegenstand nur eine teilweise recht begrenzte Anzahl aufgesammelt werden. Wer sich nicht damit abmühen möchte, alles immer aufzuheben, der aktiviert in den Einstellungen einfach das automatische Einsammeln. Es ist sehr gut, dass es diese Option gibt, daran dürften sich viele andere Games ein Beispiel nehmen. Items gibt es in Rise of the Rōnin noch und nöcher, jeder Gegner lässt immer mindestens eins zurück, nachdem er besiegt wurde, nicht selten auch mehrere.

Geschichte mit etwas Eigenanteil

Wie angedeutet ist Team Ninja nicht unbedingt für herausragendes Storytelling bekannt. Bei der Nioh-Reihe fiel das gar nicht so sehr ins Gewicht: Die Spiele entschädigten dieses Manko vor allem mit den Cutscenes, die dank des Fantasy-Settings zu beeindrucken wussten. Rise of the Rōnin ist wie erwähnt jedoch während historischen Begebenheiten angesiedelt. Die gezeigte Gegend kann also nicht mit wilden Kreaturen oder sonstigem Augenschmaus „aufgepeppt“ werden, sondern muss innerhalb eines bestimmten Rahmens präsentiert werden, durch den dann auch einfach verstärkt auf die Dialoge geachtet wird. Die sind hier meist eher nicht so das Gelbe vom Ei, schon gar nicht auf Deutsch. Auch die englische Sprachfassung wirkt bisweilen bemüht. Am besten sollte wohl der japanische Originalton mit Untertiteln gewählt werden, dann klingt das Ganze immerhin immersiver.

Die Story erlaubt an einigen Stellen bestimmte Entscheidungen über den weiteren Verlauf. Sonderlich einschneidende Auswirkungen haben diese aber in den seltensten Fällen. Zusätzlich verwässert wird die Halbherzigkeit dadurch, dass sich die Entscheidungen nachträglich ändern lassen. Das ist an sich gar keine schlechte Mechanik (im Prinzip handelt es sich dabei ja um eine Art vereinfachtes „erst schnellspeichern, dann neu laden wenn mir die Entscheidung nicht gefällt“ aus früheren Zeiten), aber es führt eben leider auch zu einer gewissen Belanglosigkeit.

Viel Beschäftigung drumherum

Der Vergleich mit Ghost of Tsushima hört natürlich nicht bei der Grafik auf. Es ist sicher nicht angebracht, Rise of the Rōnin einen reinen Abklatsch zu nennen. Das Spiel ist ja quasi systemimmanent mit einem gewissen Handicap ausgestattet: Wenn es um Samurais geht, werden die wahrscheinlich Kimonos tragen, Katanas mit sich führen, kämpfen, reiten, sich vor Altaren verneigen und so weiter. Die eingangs erwähnten Filme haben es ja aber auch geschafft, sich von anderen abzuheben. Bei Ghost of Tsushima ist vieles einfach besser und vor allem stimmiger. Rise of the Rōnin scheint zudem stark an Assassin’s Creed angelehnt zu sein. Dieser Eindruck drängt sich zeitweise so stark auf, dass das Spiel für einen Ubisoft-Titel gehalten werden könnte.

Der erste Durchlauf der Story wird je nachdem, wie intensiv den Nebenaktivitäten gefrönt wird, gut und gerne fünfzig Stunden in Anspruch nehmen. Rise of the Rōnin hat allerdings noch einiges mehr zu bieten. Ob es wirklich nötig war, 660 Collectibles in dieses Spiel zu packen, soll dahingestellt bleiben. Wer die Platin-Trophäe möchte, muss sich die Zeitverschwendung leider geben. Immerhin gibt es auch ingame-Belohnungen dafür, die verschiedenen Dinge einzusammeln. Wie sinnvoll es für die Immersion ist, den Spielfluss mit „die Revolution gegen das Shogunat muss jetzt kurz warten, ich werde nun erst einmal 100 Katzen streicheln und 44 Sehenswürdigkeiten fotografieren“ zu unterbrechen, soll ebenfalls dahingestellt bleiben. Wer jedenfalls nicht nur die reine Story spielen möchte, findet hier sicher genügend Inhalte, um vermutlich weit über 150 Stunden in das Spiel investieren zu können.

Rise of the Rōnin macht ja trotz aller Kritik schon Spaß, es hätte nur einfach irgendwie besser sein können. Allerdings scheint es die ideale Einstiegsdroge zu sein, um ein breiteres Publikum auf frühere (und weitere) Titel von Team Ninja aufmerksam zu machen.

Credits

OT: „ライズ オブ ザ ローニン”
IT: „Rise of the Ronin“
Land:  Japan
Jahr:  2024
Producer: Fumihiko Yasuda
Director: Fumihiko Yasuda
Musik: Inon Zur
Publisher: Sony Interactive Entertainment
Entwickler: Team Ninja
Plattform: PlayStation 5

Bilder

Trailer

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Rise of the Rōnin
Fazit
"Rise of the Rōnin" ist spielerisch ein bunter Mix, kann abgesehen von Musik und Sounddesign allerdings nicht aus dem Schatten bekannter Vorbilder hervortreten. Während das Game fraglos etwas zu wünschen übrig lässt, ist es doch in vielen Bereichen ansprechend genug, um als unterhaltsamer Zeitvertreib herzuhalten. Wer sich nach dem Beenden der Story weiterhin in der Welt austoben möchte, bekommt zudem einiges an Beschäftigung geboten.
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3.5