Für Wren (Nina Dobrev) sind ihre Freundinnen das Wichtigste auf der Welt. Dummerweise gilt das andersrum aber nicht. Laurel (Sherry Cola), Cece (Stephanie Koenig) und Jill (Hayley Magnus) sind so sehr mit ihrem eigenen Leben beschäftigt, dass sie keine Zeit für Wren haben. Aus einer Laune heraus behauptet diese, dass sie an Krebs erkrankt ist. Die Lüge bleibt nicht ohne Folgen: Auf einmal kann sie sich vor lauter Aufmerksamkeit nicht retten, die Freundinnen, aber auch die Familie tun alles, um ihr durch diese vermeintlich schwierige Zeit zu helfen. Zunächst genießt die Pseudokranke die Situation. Mit der Zeit wächst ihr die Geschichte aber über den Kopf, es wird immer schwieriger, die Lüge aufrechtzuerhalten. Zumal da auch noch Leo (Brandon Mychal Smith) ist, den sie in einer Selbsthilfegruppe kennenlernt und der im Gegensatz zu ihr tatsächlich Krebs hat …
Das schleichende Ende eines Freundeskreises
Es ist eine Erfahrung, die viele irgendwann machen: Je älter man wird, umso kleiner wird der Freundeskreis. Irgendwann sind die meisten so sehr mit ihrem eigenen Leben beschäftigt, sei es Partnerschaft, Kinder oder Beruf, dass sie andere aus dem Blickwinkel verlieren. Die Prioritäten verschieben sich, vielleicht hat man auch nicht mehr dieselben Interessen. Ein Hobby, welches man mit 15 hat, verfolgt man mit 50 vielleicht nicht mehr. Dieses Auseinanderleben ist daher durchaus natürlich, kann aber sehr traurig sein – vor allem für jemanden, der mit dieser Trennung nicht klarkommt. Sick Girl – Lügen haben kurze Beine nimmt sich dieses Themas an, wenn die Protagonistin ihrer Vergangenheit hinterherläuft und nicht akzeptieren kann oder will, dass sich das Leben verändert hat.
Regisseurin und Drehbuchautorin Jennifer Cram zeigt kurz und prägnant, wie das aussieht, wenn sie Wren so auftreten lässt, als wäre sie noch immer eine Teenagerin. Das kann man peinlich finden oder auch traurig. Der Film hätte ohne Weiteres als Drama funktioniert. Sick Girl – Lügen haben kurze Beine mag es aber lieber leichter und macht aus dem Stoff eine Komödie. Das Publikum soll darüber lachen, wie sich die Hauptfigur in ein immer schlimmeres Chaos begibt. Der Film folgt dabei grundsätzlich dem alten Schema solcher Lügenfilme. Dass irgendwann dieses gesamte Konstrukt zusammenkrachen wird, ist klar. Die Frage ist nur, wann das geschehen wird und wie absurd die Ereignisse noch werden bei dem Versuch, diese vorgetäuschte Krankheit zu bestätigen.
Nicht wirklich witzig
Leider nicht wirklich absurd. Tatsächlich wird die Komödie nie so witzig, wie es wünschenswert gewesen wäre. Sie wird nicht einmal wirklich böse. Dass eine solche Lüge eigentlich unverzeihlich ist, das weiß Cram natürlich. Aus diesem Grund ist sie auch sehr bemüht, ihrer Protagonistin einen Läuterungsprozess mit auf den Weg zu geben. Es geht in Sick Girl – Lügen haben kurze Beine nicht nur darum, dass da jemand einen Fehler begeht und diesen wieder gutmachen will. Sie soll dabei auch etwas lernen. Dabei vermeidet es der Film aber, zu moralisch zu werden und die Figur einseitig zu verdammen. Wren mag zumindest anfangs ein selbstbezogener Mensch sein. Wirklich schlecht ist sie jedoch nicht, soll sie doch auch immer Identifikationsfläche bieten für das Publikum.
Das Ergebnis ist insgesamt eher durchschnittlich. Ein paar nette Einfälle sind dabei, etwa wenn die Handlung später eine Wendung nimmt. Es gibt auch Szenen, die Eindruck hinterlassen. Nur gilt das eben nicht durchgängig. In den rund anderthalb Stunden sind zu viele Passagen, die einfach nicht interessant sind, weil Cram nichts zu erzählen hat oder es zu vielen recht machen will und dadurch harmlos bleibt. Etwas mehr Biss wäre Sick Girl – Lügen haben kurze Beine zu wünschen gewesen. Da war Sick of Myself beispielsweise der deutlich spannendere Film. So bleibt eine Komödie, die trotz des Themas niemandem wirklich weh tut, die man sich durchaus anschauen kann, aber nicht unbedingt muss.
OT: „Sick Girl“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Jennifer Cram
Drehbuch: Jennifer Cram
Musik: Patrick Stump
Kamera: Ante Cheng
Besetzung: Nina Dobrev, Brandon Mychal Smith, Sherry Cola, Stephanie Koenig, Hayley Magnus, Ray McKinnon, Dan Bakkedahl, Wendi McLendon-Covey
Amazon (DVD „Sick Girl – Lügen haben kurze Beine“)
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