Sting
© SP Sting Productions / Emma Bjorndahl
Sting
„Sting“ // Deutschland-Start: 20. Juni 2024 (Kino) // 12. September 2024 (DVD / Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Während einer stürmischen Nacht schlägt ein kleines außerirdisches Objekt in einem New Yorker Apartment ein. Kurz nach der Landung schlüpft daraus eine kleine Spinne, welche von der 12-jährigen Charlotte (Alyla Brown) gefunden und liebevoll Sting getauft wird. Ihr neues Haustier zeichnet sich nicht nur durch einen überdurchschnittlichen Appetit aus, sondern wächst auch innerhalb der ersten zwei Tage bereits auf die doppelte Größe an. Als schließlich die Haustiere der Nachbarn auf mysteriöse Weise verschwinden, wird klar, dass diese kleine Spinne nicht so harmlos ist, wie sie scheint.

Filmische Identitätskrise

Bei der Vorführung bei den Fantasy Filmfest Nights wendet sich vor dem Film Regisseur Kia Roache-Turner in einer Videobotschaft an das Publikum und beschreibt seine Motivation, den gruseligsten Spinnenfilm aller Zeiten zu machen. Seines Zeichens Australier hat er dieses naheliegende Thema aufgegriffen und bringt mit Sting den Horror, welchen schon normale Spinnen bei manchen Menschen auslösen auf die große Leinwand. Ironischerweise funktioniert die Atmosphäre des Films aber besonders gut während der ersten Hälfte, als die namensgebende Spinne noch eine vergleichsweise normale Größe hat. Die Kombination aus tief sitzender Aversion gegen Spinnen und der Tatsache, dass sich die Kamera in Sting nicht scheut, die brutalen und blutigen Szenen in ihrer Gänze zu zeigen, schafft eine aufregende Atmosphäre zwischen Unbehagen und Ekel. Zusätzlich baut Kia Roache-Turner zahlreiche zynische und derbe Dialoge ein, welche als Stilmittel des Comicreliefs hervorragend funktionieren.

Leider wird diese Atmosphäre immer wieder durch die schwache Rahmenhandlung unterbrochen. Neben Spinnenhorror versucht Sting ein Familiendrama zu erzählen. Chalotte fühlt sich von ihrer Mutter Heather (Penelope Mitchell) und ihrem Stiefvater Ethan (Ryan Corr) vernachlässigt. Daher fühlt sie sich gezwungen sich selbst zu beschäftigen, beispielsweise durch Zeichen, dem Aufziehen einer Hausspinne und heimlichen Erkundungstouren durch die Lüftungsschächte des Apartments. Sting greift diese Narrative zwar immer wieder auf, zeigt dem Zuschauer aber gleichzeitig das genaue Gegenteil. Dementsprechend wirkt die komplette Handlung in Sting, die unabhängig von der Spinne passiert, zu gezwungen, unglaubwürdig und dient lediglich als Platzhalter und als Vorbereitung für ein relativ vorhersehbares Finale. In der zweiten Hälfte seiner eineinhalb stündigen Laufzeit nimmt Sting dann ordentlich Fahrt auf, büßt mit den actionreichen Szenen aber viel Atmosphäre ein. Für Fans des Alien-Franchise ist vor allem das letzte Drittel interessant, hier gibt es zahlreiche mehr oder weniger subtile Referenzen an eben diese Filme.

Junges Talent und technische Mängel

Handwerklich sieht man Sting sein wahrscheinlich begrenztes Budget bedauerlicherweise gelegentlich an. Szenen sind mehrmals zu schlecht ausgeleuchtet, um etwas zu erkennen. Das könnte zwar beabsichtigt sein, wird dann aber meistens nicht effektiv genug eingesetzt. Das Kreaturendesign und die Effekte rund um die Riesenspinne sind zwar solide. Allerdings führt die starke Überproportionalität des Tieres trotzdem dazu, dass der Schreckensfaktor geschmälert wird. Weitere Requisiten wie Spinnennetze und Schleim sehen aus wie aus einem Gruselkabinett. Schauspielerisch glänzt hier vor allem Allah Browne in der Rolle der 12-jährigen Charlotte. Mit ihrer Darstellung des jungen, aber gleichzeitig neugierigen und taffen Mädchens spielt sie ihre erwachsenen Kollegen fast schon an die Wand. Ryan Corrs und Penelope Mitchells Spiel wirkt teilweise fehl am Platz, was aber auch daran liegt, dass sich Sting nicht entscheiden kann, ob es Familiendrama oder Spinnenhorror erzählen will.

Credits

OT: „Sting“
Land: Australien
Jahr: 2024
Regie: Kia Roache-Turner
Drehbuch: Kia Roache-Turner
Musik: Anna Drubitch
Kamera: Brad Shield
Besetzung: Alyla Browne, Ryan Corr, Noni Hazlehurst, Jermaine Fowler, Penelope Mitchell, Silvia Colloca

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Sting
fazit
Kia Roache-Turners "Sting" funktioniert in den Momenten am besten, in denen der Film sich selbst nicht zu ernst nimmt. "Sting" ist eine Mischung aus Horrorfilm, schwarzer Komödie, Monsterfilm und geht sogar leicht in Richtung Horror-Trash-Genre. Leider wird diese spaßige Kombination verschiedener Elemente immer wieder durch ein gezwungenes und überflüssiges Familiendrama unterbrochen. Abschließend kommen hier Genrefans trotzdem noch auf ihre Kosten, Kinogänger mit einer Arachnophobie sollten aber besser Abstand halten.
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