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Als die Psychologin und psychiatrische Gutachterin Lisa Schieblon erdrosselt im Kofferraum ihres Wagens gefunden wird, fällt der Verdacht auf Hansi Pagel (Rüdiger Klink). Seit vielen Jahren befindet sich der zu Gewalttaten neigende Mann im Maßregelvollzug. Und das völlig zu Recht, wenn es nach dessen Frau Andrea (Angelika Richter) und den Kindern geht, die Zielscheibe seiner Gewalttaten waren. Auch die Ärzte in der Klinik sind von der anhaltenden Gefahr überzeugt. Dennoch war das neue Gutachten, an dem Schieblon arbeitete, für Pagel Grund zur Hoffnung, dass er wieder auf freien Fuß kommt. Franziska Tobler (Eva Löbau) und Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) müssen nun herausfinden, was wirklich geschehen ist und ob der Inhaftierte der Täter gewesen sein könnte …
Der Blick in die seelischen Abgründe
Auch wenn der Tatort grundsätzlich schon ein Krimi ist, bei dem es meistens darum geht, ein rätselhaftes Verbrechen aufzuklären: Die Ziele sind oft größer, man will mehr sein als ein Whodunnit. So wurde es zuletzt in Diesmal ist es anders sehr dramatisch, wenn alte Geschichten ausgepackt wurden und der Kommissar sich unglücklich verliebte. Am Tag der wandernden Seelen hatte gesellschaftliche Ambitionen, da ging es um Religion und Rassismus. Und auch Letzter Ausflug Schauinsland bewegt sich weg von der traditionellen Spurensuche, wenn es tief hinab in die menschlichen Abgründe geht und wir uns praktisch ausschließlich unter psychisch gestörten Menschen bewegen.
Böse Zungen würden an der Stelle behaupten, dass dies auch nicht anders ist als sonst. Bei deutschen Fernsehkrimis gehört es mittlerweile fast schon dazu, dass die Ermittelnden wie auch die Täter irgendwie angeknackst sind und mit Traumata zu kämpfen haben. So konsequent wie hier wird das aber nur selten durchgeführt. Tatsächlich haben in Tatort: Letzter Ausflug Schauinsland so viele Leute eine Macke, dass man schon gar nicht mehr sagen kann, wer da eigentlich noch normal sein soll. Das gehört natürlich zum Konzept dazu, wenn hier ganz grundsätzlich Fragen zur geistigen Gesundheit gestellt werden. Wer darf entscheiden, was normal ist oder nicht? Wie schwierig das ist, zeigt eine frühe Szene, bei der die Polizei verwundert feststellt, dass psychologische Gutachten zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen kommen können.
Weder abgründig noch spannend
Diese Diskussionen werden aber nur angeschnitten. Ansonsten scheint Regisseur Stefan Krohmer (Die Rache an der Welt) eher daran gelegen zu sein, eine sonderbare Atmosphäre zu erzeugen. Da dürfen dann schon mal riesige Echsen ins Haus tapsen. Da kann man dann nach Lust und Laune interpretieren, was das bedeuten könnte. Man kann es aber auch bleiben lassen. So wahnsinnig viel Tiefgang hat Tatort: Letzter Ausflug Schauinsland dann doch nicht zu bieten. Der Film wird auch nie so abgründig, wie man es anhand des Themas vermuten könnte. Selbst Pagel, der ja als großes Monster etabliert werden soll, wirkt eher wie ein verwirrtes Kind, das nicht genau weiß, wo es gerade ist.
Als Komödie hätte das funktionieren können. Als Krimi ist es hingegen etwas unbefriedigend. Wenn man schon die angesprochenen Themen nicht wirklich vertieft, wäre es das Mindeste, für ausreichend Spannung zu sorgen. Tatort: Letzter Ausflug Schauinsland ist aber so einschläfernd, dass man irgendwann das Interesse daran verliert, was wirklich vorgefallen ist. Irgendwann ist der Film dann vorbei, pünktlich nach anderthalb Stunden. Man weiß dann zwar schon, was geschehen ist und wer den Mord begangen hat. Das allein reicht aber nicht als Grund, sich den Film anzuschauen. Zwischendurch stimmen die hübschen Bilder aus der Provinz versöhnlich, wenn wir bei dem Freiburger Team mal wieder in der Natur unterwegs sind. Effektiver wäre es aber, selbst in die Natur zu fahren und den Sonntagabend nicht mit diesem uninteressanten Seelentrip zu vergeuden.
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