Wer künstlerisch etwas erreicht hat, dem wird gern mal ein filmisches Denkmal errichtet. Das gilt auch für den Bereich Musik. So hat es in den letzten Monaten eine Reihe von Werken gegeben, die Sängerinnen gewidmet waren. Da waren die Spielfilmbiografien Back to Black über Amy Winehouse und Die schöne Rebellin, die das Leben von Gianna Nannini erzählt. Und auch im dokumentarischen Segment gab es mehrere Beispiele. In Joan Baez: I Am A Noise kam die gleichnamige Folksängerin zu Wort. Let the Canary Sing wiederum ließ 80er-Jahre Ikone Cyndi Lauper in Erinnerungen schwelgen. Nun kommt mit Teaches of Peaches ein weiteres Beispiel für eine solche biografische Musikdoku zu uns. Dieses Mal steht Peaches im Mittelpunkt.
Rückblick auf eine Pionierin
Der Vergleich mit den obigen Kolleginnen hinkt natürlich ein wenig. Während diese an der Spitze der Charts standen, war die kanadische Sängerin Merrill Nisker nie ein großer Star. Sie hat zwar mit einigen bekannten Größen zusammengearbeitet, darunter Christina Aguilera, R.E.M. und Iggy Pop. Eine kommerzielle Überfliegerin war sie aber nie. Es gibt keine Hits, mit denen Teaches of Peaches auf Publikumsfang gehen könnte. Die besagten Kooperationen zeigen aber bereits, dass Peaches kein Niemand ist. So gehört sie zu den Pionierinnen der Electroclash-Musikrichtung, bei der Elektronik, Punk und New Wave zusammenkommen und der um die Jahrtausendwende zu einem größeren Hype wurde, inzwischen aber eher in Vergessenheit geraten ist.
Entsprechend ist der Blick hier dann auch sehr in die Vergangenheit gerichtet. Tatsächlich bezieht zieht der Titel Teaches of Peaches auf das gleichnamige Album von 2000, es war das zweite der Sängerin. Anlässlich der Jubiläumstour von Peaches erinnert sie sich an die damalige Zeit. Zu diesem Zweck gibt es Interviews, die sie im Rahmen der Tour gegeben hat. Hinzu kommen ein paar Interviews mit ihrem Umfeld, dazu zahlreiche Archivaufnahmen. Auf diese Weise wird der Bogen von damals zu heute geschlagen. Zumindest theoretisch. So erfahren wir mehr über die Vorgeschichte und die Hochphase der damaligen Musikrichtung. Über die Zeit danach spricht die Doku aber kaum. So wird zwar schon das Gefühl vermittelt, dass die Künstlerin sehr wichtig ist. Warum das so ist, wird aber nie ganz klar.
Sehenswert, aber konventionell
Sehenswert ist die Doku aber durchaus, was in erster Linie der Protagonistin zu verdanken ist. Ob wir nun alte Interviews sehen oder aktuelle, zu sagen hat Peaches einiges. Sie mag inzwischen auf die 60 zugehen, hat aber nichts von ihrem starken Willen verloren. Teaches of Peaches zeigt sie als durchsetzungsstarke Frau, die sich von niemandem etwas sagen lassen will. Das betrifft auch ihre Sexualität, wenn sie in ihrer Musik für das Recht der Selbstbestimmung eintritt. Provokationen sind dabei keine Seltenheit, ohne jedoch Selbstzweck zu sein. Der Film selbst ist dabei alles andere als provokativ. Tatsächlich ist es schon etwas schade, dass eine Künstlerin, die selbst Mauern einriss, mit einem derart konventionellen Dokumentarfilm abgebildet wird.
Die Konzertszenen hinterlassen da schon mehr Eindruck. Wenn die Protagonistin in Teaches of Peaches auftritt gibt es gleichermaßen zu sehen wie zu hören. Immer wieder werden die Interviews durch Szenen auf der Bühne unterbrochen. Diese sind von energiegeladenen Darbietungen geprägt, aber auch von Kostümen, die zum Teil sehr eigen sind. Insgesamt ist die Doku, die auf der Berlinale 2024 Premiere feierte, dadurch schon sehenswert. Fans bekommen einige Einblicke in Leben und Arbeit von Peaches. Wer bislang noch nie von ihr gehört hat, lernt eine spannende Künstlerin kennen, die eine Erscheinung war und ist.
OT: „Teaches of Peaches“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Philipp Fussenegger, Judy Landkammer
Drehbuch: Cordula Kablitz-Post, Schyda Vasseghi
Kamera: Dino Osmanović
Amazon (DVD „Teaches of Peaches“)
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)