Anfangs sah es noch so aus, als handele es sich um einen ganz normalen Regen, wie man ihn in England immer wieder hat. Doch dieser will nicht aufhören, wächst zu einem großen Sturm heran und lässt größere Teile der Bevölkerung in zerstörten Häusern zurück. So auch eine Frau (Jodie Comer), die inmitten dieser chaotischen Zustände ihr Kind bekommen hat und nun mit ihrem Ehemann (Joel Fry) schauen muss, wie es weitergehen soll. Zunächst fliehen sie zu seinen Eltern, die das Glück haben, überhaupt noch ein Dach über dem Kopf zu haben. Doch auch dort sind die Menschen in Not, da viele Gegenden überflutet werden und die Versorgung zusammengebrochen ist. Für die Familie fängt die Odyssee durch ein zerstörtes England damit erst an …
Der Regen bringt die Katastrophe
Auch wenn Katastrophenfilme natürlich nicht mehr die Zugkraft haben, die sie in den 1970ern oder den 1990ern hatten, als eine ganze Reihe teils hochkarätig besetzter Werke herauskamen, produziert werden solche Titel durchaus noch. Dabei ist die Auswahl an möglichen Katastrophen groß. Ob es nun Flugzeugabstürze sind (No Way Up), Erdbeben (Concrete Utopia) oder Waldbrände (On Fire – Der Feuersturm), überall kann das Ende auf einen lauern. Bei The End We Start From ist es nun Wasser. Grundsätzlich ist auch das ein bewährtes Element, die zerstörerische Kraft von Tsunamis wird in Filmen immer wieder heraufbeschwört. Bei der britischen Produktion ist es aber „nur“ ein Regen, der das gesamte Land ins Chaos stürzt.
Dass das nicht völlig unrealistisch ist, haben in den letzten Jahren Überschwemmungen gezeigt. Gerade auch in Deutschland werden sich einige mit Schrecken an das Jahrhunderthochwasser 2021 erinnern. Wobei The End We Start From natürlich schon einen größeren Schritt weitergeht. Wo üblicherweise Katastrophen lokal begrenzt sind und nur die Menschen direkt vor Ort bedrohen, da geht es in der britischen Produktion darum, wie ein ganzes Land kollabieren könnte. Der Film ähnelt damit mehr den diversen Endzeitthrillern, die von apokalyptischen Zuständen berichten. Einige Szenen hier dürfen einem dann auch bekannt vorkommen. So dauert es nicht lang, bis die ersten Plünderungen beginnen. Wenn die Bedrohung groß genug ist, sind sich die meisten dann doch selbst die nächsten.
Wobei sich The End We Start From mit Actionszenen ziemlich zurückhält. Natürlich gibt es schon immer mal wieder Passagen, in denen es etwas stärker zur Sache geht. Es wäre nicht völlig falsch, hier von einem Survivalthriller zu sprechen. Die Adaption des gleichnamigen Romans von Megan Hunter ist aber auch ein Drama, das von Menschen in einer Ausnahmesituation handelt und der Frage, wie sie reagieren würden. Hier geht es speziell um eine Mutter, die über sich hinauswachsen muss, um ihr neugeborenes Kind durchzubringen. Diese wird dabei nicht nur zur Identifikationsfläche für das Publikum. Sie steht stellvertretend allgemein für alle Mütter. Nicht ohne Grund verzichtet der Film darauf, ihr einen Namen zu geben. Tatsächlich ist der einzige Mensch mit einem vollen Namen ihr Sohn Zeb, da eben alles auf ihn ausgerichtet ist.
Das heißt aber nicht, dass Nicht-Mütter im Publikum außen vor bleiben. So geht es maßgeblich eben auch darum, wie Menschen funktionieren oder eben nicht funktionieren. Das Ergebnis ist trotz der ruhigen und bedrückenden Stimmung ganz sehenswert, nicht zuletzt wegen der sehr guten Besetzung. Im Mittelpunkt steht dabei natürlich Jodie Comer (The Last Duel), an deren Seite wir uns durch die trostlose Gegend schlagen. Um sie herum tauchen immer mal wieder Kollegen und Kolleginnen auf, die ebenfalls einen guten Eindruck hinterlassen, darunter Katherine Waterston, Benedict Cumberbatch und Mark Strong. Aber es ist die namenlose Protagonistin, die in Erinnerung bleibt und in The End We Start From inmitten der auseinanderbrechenden Zivilisation die Menschlichkeit zu bewahren versucht. Da lässt sich dann leichter darüber hinwegsehen, dass der Film sich auf eigenartige Weise vor einer Kontextualisierung der Ereignisse drückt.
OT: „The End We Start From“
Land: UK
Jahr: 2023
Regie: Mahalia Belo
Drehbuch: Alice Birch
Vorlage: Megan Hunter
Musik: Anna Meredith
Kamera: Suzie Lavelle
Besetzung: Jodie Comer, Katherine Waterston, Joel Fry, Benedict Cumberbatch, Mark Strong
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