Endlich hat der Alptraum ein Ende! Fünf Jahre saß Julia Brandt (Emily Cox) im Gefängnis, weil die Lehrerin ihren Schüler Felix Weixler (Eloi Christ) ermordet haben soll. Doch das Urteil wurde aufgehoben, sie ist wieder eine freie Frau. Zumindest juristisch. Der Weg zurück in die Normalität ist jedoch schwierig. Während Felix’ Eltern Marie (Gerti Drassl) und Hannes (Peter Schneider) noch immer von der Schuld überzeugt sind, ist Julias Ex-Mann Jan (Jan Krauter) inzwischen mit Katrin Voss (Katharina Marie Schubert) zusammen und darf sich dort mit deren pubertären Tochter Betty (Luna Jordan) herumplagen. Während die unschuldig verurteilte Julia versucht, sich wieder ein normales Leben aufzubauen und dabei zahlreichen Anfeindungen ausgesetzt ist, rollt Hauptkommissar Max Kauth (Thomas Loibl) den Fall neu und stößt auf eine Mauer des Schweigens …
Eine Frage der Schuld
Krimis und kein Ende. Im öffentlich-rechtlichen Fernsehen muss man schon suchen, um einen Abend zu finden, an dem mal nicht gemordet wird. Neben den unzähligen Reihen und Serien strahlen die Sender aber auch immer mal wieder in sich abgeschlossene Titel aus. Das ZDF brachte beispielsweise zuletzt Blindspot über einen Mann, der den Tod seiner Frau aufklären will, und Der Millionen Raub, bei dem ein Überfall völlig in die Hose geht. Nun ist mal wieder die ARD an der Reihe und bringt mit Unschuldig – Der Fall Julia B. Nachschub für Fans. Dieser ist sogar umfangreicher: Es handelt sich hierbei um einen Zweiteiler mit einer Laufzeit von drei Stunden. Genug Zeit also, um richtig viel zu grübeln und in menschliche Abgründe abzusteigen.
Dabei stammt die Vorlage für die TV-Produktion aus Großbritannien. Die Serie Innocent erzählte in zwei Staffeln, wie unschuldig verurteilte Menschen nach dem Freispruch wieder einen Weg zurück ins Leben suchen. Als Thema ist das grundsätzlich interessant, da es hierbei nicht nur darum geht, wie jemand eine solche Erfahrung verarbeitet, sondern auch um die Reaktionen anderer. In Unschuldig – Der Fall Julia B. gehen die Anfeindungen trotz des Freispruchs weiter, wobei nie ganz klar wird, ob die Leute nicht an die Unschuld glauben oder ob das mit dem Verdacht zusammenhängt, dass sie eine Affäre mit dem Jugendlichen hatte. Aber man muss nicht jedes menschliche Verhalten verstehen können. Zumindest scheint das die Ansicht von Drehbuchautor Florian Oeller (Tödliche Geheimnisse: Jagd in Kapstadt), der seinen Figuren lauter willkürliche und völlig überzogene Szenen auf den Leib geschrieben hat.
Zunehmend unsinnig und übertrieben
Tatsächlich gibt es in den gesamten drei Stunden fast niemanden, den man als normal empfinden darf. Zumindest die Hauptfiguren sind fast durch die Bank weg irgendwie gestört. In Maßen kann so etwas schon spannend sein. Wenn aber ständig etwas geschieht, verkommt das zu schnell zu einer Karikatur. War es beispielsweise unbedingt nötig, dass der Kommissar mit Toten spricht? Je weiter Unschuldig – Der Fall Julia B. voranschreitet, umso abstruser wird das alles. Eine spätere Wendung ist wie aus einer Seifenoper. Und dann ist da noch die Auflösung, die dermaßen lächerlich ist, dass man sich fragen darf, wie man für diese bescheuerte Geschichte ein derart namhaftes Ensemble engagieren konnte. Dieses spielt dann auch tapfer gegen den Inhalt an, unterliegt am Ende aber.
Dabei hat der Zweiteiler zwischendurch Szenen, die durchaus überzeugen. Er enthält auch Themen, die wichtig sind, wenn unter anderem Mobbing, Vorverurteilungen und der Umgang mit psychischen Störungen auf dem Programm stehen. Anstatt sich aber sensibel damit auseinanderzusetzen, wird da richtig dick aufgetragen und aus allem ein Spektakel gemacht. Als Satire hätte das unterhaltsam sein können, als ernstgemeintes Drama kaum. Der Krimipart ist ebenfalls unbefriedigend, da Unschuldig – Der Fall Julia B. zwar viele Verdächtige und Wendungen hat, mit dem völlig an den Haaren herbeigezogenen Ende aber einen derart schlechten Eindruck hinterlässt, dass die Stärken schnell in Vergessenheit geraten.
OT: „Unschuldig – Der Fall Julia B.“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Ute Wieland
Drehbuch: Florian Oeller
Musik: Oli Biehler, Eckart Gadow
Kamera: Eeva Fleig
Besetzung: Emily Cox, Thomas Loibl, Jan Krauter, Katharina Marie Schubert, Christina Große, Mehdi Meskar, Gerti Drassl, Peter Schneider, Eloi Christ, Luna Jordan, Bettina Burchard
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