Die Psychotherapeutin Emma Turgut (Emily Cox) hat es sich zur Aufgabe gemacht, möglichst vielen Menschen zu helfen. Zu diesem Zweck arbeitet sie auch mit einer auf einer künstlichen Intelligenz basierten Therapie-App, die ihr Freund Georg Bohr (Golo Euler) entwickelt hat und die das Organisatorische deutlich vereinfachen soll. Und doch ist momentan nichts wirklich einfach bei ihr. Sie entfremdet sich zunehmend von ihrem Mann Amir (Denis Moschitto), Sohn Malik (Eren M. Güvercin) ist nur noch mit seinen Streams beschäftigt. Und dann wären da noch die seltsamen Vorkommnisse, wenn die Technik in ihrem Smarthome zunehmend zu spinnen beginnt. Hat es eventuell jemand auf sie abgesehen? Oder bildet sie sich das alles nur ein?
Die böse Technik
Je mehr wir der Technik vertrauen, umso stärker sind wir von dieser abhängig. Umso größer sind auch die Risiken, die damit einhergehen. Das ist keine besonders neue Erkenntnis. Im Science-Fiction-Genre wird schon seit Jahrzehnten davor gewarnt, dass wir in unserer Technikverliebtheit vielleicht über Ziel hinausschießen, ohne es zu merken. Während viele dabei jedoch noch in die weite Zukunft blicken und fantastische Futuristik betreiben, ist die Technik mittlerweile so weit, dass man sich gar nicht mehr so weit von der Gegenwart wegbewegen muss. Ein Beispiel hierfür ist der deutsche Fernsehthriller Unsichtbarer Angreifer, wo ein Smarthome auf einmal zu spinnen beginnt.
Das Thema ist natürlich nicht neu. In den letzten Jahren hat es bereits mehrere Filme gegeben, denen das mit den intelligenten Häusern nicht ganz geheuer ist. Da war beispielsweise I’ll Be Watching – Zuhause hört dich niemand schreien über eine Frau, die in einem abgelegenen Haus ein Trauma überwinden will, dann aber lauter seltsame Beobachtungen macht. In Held war ein Paar einem übergriffigen Technikhaus ausgeliefert, musste genau diesen Anweisungen folgen. Ganz so weit geht es in Unsichtbarer Angreifer nicht. Hier ist das meiste harmlos, eher seltsam als wirklich bedrohlich. Wenn die Temperatur der Sauna spinnt, ist das schon der schlimmste Moment. Wobei es ein paar Irritationen im Hinblick auf die Arbeit gibt, wenn auch die App komische Ergebnisse hervorbringt. Bedrohlich wird es dabei aber auch nicht, eher etwas lästig.
Mysteriös, aber wenig spannend
Das führt dazu, dass der Film nie so richtig packend wird. Wo man bei den anderen Genrebeiträgen das Gefühl hat, dass eine wirkliche Gefahr droht, fehlt das hier. Natürlich gibt es den Mystery-Faktor, wenn sich das Publikum fragen darf, wer oder was hinter allem steckt. Man kann sich ja nicht einmal sicher sein, ob da überhaupt etwas geschieht oder die angeknackste Protagonistin einfach Mist baut. Manchen wird das vielleicht schon zur Spannungserzeugung reichen. Gegen Ende hin bringt der Thriller zudem eine gewisse Dringlichkeit hinein. Wirklich überzeugend ist Unsichtbarer Angreifer dabei aber nicht, da es dann doch mehr die Hysterie der Hauptfigur ist, die für die besagte Dringlichkeit sorgt. Psychologisch wird die schon begründet, die Erklärung liegt in einem länger zurückliegenden Vorfall. Nur darf dann eben bezweifelt werden, ob das alles wirklich so brenzlig ist wie behauptet.
Das ist schade, weil das Thema mehr hergegeben hätte. Inszenatorisch überzeugt der Film prinzipiell auch, wenn schicke Bilder und persönliche Abgründe eng miteinander verbunden sind. Audiovisuell macht der Thriller, der auf dem Filmfest Hamburg 2023 Premiere feierte, schon einiges richtig und ist atmosphärisch geworden. Die einzelnen Bestandteile sind also da für einen gelungenen Abend vor dem Fernseher. Der erhoffte Höhepunkt ist die ZDF-Produktion dennoch nicht geworden. Trotz einer talentierten Besetzung lässt einen Unsichtbarer Angreifer eher kalt, hat weder zur Technik noch den Menschen viel zu sagen. Nennenswerte Schlüsse lassen sich aus all dem nicht ziehen.
OT: „Unsichtbarer Angreifer“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Martina Plura
Drehbuch: Willi Kubica
Musik: Daniel Hoffknecht
Kamera: Monika Plura
Besetzung: Emily Cox, Denis Moschitto, Eren M. Güvercin, Golo Euler, Paula Conrad Hugenschmidt, Casper von Bülöw, Yodit Tarikwa, Luna Jordan
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