Urlaub auf Italienisch
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Urlaub auf Italienisch

„Urlaub auf Italienisch“ // Deutschland-Start: 1986 (ZDF) // 9. Mai 2024 (DVD)

Inhalt / Kritik

Endlich sind Ferien! Herbert Korn (Stefan Behrens) möchte mit seiner Ehefrau Roswitha (Franziska Oehme), den gemeinsamen Kindern Florian (Pierre René Müller) und Andy (Sali Landricina) sowie Nichte Micaela (Christina Plate) mit dem Auto durch Italien nach Griechenland fahren. Da man befürchtet, dass das Auto in Italien gestohlen werden könnte, hat sich Herbert eine ziemlich laute Alarmanlage einbauen lassen. Dennoch kommt es, wie es kommen muss: Bei einem Zwischenstopp in Pompeji reißen sich clevere Diebe das Gefährt unter den Nagel – und mit ihm sämtliches Bargeld, Schecks und Pässe! Nun ist der Einfallsreichtum der Familie Korn gefragt, die die kommende Nacht in einer billigen Unterkunft verbringt, die sich als Bordell entpuppt. Trotzdem ist die Hilfsbereitschaft der Dirne „Domenica“ (Elisabeth Volkmann), die ursprünglich aus Köln stammt, geradezu rührend. Weit weniger nett ist die Sensationsgier einer Klatschreporterin, die Familie Korn im Gegenzug für eine Exklusivstory anschließend in einem Luxushotel unterbringt, aber plötzlich nicht mehr aufzufinden ist. Die Rechnung indes ist noch nicht beglichen …

Wenn einer eine Reise tut…

Urlaub auf Italienisch ist eine siebenteilige Miniserie, die ab September 1986 im Vorabendprogramm des ZDF immer mittwochs ausgestrahlt wurde. Auf dem Regiestuhl saß der Routinier Sigi Rothemund (1944-2024), der seine Karriere in den frühen 1970er Jahren (unter dem Pseudonym Siggi Götz) mit Softsexfilmen wie Geh, zieh dein Dirndl aus oder Bohr weiter, Kumpel begonnen hatte. Später verlagerte er sich dann auf harmlosere, aber genauso niveaulose Filmklamotten (Piratensender Powerplay, Plem, plem, plem – Die Schule brennt), bevor er schließlich mehr und mehr zum Fernsehen wechselte, wo er sicherlich seine lohnenswertesten Produktionen realisierte. So inszenierte Rothemund beispielsweise einige der Kult-Weihnachtsserien des ZDF (Timm Thaler, Silas, Jack Holborn) und durchaus gelungene Serienfolgen für Peter Strohm oder Der Millionenerbe. Urlaub auf Italienisch stellt einen der ersten Ausflüge Rothemunds nach Italien dar, wo er von 2002 bis 2019 noch 24 Fernsehfilme der Donna Leon-Reihe um Commissario Brunetti inszenieren sollte.

Die Drehbücher von Urlaub auf Italienisch stammen aus der Feder von Sven Severin (Er – Sie – Es) und Klaus Brandt (In aller Freundschaft), die sich hier auf satirische Weise über so manches Urlaubsklischee aus der Bundesrepublik jener Jahre lustig machen. Familie Korn ist eine typische Durchschnittsfamilie, die schon so manches interne Problem hat, bevor sich die fünfköpfige Truppe ganz klassisch mit dem Auto in den Urlaub begibt. Dass man dabei nie am eigentlichen Zielort Griechenland ankommt, sondern bereits in Italien strandet und sämtliches Hab und Gut verliert, bildet die Grundlage für die sieben Episoden, die sich in der dramatischen Zuspitzung und dem damit einhergehenden Chaos immer wieder aufs Neue übertreffen. Nach dem unfreiwilligen Bordellaufenthalt meint Vater Herbert, den gestohlenen Wagen wiederentdeckt zu haben. Da es sich aber um ein anderes Fahrzeug handelt, landet er kurz darauf selbst als Autodieb hinter Gittern.

Choleriker unterwegs

Die Tatsache, dass die fünf Reisenden keinerlei Geld und keine Papiere mehr haben, macht sie immer wieder von der Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft der Italiener abhängig. Das nutzen die beiden Drehbuchautoren Severin und Brandt, um mit den Stereotypen der italienischen Autoklauer zu brechen und die Einwohner von Neapel, Rom und den entlegenen Dörfern, in denen Familie Korn bei ihren diversen Abenteuern landen, als überaus liebenswert und sympathisch zu zeichnen. Das schließt eine Hippie-Clique, eine kommunistische Dorfgemeinde und eine Frauen-Wohngemeinschaft in der Landeshauptstadt mit ein. Die Deutschen hingegen kriegen so manche Breitseite ab, denn ihr Verhalten ist alles andere als vorbildlich. Das beginnt schon beim cholerischen Familienvater Korn und seinen ständigen Streitereien mit seiner Ehefrau, geht weiter über die Beamten auf der deutschen Botschaft in Rom und kulminiert nach der Rückkehr in der Heimat, wo das Damoklesschwert noch einmal mehrfach über die Urlauber hereinbricht.

Urlaub auf Italienisch ist eine gelungene Satire über nationale Vorurteile und Klischeevorstellungen, die von Sigi Rothemund munter an illustren Originallocations in Italien inszeniert wurde. Aus der prominenten Besetzung (in Gastrollen tauchen u.a. Gunther Philipp, Bruni Löbel, Ralf Wolter und Herbert Fux auf) ragt insbesondere Stefan Behrens (Der Hausgeist) heraus, der den cholerischen Familienvater mit perfektem Timing und viel Spiellaune sehr überzeugend darstellt. So mancher Gag kommt leise und unerwartet und verleiht dieser nach wie vor kurzweilig unterhaltenden Serie eine charmante und zeitlose Note. Die sieben 47-minütigen Folgen (die in sich noch einmal zweigeteilt sind, weil sie mit einer Werbeunterbrechung ausgestrahlt wurden) sind auf zwei DVDs verteilt und bieten ein akzeptables Bild (im Vollbildformat 1,33:1) und einen ebenfalls gelungenen deutschen Originalton (in Dolby Digital 2.0). Extras gibt es keine.

Credits

OT: „Urlaub auf Italienisch“
Land: Deutschland, Italien
Jahr: 1986
Regie: Sigi Rothemund
Drehbuch: Sven Severin, Klaus Brandt
Kamera: Rolf Liccini
Besetzung: Stefan Behrens, Franziska Oehme, Pierre René Müller, Christina Plate, Sali Landricina, Ingrid Steeger, Otto Stern

Bilder

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Eine gelungene Satire über nationale Vorurteile und Klischeevorstellungen, die an illustren Originallocations in Italien inszeniert wurde. Aus der prominenten Besetzung ragt insbesondere Stefan Behrens heraus, der den cholerischen Familienvater mit perfektem Timing und viel Spiellaune sehr überzeugend darstellt. So mancher Gag kommt leise und unerwartet und verleiht dieser nach wie vor kurzweiligen Serie eine charmante und zeitlose Note.
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