Verstrickt in Lügen: Die Geschichte von César Román

Es ist mal wieder Zeit für ein bisschen True Crime. Bei Netflix muss man normalerweise nie lang warten, bis der Streamingdienst wieder von alten Verbrechen berichtet. Zuletzt gab es da beispielsweise Die Weltuntergangssekte des Antares de la Luz über schockierende Vorgänge eines selbsternannten Lichtbringers. Aber auch Crime Scene Berlin: Nightlife Killer, das von einem Serienmörder in Berliner Nachtclubs berichtet, und das tödliche Familiendrama Jennifers Tat sind dazu geeignet, es dem Publikum eiskalt den Rücken hinunterlaufen zu lassen. Wer wieder in Stimmung ist für ein paar mörderische Abgründe, für den gibt es jetzt neu Verstrickt in Lügen: Die Geschichte von César Román im Programm.

Ein Koch und ein schrecklicher Verdacht

Hierzulande dürften eher weniger Leute mit dem Fall vertraut sein. In Spanien schaffte es dieser aber in die Medien. Das liegt auch daran, dass der titelgebende César Román dort durchaus bekannter war. So brachte er es als Koch bzw. Restaurantbetreiber zu einigem Ruhm. Sein Verkaufsschlager waren Cachopo, eine Spezialität aus der spanischen Provinz Asturien. Aus gutem Grund heißt die Dokuserie El rey del cachopo, auf Deutsch „Der König des Cachopo“. Seine kulinarischen Errungenschaften sind es aber weniger, die Netflix interessieren. Vielmehr ist es der Verdacht, dass er seine Partnerin ermordet haben könnte, der ihn relevant macht. Genauer handelt es sich um Heydi Paz Bulnes, eine ehemalige Bedienung in einem seiner Läden.

Die Geschichte beginnt dabei mit einem schrecklichen Fund: Der Torso einer verstümmelten Leiche wurde in einem Koffer entdeckt. Recht bald wird klar, dass dieser der vermissten Heydi gehört, die seit einigen Tagen von ihrer Mutter vermisst wurde. Auch der Verdacht, dass eben Román hinter dem Mord stecken könnte, lässt nicht lange auf sich warten. Dass er spurlos verschwunden ist, ist schon sehr verdächtig. Eigentlich weist alles auf ihn hin. Tatsächlich ist Verstrickt in Lügen: Die Geschichte von César Román dann auch keine True Crime Doku, bei der das Publikum viel Anlass zum Rätseln bekommt. Wer diese Art Geschichten gern sieht, um zu spekulieren, was geschehen sein könnte, kann sich die Serie eher sparen, zumal sie mit drei Folgen auch zu lang geraten ist.

Ein notorischer Lügner

Das heißt aber nicht, dass es nichts mehr zu erzählen geben würde. Was der Serie an Mystery-Elementen fehlt, macht sie durch einen faszinierenden Antagonisten wett. Der ist nicht nur ein brutaler Mörder mit offensichtlich psychopathischen Züge. Er ist zudem ein notorischer Lügner, dem es gelang, mithilfe erfundener Geschichten seine Karriere erst zu ermöglichen. Je mehr man in Verstrickt in Lügen: Die Geschichte von César Román über ihn erfährt, umso häufiger will man sich erstaunt die Augen reiben. Skrupel kannte er keine. Ihm war jedes Mittel recht, um an sein Ziel zu kommen. Dabei war er nach außen hin charmant, weshalb man ihm diese Lügen auch abnahm. Ein geborener Verkäufer.

Ein paar Punkte gibt es also schon, wegen der man einen Blick auf die Serie werfen kann. Aber es sind nicht genug, um die besagte Länge zu rechtfertigen. Gerade im Mittelteil zieht sich das schon und man würde sich wünschen, dass die spanische Produktion mal auf den Punkt kommt. Erschreckend und faszinierend ist der Koch natürlich schon auf seine Weise, ein Egozentriker, für den andere Menschen nur ein Mittel zum Zweck sind und über die er – seiner Meinung nach – frei bestimmen kann. Unbedingt anschauen muss man sich Verstrickt in Lügen: Die Geschichte von César Román aber nicht. Da gibt es in dem reichhaltigen True Crime Fundus von Netflix doch eine ganze Menge, die einen größeren Eindruck hinterlassen.