100 Yards Men Qian Bao Di
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100 Yards

100 Yards Men Qian Bao Di
„100 Yards“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Nach dem Tod seine Vaters geht Shen An (Jacky Heung) eigentlich davon aus, dass dessen Kampfkunstschule sowie sein Platz inmitten der anderen Meister der Stadt Tianjin ihm gehören. Jedoch muss er sich zuerst mit dessen besten Schüler Qi Quan (Andy On) duellieren. Den Kampf verliert er und muss von nun an nicht nur der Schule den Rücken kehren, sondern auch einen vergleichsweise langweiligen Job in einer Bank annehmen. So einfach will er sich aber nicht geschlagen geben und setzt alles daran, eine Wiederholung des Duells zu erzwingen. Da haben aber noch ein paar andere Fraktionen der Stadt mitzureden, vor allem aber die anderen Meister, die Frieden wünschen und die Fehde beendet sehen wollen. Während An an seinem Erbrecht festhält, macht Qi mehr als deutlich, ihm liege nicht viel an den Traditionen und er wolle seine Schule Normalbürgern und den Kolonialherren gegenüber öffnen – ein Affront gegenüber dem Kreis der Meister, den sie nicht ungestraft lassen können. Das Duell der beiden, was nun unausweichlich scheint, wird zu einem Kampf um die Zukunft der Stadt und um den Frieden, der so lange gehalten hat.

Für die Kunst

Die Brüder Xu Haofeng und Xu Junfeng sind in der Filmindustrie ihres Heimatlandes Chinas kein unbeschriebenes Blatt. Haofeng beispielsweise schrieb das Drehbuch zu Wong Kar-wais Adaption der Ip Man-Biografie The Grandmaster. Darauf folgten Filme wie The Sword Identity und Judge Archer, bei denen er nicht nur eine Geschicke als Regisseur beweisen konnte, sondern auch sein Gespür für die Inszenierung von Kampfkunst, selbst wenn dies bisweilen auf Kosten der Story und der Figurenzeichnung ging. Gemeinsam mit seinem Bruder Xu Junfeng legt er nun 100 Yards vor, der bereits auf Festivals wie dem International Film Festival Rotterdam lief und aktuell auf dem Filmfest München zu sehen ist. Die Geschichte, die in der Stadt Tianjin in den 1920er Jahren spielt, ist ein erneuter Beweis dafür, wie Kampfkunst und deren Inszenierung zum Erzählen einer Story dient, in der es um Tradition und Wandel geht.

In seinen Filmen macht Xu Haofeng mehr als deutlich, dass er Kampfkunst auch wirklich als Kunst versteht. Die Inszenierung ist nicht nur sehr elegant und wird vor allem jene Zuschauer erfreuen, die beispielsweise die Ip Man-Filme mochten, sondern sie erfüllt darüber hinaus einen anderen, erzählerischen Zweck, der schon in den ersten Minuten von 100 Yards aufblitzt. Das Duell zwischen An und Qui ist mehr als nur ein Kräftemessen, denn es geht um die Nachfolge der Schule, um ein Erbe und das Aufrechterhalten einer langwährenden Tradition, die in den Zeiten eines allgegenwärtigen Wandels sehr wichtig ist.

Dabei ist dies nur ein Beispiel von vielen Momente, in denen 100 Yards erzählerisch wie auch ästhetisch punkten kann, denn das Zusammenspiel von Schauspiel, Schnitt und Musik gleicht einer fein abgestimmten Partitur. Zugleich sind diese Szenen dramaturgisch interessant, da man Zeuge der Entwicklung der Figuren wirkt, für die es um immer mehr zu gehen scheint und die individuelle Motivation einem höheren Ziel weicht. Darüber hinaus sind diese Momente natürlich sehr unterhaltsam, wobei die Schlägerei im Badehaus zwischen Bea Hayden Kuos Figur und einer ganzen Reihe von Kontrahenten einen Höhepunkt darstellt.

Die Balance verlieren

Jacky Heung und Andy On spielen Figuren, die von unterschiedlichen Standpunkten aus dabei sind, die bisherige Ordnung aufzuheben oder zu verändern. Abermals vergleichbar mit den Ip Man-Filmen zeichnen die Regisseure einen historischen Hintergrund, bei dem das friedliche Zusammenleben gleichbedeutend ist mit einer Harmonie, die sich aber bei genauem Hinsehen als falsch erweist. Dieser Hintergrund hat sehr viel zu bieten, doch indem sich die Regie auf die Auseinandersetzung konzentriert, wird hier leider einiges in den Hintergrund gedrängt, was dem Konflikt der beiden Hauptakteure noch eine andere Ebene gegeben hätte. Vielleicht ist dies aber auch den Darstellern geschuldet, denn Heung und On mögen begnadete Kampfkünstler sein, aber es fehlt ihnen an Ausstrahlung, sodass man ihrer Entwicklung abseits der Kampfszenen nur recht unwillig folgt als Zuschauer. Die Tatsache, dass Kuo als eine Nebenfigur beiden Herren die Show stiehlt, lässt erahnen, wie darstellerisch unausgewogen 100 Yards ist.

Credits

OT: „Men Qian Bao Di“
Land: China
Jahr: 2023
Regie: Haofeng Xu, Junfeng Xu
Drehbuch: Haofeng Xu
Musik: An Wei
Kamera: Shao Dan
Besetzung: Jacky Heung, Andy On, Bea Hayden Kuo, Shiyi Tang, Zheng Zhao

Bilder

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100 Yards
fazit
„100 Yards“ ist ein Martial Arts Film, der besonders in den Kampfszenen in mehrfacher Hinsicht begeistern kann. Xu Haofeng und Xu Junfeng können in diesen Momenten einige Unzulänglichkeiten des Filmes, besonders in schauspielerischer Hinsicht, ausgleichen.
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