Richtig aufregend ist das Leben des Psychologie-Professors Gary Johnson (Glen Powell) eigentlich nicht. Das ändert sich, als er einen ungewöhnlichen Nebenjob für das New Orleans Police Department annimmt. So gibt er sich für diese als Auftragsmörder aus, um auf diese Weise Interessenten zu schnappen und hinter Gitter zu bringen. Gary zeigt dabei ungeahntes Talent, wenn er sich bei jedem Auftritt in jemand Neues verwandelt. Er hat auch viel Spaß daran, sich ständig andere Persönlichkeiten zuzulegen und sich auf diese Weise neu zu erfinden. Doch dann trifft er eines Tages die attraktive Madison Figueroa Masters (Adria Arjona), die ihren gewalttätigen Ehemann um die Ecke bringen lassen will. Gary, der sich für sie die Persona Ron zugelegt hat, findet rasch Gefallen an seiner neuen Klientin und will alles dafür tun, sie von diesem Mord abzubringen …
Überraschende Bandbreite
Als Regisseur genießt Richard Linklater natürlich großes Renommee. So hat der US-Amerikaner im Laufe der letzten drei Jahrzehnte viele wunderbare Filme gedreht, von denen einige auch Kultstatus haben. Zuletzt nahm man jedoch eher weniger Notiz von seinen Werken. Die Tragikomödie Bernadette ging trotz Starbesetzung ziemlich unter, die Kritiken waren zudem verhalten. Das Animationsdrama Apollo 10 1/2: Eine Kindheit im Weltraumzeitalter wurde hingegen viel gerühmt, man nahm von der Netflix-Veröffentlichung jedoch wenig Notiz. Nun gibt es mit A Killer Romance mal wieder einen Kinofilm, der eigentlich alles mitbringt, um ein Hit zu werden – zumindest hierzulande, wo die Komödie tatsächlich in die Kinos kommt, anstatt bei Netflix begraben zu werden.
Aushängeschild ist dabei sicherlich Glen Powell, der vor einigen Wochen in Wo die Lüge hinfällt zu sehen war, einem der Überraschungshits dieses Jahres. Erneut spielt er die Hauptrolle in einer Liebeskomödie, bei der Lügen eine große Rolle spielen. Und doch könnten die beiden Genrebeiträge unterschiedlicher kaum sein. Das liegt nicht zuletzt auch an Powell selbst. Der Schauspieler, der gemeinsam mit Linklater das Drehbuch geschrieben hat, verabschiedet sich hier von seiner bewährten Figur des charmanten Arschlochs. Zunächst verkörpert er jemanden, der sehr zurückhaltend ist und von niemandem wahrgenommen wird. Erst durch die verschiedenen Rollen, die Gary in A Killer Romance annimmt, entwickelt er Präsenz. Der Hauptdarsteller zeigt dabei auch eine ungeahnte Bandbreite, wenn Gary alles Mögliche einmal ausprobiert.
Unmoralische Suche nach sich selbst
Es ist dann auch dieses Spiel mit Identitäten, welches hier für gute Laune sorgt. So weiß der Protagonist selbst irgendwann nicht mehr, wo die Grenzen zwischen Gary und Ron liegen. Ein bisschen zumindest lädt der Film dann auch dazu ein, sich über diesen Themenbereich Gedanken zu machen. Wie viel der eigenen Identität ist angeboren, wie viel selbst konstruiert? Anstatt daraus ein verkopftes Drama zu machen, wird bei A Killer Romance aber eine gut gelaunte Komödie draus, die mal bissig, mal romantisch ist. Und zumindest zeitweise ziemlich sexy, Powell und Adria Arjona entwickeln richtig viel Chemie, wenn sich die beiden Figuren auf verspielte Weise annähern. Da fliegen schon ordentlich Funken.
Action sollte man dabei übrigens nicht erwarten, auch wenn der Film zuweilen als Actionkomödie verkauft wird. Außerdem ist die Geschichte, die von einem tatsächlichen Zeitungsartikel inspiriert wurde, nicht durchgängig originell. Da sind schon Passagen dabei, an denen Erwartungen bestätigt werden, wenn A Killer Romance zwischen Mainstream und Anarchie wechselt. Dafür zeigt sich der Film, der 2023 in Venedig Premiere feierte und anschließend auf diversen weiteren Festivals zu sehen war, im späteren Verlauf von einer unerwartet unmoralischen Seite. Insgesamt ist diese etwas andere Romanze unterhaltsam und sehenswert, sorgt für frischen Wind in einem Bereich, der zu oft in Kitsch versinkt und gar nicht erst versucht, etwas Eigenes zu erzählen.
OT: „Hit Man“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Richard Linklater
Drehbuch: Richard Linklater, Glen Powell
Musik: Graham Reynolds
Kamera: Shane F. Kelly
Besetzung: Glen Powell, Adria Arjona, Austin Amelio, Retta
Venedig 2023
Toronto International Film Festival 2023
Filmfest Hamburg 2023
Internationales Filmfestival Mannheim-Heidelberg 2023
Amazon (DVD „A Killer Romance“)
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