Abnormal Desire
©2021 Asai Ryo/Shinchosha @2023 (Ab)normal Desire Committee

(Ab)normal Desire

Abnormal Desire
„(Ab)normal Desire“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Hiroki (Goro Inagaki) arbeitet als Staatsanwalt und gilt unter seinen Kollegen als Hardliner. Auch in Sachen Erziehung verfolgt er einen strengen Stil, weshalb es ihm überhaupt nicht passt, als sein Sohn ihm eines Morgens eröffnet, er wolle nicht mehr zur Schule gehen. Stattdessen will er, wie sein großes Idol, seinen eigenen Videochannel haben, täglich neuen Content produzieren und von zu Hause aus alles Wichtige lernen. Als Hirokis Verbot auf Widerstand bei seiner Frau Yumi (Maho Yamada) trifft, will er dem Vorhaben seines Sohnes eine Chance geben, doch als sich das Zuhause immer mehr in eine Spielwiese verwandelt, platzt ihm schon bald der Kragen und es kommt zu Streitigkeiten.

Parallel verfolgen wir die Geschichte von Natsuki (Yui Aragaki), die in der Modeabteilung eines Kaufhauses arbeitet. Schon seit ihrer Kindheit fühlt sie sich der Gesellschaft nicht zugehörig und reagiert irritiert auf das Drängen ihrer Freundin und Eltern, sie möge doch endlich jemanden heiraten. Bei einem Klassentreffen, zu dem sie nur widerwillig hingeht, trifft sie auf Sasaki (Hayato Isomura), zu dem sie sich hingezogen fühlt, weil beide eine ganz besondere Leidenschaft verbindet.

Abweichungen von der Norm

Die Romanvorlage zu (Ab)normal Desire schrieb der japanische Autor Ryo Asai und schon nach der ersten Lektüre dachte Produzent Hiromitsu Sugita an seinen guten Freund Yoshiyuki Kishi, der ein ähnliches Thema bereits in seinem Film Wilderness behandelte. Bei der rund 500 Seiten langen Vorlage und dem begrenzten Budget mussten Kishi und Drehbuchautor Takehiko Minato ein paar Änderungen vornehmen, doch ihnen war es wichtig, dem Thema und den Figuren treu zu bleiben. Ein Crowdpleaser im klassischen Sinne ist (Ab)normal Desire, der im Programm der Nippon Connection 2024 vertreten war, wahrlich nicht, denn was wie eine Mischung aus Episodenfilm und Romanze beginnt wird schon nach wenigen Minuten zu einem einfühlsamen Drama über Tabus, Grenzüberschreitungen und Einsamkeit.

In einer konformistischen Gesellschaft wie der japanischen definieren unter anderem Tabus, wie man sich zu verhalten hat. Einige von ihnen sich durchaus positiv, wie Kishis Film besonders gegen Ende betont, doch viele von ihnen zeigen auf, wie beschränkt die Vorstellung von Normalität ist und wie sie für viele Menschen eine Fessel sein kann. In Ab(normal) Desire kommen viele solcher Personen zusammen und mit dem Juristen Hiroki ein Vertreter der Ordnung, dessen Überzeugungen ihn auf Kollisionskurs mit seiner eigenen Familie bringen. Über die einzelnen Episoden und Figuren zeigt Kishi unterschiedliche Normabweichungen auf und wie das Umfeld einer Person auf diese reagiert. Die Weigerung zu heiraten und auf die „gut gemeinten“ Ratschläge der Freundin und Eltern zu hören, wird Natsuki als Starrsinn ausgelegt, während Sasakis geheime Leidenschaft ihn immer weiter in die Isolation treibt. Kishi erzählt von den Kompromissen, zu denen die Figuren kommen, wie sie Glück und Erfüllung finden und wann diese Leidenschaft für andere gefährlich werden kann.

Der Anblick von Wasser

Ein zentrales Element bildet dabei das Wasser. Yui Aragakis und Hayato Ismuras Figur beispielsweise verbindet es, steht als Sinnbild für ihre besondere Leidenschaft und ihr Glück, doch eben auch für die Zuflucht vor einer Welt, die sie nicht verstehen kann (oder will). Auch die Familie des Anwalts vergnügt sich im kühlen Nass, wobei das vergnügte Spiel der beiden Kinder und ihre Freude, dies zu filmen, schnell umschlägt. Yoshikyuki Kishi und Kameramann Kozo Natsumi finden immer wieder starke, einfühlsame Bilder, welche das Innenleben der Figuren zeigen, ihr Glück aber auch ihre Einsamkeit. In vielen Momenten wird (Ab)normal Desire zu einem berührenden Plädoyer für eine Aufweichung der Normen, doch genauso zu einem entschiedenen Aufruf, moralische Grundsätze nicht dafür aufzuweichen.

Credits

OT: „Seiyoku“
Land: Japan
Jahr: 2023
Regie: Yoshiyuki Kishi
Drehbuch: Takehiko Minato
Vorlage: Ryo Asai
Musik: Taro Iwashiro
Kamera: Kozo Natsumi
Besetzung: Goro Inagaki, Yui Aragaki, Hayato Isomura, Kanta Sato, Ayaka Higashino, Maho Yamada

Trailer

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(Ab)normal Desire
fazit
„(Ab)normal Desire“ ist eine Mischung aus Episodenfilm und Drama. Yoshiyuki Kishi erzählt von Tabus, Grenzüberschreitungen und Einsamkeit, wobei ihm Momente gelingen, die zum Nachdenken bringen und sehr berühren.
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