Aliens Daydream
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Alien’s Daydream

Inhalt / Kritik

Der Journalist Uto (Yukichi Tanaka) hat es nicht leicht. Sein Chef bei dem Boulevardmagazin interessiert sich nur für Absatzzahlen und Klickzahlen, der Inhalt der Beiträge ist ein bloßes Mittel zum Zweck. Für seinen neuesten Auftrag soll Uto in die abgelegene Kleinstadt Hakui reisen, wo es zu UFO-Sichtungen gekommen sein soll. Die Menschen vor Ort sind stolz auf ihre Geschichten, haben ein eigenes Museum zu dem Thema. Doch der Journalist ist vor allem an Noa (Natsuki Yamada) interessiert, die vor drei Jahren spurlos verschwunden war und behauptet, von Außerirdischen entführt worden zu sein. Waren tatsächlich Aliens zu Besuch? Oder ist es der lokale Kult, der hinter allem steckt?

Die Aliens sind da!

Die Vorstellung, dass es außer unserem noch ein Leben da draußen gibt, hat schon immer die Fantasie der Menschen beflügelt. Das zeigt sich gerade auch im Filmbereich, wo es regelmäßig zu Begegnungen mit Außerirdischen kommt. Mal müssen die Figuren dafür ins All reisen, etwa auf der Suche nach neuen Lebensräumen. Aber auch die gegenteilige Richtung, oft in Gestalt von Invasionen, ist geläufig. Etwas seltener ist die dritte Möglichkeit: Die Aliens sind längst da und haben es sich unter uns gemütlich gemacht. Das bekannteste Beispiel ist sicherlich die Hitkomödie Men in Black, das sich genüsslich über solche Verschwörungstheorien lustig macht. Etwas ambivalenter ist Alien’s Daydream, das sich auf ganz eigene Weise mit dem Thema befasst.

An manchen Stellen wird der japanische Film ebenfalls als Komödie bezeichnet. So ganz passt das aber nicht. Sicher, da sind schon amüsante Momente dabei. Der Besuch im Museum ist beispielsweise geeignet, das Publikum zum Schmunzeln zu bringen, auch wenn man sich bei Alien’s Daydream nie ganz sicher sein kann, ob diese Leute an die Geschichten nun glauben oder einfach nur gutgläubige Leute anzuziehen versuchen. Es handelt sich jedoch um kein Werk, bei dem man dauernd laut auflacht. Es wird im Gegenteil sogar immer mal wieder ernst. Die Sehnsucht nach Aufmerksamkeit ist beispielsweise ein eigentlich sehr trauriges Thema. Der Blick zu den Sternen wird in der Kleinstadt zu einem Versuch, dem tristen und letztendlich perspektivlosen Alltag zu entkommen.

Schräg und sympathisch

Neben diesen tragikomischen Aspekten kommt noch ein größerer Teil Mystery hinzu. Schließlich will Uto, stellvertretend für das Publikum, wissen, was es mit diesen ganzen Geschichten auf sich hat. Zumindest streckenweise erinnert Alien’s Daydream dann auch an bekannte Verschwörungsthriller, wenn es um irgendwelche finsteren Machenschaften geht, die im Verborgenen ablaufen. Dan Brown zum Beispiel könnte einem da einfallen. Im Vergleich ist der japanische Film aber natürlich deutlich bescheidener. Hier gibt es keine Stars. Auch die visuelle Umsetzung ist deutlich billiger. Aber das muss ja kein Nachteil sein: Regisseur und Drehbuchautor Yoshiki Matsumoto arbeitet mit kleineren Spielereien und experimentellen Elementen, die dem Ganzen zu einer ganz eigenen und eigenwilligen Optik verhelfen.

Das ist schon sympathisch. Der Beitrag von der Nippon Connection 2024 schafft es, sich von der großen Konkurrenz abzuheben. Er macht auch neugierig darauf, was Matsumoto, der hiermit seinen ersten Spielfilm vorlegt, wohl in Zukunft noch alles machen wird. Aber es ist auch ein bisschen unbefriedigend, wie hier mehrere Richtungen eingeschlagen werden und man sich nicht für eine entscheiden wollte. Alien’s Daydream wird nie völlig witzig, entwickelt nicht die emotionale Kraft, die das Thema haben könnte, bleibt auch als Genrebeitrag seltsam unbestimmt, wenn diverse Anspielungen eingebaut, aber nicht abgeschlossen werden. Sein Publikum sollte der Film aber finden, zumindest ein solches, das es gern etwas schräger und obskurer mag.

Credits

OT: „Eirian wa kuso suru“
Land: Japan
Jahr: 2023
Regie: Yoshiki Matsumoto
Drehbuch: Yoshiki Matsumoto
Kamera: Chiaki Tsunekawa
Besetzung: Yukichi Tanaka, Natsuki Yamada, Jin Arai, Sarasa Nakamura, Yutaka Hoshino

Trailer



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Alien’s Daydream
fazit
„Alien’s Daydream“ begleitet einen Journalisten in eine japanische Kleinstadt, wo die Menschen fest an UFOs und Außerirdische glauben. Das Ergebnis schwankt zwischen amüsant, tragisch und mysteriös, was gleichzeitig interessant und etwas unbefriedigend ist, da man sich hier auf nichts festlegen wollte. Sympathisch ist dieses eigenwillige Spielfilmdebüt jedoch.
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