All We Imagine As Light
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All We Imagine as Light

All We Imagine As Light
„All We Imagine as Light“ // Deutschland-Start: 19. Dezember 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Prabha (Kani Kusruti) und Anu (Divya Prabha) arbeiten beide als Krankenschwestern. Sie teilen sich auch eine Wohnung, die hohen Mitpreise in Mumbai erfordern das. Ansonsten befinden sie an unterschiedlichen Stellen in ihrem Leben. So ist die jüngere Anu frisch in Shiaz (Hridhu Haroon) verliebt, was aber aufgrund seines muslimischen Glaubens nicht gern gesehen ist. Prabha wiederum hat gerade Dr. Manoj (Azeez Nedumangad) kennengelernt, als sie ein Lebenszeichen ihres Mannes erhält, der nach Deutschland ausgewandert ist. Währenddessen muss sich Parvaty (Chhaya Kadam) nach einer neuen Wohnung umsehen, da ihr Wohnkomplex einer Luxusanlage weichen soll …

Einblick in das Leben in Mumbai

Auch wenn die indische Filmindustrie so produktiv wie kaum eine andere ist, außerhalb bekommt man davon relativ wenig mit. Bollywood dürfte den meisten zwar ein Begriff sein, bleibt aber eine Nischenveranstaltung. Dann und wann gibt es auch mal Actionfilme, die es bis in die Kinos schaffen. Und natürlich ist da Netflix, die praktisch auf der ganzen Welt irgendwelche Titel auftreiben. Dieses Jahr ging beispielsweise das Krimidrama Bhakshak online. Aber selbst auf dem allgegenwärtigen Streamingdienst gehen die Beiträge eher unter. Mit All We Imagine as Light macht derzeit aber ein Film von sich reden. Nicht nur, dass das Drama das erste indische Werk seit 30 Jahren ist, welches im Hauptwettbewerb von Cannes zu sehen war. Es erhielt zudem den Großen Preis der Jury, die zweitwichtigste Auszeichnung des Festivals.

Dabei hat der Film, der tatsächlich eine überwiegend französische Produktion ist, nicht viel mit dem gemeinsam, was man aufgrund der eher einseitigen Veröffentlichungen hierzulande mit Indien in Verbindung bringt. Hier gibt es keine farbenfrohen Kleider und Tanzeinlagen. Es gibt auch keine Actionsequenzen. Tatsächlich ist die Handlung in All We Imagine as Light überschaubar. Sehr gemächlich taucht das Drama in seine Geschichte ein, gibt erst nach und nach die Informationen preis. Was es beispielsweise mit Prabhas Ehe auf sich hat, wird erst später klar, auch weil sie selbst nicht darüber spricht. Parvaty, die älteste der drei Frauen, ist ohnehin niemand, die gern tiefe Einblicke gibt, was zweifelsfrei mit ihrer Situation zusammenhängt. Anu ist die offenste der drei Protagonistinnen, hat auch kein Problem damit, als Hindu einen Muslim zu daten. Der Rest der Gesellschaft hingegen schon, weshalb da vieles im Geheimen stattfindet.

Poetisch und präzise beobachtet

Regisseurin und Drehbuchautorin Payal Kapadia, die sich zuvor in dem Dokumentarfilm A Night of Knowing Nothing mit den gesellschaftlichen Problemen ihrer Heimat auseinandergesetzt hat, nutzt in ihrem Spielfilmdebüt die Protagonistinnen dann auch primär als Spiegel für das Land. An ihrem Beispiel geht sie eine Reihe von Problemen durch, die Indien plagen, ob es nun die Schere zwischen Arm und Reich ist, die Diskriminierung von Muslimen oder auch alte Geschlechterbilder. In knapp zwei Stunden wird All We Imagine as Light so zum Porträt der Millionenmetropole Mumbai, wenn wir an der Seite der drei sowie weiterer Figuren durch die Stadt streifen, darin traurige wie schöne Momente erleben, immer auf der Suche nach dem persönlichen Glück.

So etwas kann schnell kitschig werden oder sich voyeuristisch mit dem Elend der Menschen befassen. Kapadia hat daran aber kein Interesse. Vielmehr verbindet sie hier die genaue Beobachtungsgabe, die sie bei ihren dokumentarischen Arbeiten demonstriert hat, mit einer sehr poetischen Ader. So hat All We Imagine as Light trotz der zahlreichen Probleme, die ohne Zweifel die Figuren plagen, auch etwas Hoffnungsvolles. Der Film ist zudem Ausdruck einer Solidarität unter Frauen, wenn sich die Protagonistinnen gegenseitig unterstützen. Wo die Gesellschaft versagt, Traditionen ihnen im Weg stehen, da sind sie füreinander da und sorgen auf diese Weise für Lichtblicke in einer Geschichte, die sich viel mit den dunklen Teilen der Stadt auseinandersetzt.

Credits

OT: „All We Imagine as Light“
Land: Frankreich, Indien, Niederlande, Luxemburg
Jahr: 2024
Regie: Payal Kapadia
Drehbuch: Payal Kapadia
Musik: Topshe
Kamera: Ranabir Das
Besetzung: Kani Kusruti, Divya Prabha, Chhaya Kadam, Hridhu Haroon, Azeez Nedumangad

Bilder

Trailer

Interview

Ihr wollt mehr über den Film erfahren? Wir hatten die Gelegenheit, uns mit Regisseurin Payal Kapadia zu unterhalten. Im Interview zu All We Imagine As Light sprechen wir über die Arbeit an dem Drama, die Grenze zwischen Fiktion und Dokumentation und Mumbai als Charakter.

Payal Kapadia [Interview]

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All We Imagine as Light
fazit
„All We Imagine as Light“ begleitet drei Frauen unterschiedlichen Alters, die in Mumbai leben und zum Spiegel der Gesellschaft und ihrer Probleme werden. Präzise beobachtet und zugleich poetisch ist das ruhig erzählte Drama in mehrfacher Hinsicht sehenswert, findet zudem Hoffnungsschimmer in der dunklen Stadt.
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