Lobuin, Vanesa und Soma kennen einander nicht, sind sich nie begegnet. Sie stammen auch aus unterschiedlichen Teilen der Erde. Und doch haben sie einiges gemeinsam: Die drei Frauen müssen ihre Heimat hinter sich lassen und in der Fremde von vorne anfangen. Schließlich sind sie Opfer eines voranschreitenden Klimawandels, der sie ihrer Perspektive beraubt. Mal ist es eine zunehmende Trockenheit, mal ein gewaltiger Wirbelsturm, der alles zerstört. Doch der Neuanfang ist deutlich schwieriger als gedacht. Starrsinnige Behörden machen das Leben schwer, sie begegnen Rassismus. Und sie begegnen Menschen, welche die Not anderer für sich selbst ausnutzen, auf der Suche nach willigen Sklavinnen …
Auf der Flucht vor der Klimakatastrophe
Dass David Baute das Thema Klimamigration umtreibt, ist kein Geheimnis. Schon 2020 veröffentlichte er den Dokumentarfilm Climate Exodus und erzählte darin die Geschichte von drei Frauen, die durch Umweltkatastrophen alles verloren haben und deswegen ausgewandert sind. Vier Jahre später greift er diese Geschichten wieder auf und verpackt sie im Rahmen eines Animationsfilms. Black Butterflies lautet dieser und feierte seine Premiere auf dem Annecy Festival 2024 in der Sektion Contrechamps, die vor einigen Jahren als Alternative zum Hauptwettbewerb eröffnet wurde.
Das neue Werk hat dann auch etwas Dokumentarisches. Tatsächlich empfindet der kanarische Regisseur dieses als einen Dokumentarfilm, selbst wenn er dabei gezeichnete Bilder zur Hilfe nimmt. Erneut erzählt er von drei Frauen auf der Flucht. Wobei die einzelnen Schicksale nicht austauschbar sind. Dafür sorgen schon die sehr unterschiedlichen Settings, wenn sowohl die Ursprungsländer wie auch die Zielländer in den verschiedensten Teilen der Erde sind. Aber auch die Erfahrungen sind, ähnlicher Anfangsproblematik zum Trotz, sehr unterschiedlich. Wenn eine der Frauen in Black Butterflies beispielsweise in Frankreich gelandet ist, hat sie mit Bürokratie zu kämpfen. Schließlich ist das Konzept eines Asyls aufgrund von Naturkatastrophen gar nicht vorgesehen – was mindestens zynisch ist.
Stimmungsvoll und erschütternd
Noch größeren Eindruck hinterlässt aber der Strang, bei dem eine der Frauen als Bedienstete bei einer reichen Familie beginnt, dort aber wie eine Sklavin gehalten wird. Zu Beginn musste sie ihren Pass abgeben, ist damit den anderen ausgeliefert. Beschimpfungen und Herabwürdigungen sind an der Tagesordnung, aber auch sexuelle Übergriffe, die in einer Schwangerschaft enden. Es ist also harter Stoff, der dabei ausgepackt wird. Wobei natürlich gerade dieser Strang um die Sklaverei in Black Butterflies hervorsticht, da sie nur bedingt mit dem Thema des Klimas zu tun hat. Dass die Verzweiflung von Menschen ausgenutzt wird, kommt schließlich in vielerlei Kontexten vor. Wenn hier die Flucht vor der Katastrophe der Anlass ist, dann ist das im Grunde austauschbar. Überhaupt verschwindet das Klimathema zuweilen ein wenig, wenn es mehr um die folgenden prekären Verhältnisse geht.
Sehenswert ist der Animationsfilm aber auf jeden Fall. Auch hier sind die Settings von Vorteil, wenn wir von den Steppen Afrikas bis in Großstädte die verschiedensten Schauplätze abarbeiten. Zwar ist die Coproduktion aus Spanien und Panama technisch eher unauffällig. Dafür sind die Aufnahmen aber stimmungsvoll geworden. Da die Themen wichtig sind, wäre es Black Butterflies dann auch zu wünschen, noch auf weiteren Festivals eine Heimat zu finden und damit ein möglichst großes Publikum. Wirkliche Lösungsansätze gibt es in dem Film zwar keine, mehr als eine Bestandsaufnahme ist das nicht. Zumindest aber sensibilisiert Baute für die Nöte und schafft Verständnis dafür, warum manche Menschen alles hinter sich lassen und in fremde Länder ziehen, selbst wenn sie dort wenig willkommen sind.
OT: „Mariposas negras“
Land: Spanien, Panama
Jahr: 2024
Regie: David Baute
Drehbuch: Yaiza Berrocal
Musik: Diego Navarro Reyes
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