Der Golem wie er in die Welt kam TV Fernsehen arte Streamen online Mediathek Video on Demand DVD kaufen
© Filmmuseum München

Der Golem, wie er in die Welt kam

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„Der Golem, wie er in die Welt kam“ // Deutschland-Start: 28. Juni 2019 (DVD / Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Im 16. Jahrhundert lebt die jüdische Bevölkerung Prags in einem Ghetto, einem abgetrennten Teil der Stadt, dessen Eingang ein mächtiges Holztor ist. Der spirituelle Führer der Gemeinde ist Rabbi Löw (Albert Steinrück), der eines Tages, als er den Sternenhimmel beobachtet, ein Zeichen erkennt, das der Gemeinde großes Unheil bevorsteht. Er macht sich in den folgenden Tagen daran, den Golem (Paul Wegener), einen aus Lehm gemachten, künstlichen Menschen, zu erschaffen, den er mittels eines Zaubers zum Leben erwecken will und der als Hüter der Gemeinde seinen Dienst verrichten soll. Als dann ein Dekret vom Kaiser verkündet wird, das die Juden dazu auffordert, das Ghetto binnen weniger Tage zu räumen, ist die von Löw verkündete Prophezeiung eingetroffen und der Golem wird zum Leben erweckt. Durch ein Amulett kontrolliert Löw den Golem, den er dem erstaunten Kaiser und seiner Gefolgschaft demonstriert und damit das Undenkbare erreicht. Jedoch zeigt der neue Diener schon bald Anzeichen, dass er sich gegen seinen Meister richtet und auf Zerstörung aus ist.

Eine Legende auf der Leinwand

Der Golem, wie er in die Welt kam ist der bekannteste Film von Regisseur und Schauspieler Paul Wegener und seine insgesamt dritte filmische Auseinandersetzung mit dem Golem-Thema. Generell faszinierte Wegener die Geschichte und die Mythen der tschechischen Hauptstadt, insbesondere der jüdischen Gemeinde, wobei die Sagen um den Prager Rabbiner Judah Löw, dem die Erschaffung des Golem zugeschrieben wird, einen besondere Stellenwert einnehmen. Wie seine Kollegen Fritz Lang und Friedrich Wilhelm Murnau war auch Wegener ein Regisseur, der um die Chancen des damals noch vergleichsweise neuen Mediums Film wusste und einst schrieb, dass mit einem Bild sich die Welt der Fantastik und die der Gegenwart verbinden lassen. Diese Aussage von 1913 ist gerade bei der Besprechung und der Wertschätzung eines Filmes wie Der Golem, wie er in die Welt kam interessant und wichtig.

Wie bei den Werken Langs und Murnaus erlauben auch die Werke Wegeners mehrere Herangehensweisen, wobei sich in der Literatur vor allem die historische durchgesetzt zu haben scheint. Vor dem zeitgeschichtlichen Kontext wirkt besonders die erste Hälfte, in welcher die jüdische Bevölkerung Prags eine unheilvolle Prophezeiung erhält und ihr Überleben von einem launenhaften Kaiser abhängt, fast schon wie eine Vorahnung der Ereignisse, die bereits in den 1920er Jahren die Juden Mitteleuropas durchleben sollten. Wegeners Inszenierung sowie die Kulissen, die auf Entwürfen Hans Poelzigs und Kurt Richters beruhen, betonen den Kontrast der beiden Welten, der des Ghettos und der des Hofes. Die jüdische Gemeinde lebt abgeschottet und ihr Überleben steht in Abhängigkeit von der Gunst des Hofes, die sich ständig ändern kann und geprägt ist von Vorurteilen und Ablehnung ihres Glaubens. Wegener betont das angespannte soziale Verhältnis in der Prager Bevölkerung, die ständige Angst der Juden vor Verbannung oder weiteren Repressalien und die Sehnsucht nach einem Beschützer, was wiederum den Grundstein legt für die Wahrwerdung einer Legende.

Hüter der Gemeinde

Obwohl Der Golem, wie er in die Welt kam verankert ist in einer anderen historischen Realität, sind die Verweise auf die Gegenwart mehr als deutlich. Wegener bezieht sich auf jüdische Symbolik und Legenden, hebt aber zugleich hervor, wie die politisch-gesellschaftliche Stellung der Juden ist, beispielsweise mit Verweisen auf die lange Geschichte von Vertreibung und Heimatlosigkeit. Sein Golem ist dabei ein Wesen aus einer ganz anderen Welt und hat somit in der Immanenz keinen Platz. Wie Frankensteins Monster wird er zum Außenseiter, eine Kreatur, die lediglich dienen soll und beim ersten Anzeichen der Rebellion ausgelöscht werden soll. Wegener selbst spielt diesen stummen Diener als einen schwerfälligen, schlurfenden Koloss, dessen wenige Berührungen mit Menschlichkeit und Gnade seinen Untergang einläuten und damit auch die Kontrolle, die der Rabbi oder die anderen Mitglieder der Gemeinde über hin haben.

Neben den bereits erläuterten Bezügen zum Judentum verdeutlichen die Bilder auch eine andere Vorahnung. Die Kulissen wie auch generell die Bilder evozieren das Konzept einer Gemeinde, die ständig in Furcht lebt und deren Heimat nur temporär zu sein scheint. Der Golem ist nur ein Kapitel von vielen, keineswegs aber der Heilsbringer, sodass die Geschichte von Vertreibung und Flucht weitergehen wird.

Credits

OT: „Der Golem, wie er in die Welt kam“
Land: Deutschland
Jahr: 1920
Regie: Paul Wegener, Carl Boese
Drehbuch: Paul Wegener
Musik: Hans Landsberger
Kamera: Karl Freund
Besetzung: Paul Wegener, Albert Steinrück, Layda Salmonova, Ernst Deutsch, Lothar Müthel, Otto Gebühr

Bilder

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Der Golem, wie er in die Welt kam
fazit
„Der Golem, wie er in die Welt kam“ ist ein großes Werk des expressionistischen Kinos. Mit Bezug auf die Golem-Legende sowie andere Sagen des Judentums erzählt Regisseur und Darsteller Paul Wegener von einer Gemeinde, die in der Mystik einen Ausweg auf dem Kreislauf von Vertreibung, Angst und Flucht sucht.
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