Eigentlich hatte es sich der alternde Gangster Abel Davos (Lino Ventura) in Italien gemütlich gemacht, wo er mit seiner Familie lebt. Doch als er wegen Mordes gesucht wird, bleibt ihm nichts anderes übrig, als mit seiner Frau, den beiden Söhnen und einem Komplizen in seine alte Heimat Frankreich zurückzukehren. Einfach ist das nicht, die Polizei ist ihm dicht auf den Fersen. Als es zu einem tödlichen Zwischenfall kommt, beschließt Davos, die Hilfe seiner früheren Bekannten aus der Pariser Unterwelt zu suchen. Da diesen die Geschichte aber zu heiß ist, schicken sie ihm stattdessen den jungen Handlanger Eric Stark (Jean-Paul Belmondo), der ihm helfen soll, sicher nach Paris zu kommen. Der nimmt den Auftrag auch an, lässt sich von niemandem einschüchtern. Dabei steht ihnen das Schlimmste erst noch bevor …
Ein Mörder als liebender Vater
Normalerweise sind Verbrecher in Filmen Gegenspieler, die Bösen, gegen die unsere Helden und Heldinnen ankämpfen. Dass man mit diesen Verbrechern mitfiebert, ist eher selten. Eine große Ausnahme sind natürlich Heist Movies, bei denen man den Figuren die Daumen drückt, weil es meistens gegen die tatsächlich bösen Verbrecher geht, was bei der Relativierung hilft. Ein ganz anderes Beispiel ist jedoch Der Panther wird gehetzt von 1960. Wenn ein Mörder auf der Flucht ist vor der Polizei und sich seiner gerechten Strafe entziehen möchte, dann lädt das zunächst nicht dazu ein, ihm alles Gute zu wünschen. Eigentlich müsste man vielmehr hoffen, dass der Gangster doch noch geschnappt wird und damit für Gerechtigkeit gesorgt wird. Vergleichbar zu regulären Krimis eben.
Und doch gelingt es der Adaption eines Romans von José Giovanni (Die Abenteurer), durchaus Mitgefühl für den Mörder zu entwickeln. Der Kniff dabei ist, dass er eben nicht allein unterwegs ist, sondern mit seiner Familie. Es ist eine Sache, wenn ein brutaler Verbrecher zum Tode verurteilt wird. Hat dieser jedoch zwei kleine Kinder, dann sieht die Sache etwas anders aus. Zumal Davos dabei eine andere Seite von sich zeigt. Der Panther wird gehetzt beschreibt ihn als liebevollen Vater, der wirklich auch für die Jungen da sein will und um diese besorgt ist. Tatsächlich spielen die Versuche des Protagonisten, für seine Familie da zu sein und diese zu unterstützen, eine größere Rolle. Wenn er nicht von den gewohnten Verbrechen lassen kann, dann nicht, weil er ein schlechter Mensch ist, sondern weil er keine andere Methode weiß, die Familie zu versorgen.
Tragisch und zurückhaltend
Das ist nur einer der Punkte, die dem Film eine sehr tragische Note verleihen. So ist Davos gleich in mehrfacher Hinsicht ein Gefangener. Er hat derart viele Jahre in der Unterwelt verbracht, dass er nicht mehr aus dieser herausfindet. Er muss auch die Konsequenzen seiner Taten tragen. Von Anfang an versucht er, vor diesen zu fliehen und ein Leben zu führen, bei dem er ungestraft tun kann, was er will. Doch immer wieder wird er von der Vergangenheit eingeholt. Schon früh gibt es erste Anzeichen dafür. Im Laufe von Der Panther wird gehetzt wird klar, dass die Mühen umsonst sind. Und auch der Protagonist selbst muss erkennen, dass der von ihm eingeschlagene Weg allenfalls ins Verderben führen kann – eine Erkenntnis, die gerade zum Ende hin einige sehr harte Szenen beinhaltet.
Dabei verzichtet Regisseur und Co-Autor Claude Sautet (Ein Herz im Winter) darauf, diese Momente groß ausschlachten zu wollen. Zurückhaltend, geradezu nüchtern erzählt er seine Geschichte. Es gibt kein exzessives Melodram, keine aufdringliche Musik in den Schlüsselszenen. Die braucht es auch gar nicht, der Film geht auch ohne zu Herzen. Das Ergebnis ist ein sehr starkes Krimidrama, welches Jahrzehnte später noch immer Eindruck hinterlässt. Vor allem Lino Ventura in der Hauptrolle als massiver und bulliger Gangster, der zunehmend zerbricht, zeigt eine beeindruckende Leistung. Der Panther wird gehetzt ist ein düsterer Klassiker, der das Genre einmal anders zeigt.
OT: „Classe tous risques“
Land: Frankreich, Italien
Jahr: 1960
Regie: Claude Sautet
Drehbuch: Claude Sautet, Pasqual Jardin, José Giovanni
Vorlage: José Giovanni
Musik: Georges Delerue
Kamera: Ghislain Cloquet
Besetzung: Lino Ventura, Sandra Milo, Jean-Paul Belmondo, Michel Ardan, Jacques Dacqmine, Marcel Dalio
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