Die Erbschaft (2024)

Als Gameshow-Moderator ist Wuj Władysław (Jan Peszek) zu Ruhm gekommen. Und auch zu jeder Menge Geld. Das zumindest hofft seine Familie, als sie von seinem Tod erfährt. Rasch eilen sie alle zu der Villa des Verstorbenen, in der Erwartung, dort reich beschenkt zu werden. Dabei müssen sie jedoch bald feststellen, dass sie sich diesen Plan abschminken können. Schließlich ist der Alte quicklebendig und hat die Geschichte eingefädelt, um die anderen Familienmitglieder zu sich zu locken. Doch noch bevor diese enttäuscht wieder abreisen können, kommt es zur nächsten Überraschung. Und es wird nicht die letzte sein an diesem Wochenende, bei dem Lüge und Wahrheit eng beieinander liegen …

Mörderische Gier

Familien, Partnerschaften, Freundschaften – zwischenmenschliche Beziehungen sind schon sehr wichtig. Noch wichtiger aber ist Geld, zumindest wenn es nach dem Krimigenre geht, wo regelmäßig Familienmitglieder umgebracht werden, wenn die Hoffnung besteht, davon finanziell profitieren zu können. Dieses Jahr hat es auf Netflix mehrere Filme gegeben, die von solchen Szenarien erzählen, das Ganze aber mit Humor nehmen. Da war beispielsweise Töte mich, wenn du dich traust über ein kriselndes Paar, das beim Lotto gewinnt und anschließend überlegt, einander umzubringen, um den Gewinn für sich allein zu haben. In Reich um jeden Preis wiederum beschließt eine Familie, den neuen Partner der Oma abzumurksen, damit der nicht ans Erbe kommt. Nun kommt mit Die Erbschaft ein weiterer Beitrag, der in diese Richtung geht.

Das Szenario ist dabei ziemlich klassisch. Auch wenn das vermeintlich tote Familienoberhaupt dann doch am Leben ist, läuft es darauf hinaus, dass der Mörder bzw. die Mörderin gesucht werden muss. Ein typischer Whodunit-Krimi eben. Und auch beim Setting orientiert sich Die Erbschaft an den traditionellen Vorgaben. Ein abgelegenes Landhaus, viel klassischer geht es nicht. Agatha Christie hat solche Schauplätze gern verwendet, bis heute kommen sie zum Einsatz. Selbst humorvolle Aufarbeitungen und Parodien, die das Genre dekonstruieren und durch den Kakao ziehen wollen, halten sich an diese Schauplätze. Ob es nun der Kultfilm Eine Leiche zum Dessert ist oder Knives Out – Mord ist Familiensache vor einigen Jahren, sie alle nehmen bekannte Plätze, um dann an den Details zu arbeiten.

Nette Idee mit zu wenig Biss

Tatsächlich parodistisch wird Die Erbschaft dabei nicht. Humor gibt es aber einiges in Die Erbschaft. Das betrifft einerseits die Figuren, die gern etwas überzeichnet sind und sich schon mal etwas übertrieben verhalten. Es betrifft vor allem aber auch den weiteren Verlauf, wenn sich die Familienmitglieder in einer anderen Situation bewähren müssen. Schließlich war das Oberhaupt nicht nur ein Moderator, sondern auch ein Erfinder. Das bedeutet, dass die Villa die eine oder andere Überraschung für die anderen bereithält, da er offensichtlich lang an einem Plan gewerkelt hat, mit dem er die Familie noch einmal auf die Probe stellen kann. Während die Männer und Frauen durch das Haus stolpern, auf der Suche nach Antworten und einem Ausgang, machen sie lauter kuriose Entdeckungen.

Das ist schon amüsant. Die Idee, aus der Villa eine Art Labyrinth zu machen, hebt den Film von anderen Krimikomödien ab. Und doch, so ganz will der polnische Beitrag nicht begeistern. Eigentlich würde sich das Szenario für schwarzen Humor und gemeine Szenen anbieten. Richtig viel wird daraus aber nicht gemacht. Da die Figuren trotz der Überzeichnung eher austauschbar sind und das Ende kaum Eindruck hinterlässt, bleibt am Ende ein letztendlich doch nur durchschnittliches Werk übrig. Um sich ein wenig die Zeit zu vertrieben, reicht Die Erbschaft sicherlich aus. Mehr als das sollte man nicht erwarten, die Wahrscheinlichkeit, dass einem der Film länger in Erinnerung bleibt, ist dann doch eher gering.