Ein Sommer in Andalusien

Als sich Pia Beck (Birte Hanusrichter) und John Harrison Cooper (Heiko Ruprecht) am Flughafen von Amsterdam kennenlernen, funkt es sofort. So sehr, dass sie spontan verabreden, sich in sechs Monaten am Felsen von Gibraltar zu treffen. Als es endlich so weit ist, fällt jedoch dummerweise Pias Flug aus, weshalb sie erst mit einigen Stunden Verspätung am verabredeten Ort ankommt. Von John keine Spur. Enttäuscht über die verpasste Chance, nimmt sie daraufhin die Einladung von Taxifahrerin Flora Martinez (Collien Ulmen-Fernandes) an, sie zu einer Hochzeit zu begleiten, wo sie den charmanten Diego-Maria Navarro (Patrick Fernandez) kennenlernt. Nach einem holprigen Auftakt verbringt sie eine schöne Zeit mit ihm – bis sie plötzlich John wieder über den Weg läuft …

Die amouröse Qual der Wahl

Selbst wenn sie immer ein wenig im Schatten der Inhouse-Konkurrenz Das Traumschiff standen, erfreut sich doch auch Ein Sommer in…, die zweite große Urlaubsreihe im ZDF Herzkino, größerer Beliebtheit. Mehr als 40 Teile wurden bislang gedreht, jeder davon erlangte ein Millionenpublikum. Der aktuellste Teil Ein Sommer im Schwarzwald schaffte dieses Jahr sogar mal wieder die 5-Millionen-Marke, was bei der Reihe zuvor schon länger nicht mehr geglückt war. Insofern ist es kein Wunder, wenn das Publikum selbst in der mehrmonatigen Sommerpause, in der es keine neuen Produktionen mehr gibt, ein paar Urlaubsgeschichten angeboten bekommt. So auch Ein Sommer in Andalusien, das 2020 das erste Mal ausgestrahlt wurde.

Der Film ist dabei über weite Strecken ein recht typischer Teil der Reihe. So gibt es mal wieder das Szenario, dass die Protagonistin zwischen zwei Männern steht. Anfangs wird etabliert, mit wem sie eigentlich zusammen ist. Durch einen Zufall lernt sie aber einen zweiten kennen und muss dabei im Laufe des Films erkennen, dass dieser doch die bessere Wahl ist. Ein ähnliches Szenario verwendete der oben genannte Film. Auch dass die Frau und der zweite Mann bei der ersten Begegnung aneinandergeraten, gehört zum üblichen Spiel dazu. Ein Sommer in Andalusien weicht an diesen Stellen um keinen Zentimeter von den genormten Wegen ab. Es wird kaum versucht, von der Standardformel abzuweichen. Immerhin: Oft wird der erste Mann degradiert, um den Wechsel besser verkaufen zu können. Hier wird darauf verzichtet.

Bisschen Gesellschaft, sonst Traum

Auch an anderen Stellen versucht Regisseur und Drehbuchautor Michael Keusch (Ein Sommer in Salamanca), ein bisschen mehr zu liefern als das, was sonst so in der Reihe auf dem Programm steht. Zum einen ist die Idee des spontan verabredeten Treffens ganz süß, auch wenn es in der Form sehr weltfremd ist. Zum anderen hat Ein Sommer in Andalusien kleinere gesellschaftliche Ambitionen, wenn es um den Kampf gegen Zwangsräumungen geht. Dieses soziale Thema steht in einem größeren Kontrast zu den romantischen Szenen und dem Humor, der zwischendurch zu finden ist. Zu viel sollte man davon nicht erwarten, letzten Endes sollen diese Sonntagabendfilme nur berieseln. Aber ein bisschen mehr Inhalt ist ja schon etwas.

Ansonsten wird sich das Publikum an den beiden üblichen Verkaufsargumenten erfreuen: Die Besetzung ist attraktiv und das Setting idyllisch. Wenn sich schöne Menschen vor schönen Kulissen ineinander verlieben, finden sich immer wieder Zuschauer und Zuschauerinnen, die das als willkommenen Anlass zum Einschalten ansehen. Das ist weder anspruchsvoll noch abwechslungsreich, wobei man den Herzkino-Filmen zugutehalten muss, dass es oft um Leute geht, die bereits 40 sind. Zumindest ein wenig wirkt das dem Jugendwahn entgegen. Wem das alles reicht, kann bei Ein Sommer in Andalusien unbesorgt vorbeischauen und ein bisschen davon träumen, woanders zu sein und eine aufregende Liebe zu entdecken. Viel zurück bleibt davon aber nicht.