Bremen, 1974. Siggi Thieme (Cornelia Gröschel) hat einen Traum: Sie will Kriminalkommissarin werden! Bislang arbeitete sie als Sekretärin, was sie aber nicht wirklich befriedigt. Und so hat sie sich heimlich beworben, ohne ihrem Umfeld etwas zu sagen. Dieses ist auch alles andere als begeistert. Ihr Vater Friedrich (Peter Heinrich Brix), der selbst bei der Polizei arbeitet, hält Frauen für völlig ungeeignet. Ihr Freund Jürgen Beier (Marlon Kittel) ist da schon toleranter. Allerdings wäre es ihm lieber, Siggi würde Kinder bekommen und zu Hause bleiben. Probleme gibt es zudem mit ihrer antiautoritären Clique, die nicht nachvollziehen kann, warum es nun ausgerechnet bei der Polizei sein muss. Und zu allem Überfluss entwickelt Siggi auch noch Gefühle für ihren Chef Ingo Jensen (Florian Stetter) …
Ein untypisches Herzkino
Bekannt ist das ZDF Herzkino natürlich primär für diverse Endlosreihen wie Rosamunde Pilcher oder Das Traumschiff, die es auf Dutzende von Teilen bringen. Dann und wann laufen im Rahmen der sonntäglichen Programmschiene aber auch Einzelfilme, die völlig für sich stehen. Dieses Jahr gab es da beispielsweise Dein perfektes Jahr um drei Menschen in der Krise, die dank eines Kalenders wieder zusammenfinden. Gerade auch zu Weihnachten werden immer wieder Titel produziert, die nicht Teil eines Franchises sind, letztes war da etwa Weihnachtspäckchen … haben alle zu tragen. Schon etwas älter ist Eine wie diese aus dem Jahr 2015. Auch dieser Film hätte theoretisch eine Reihe bilden können, da der Film kein definitives Ende hat, mehr etwas Aufbruchstimmung bietet. Eine Fortsetzung kam aber nie.
Wobei man da hinzufügen muss, dass der Film sehr untypisch für eine Herzkino-Produktion ist. Üblicherweise geht es dort – der Titel verrät es bereits – um Liebesgeschichten oder zumindest komplizierte zwischenmenschliche Verhältnisse. Bei Eine wie diese wird zwar ebenfalls eine Beziehung thematisiert. Auch eine beginnende Romanze zwischen der Protagonistin und ihrem Chef wurde eingebaut. Beides steht aber nicht im Mittelpunkt. Sie sind vielmehr Teilaspekte im Leben von Siggi, die sich Mitte der 1970er selbst sucht und dabei mit vielen anderen aneinandergerät. Die Gründe mögen dabei sehr unterschiedlich sein, aber es gibt aus allen Ecken und Enden Gegenwind, was sie zwischendurch dann schon daran zweifeln lässt, ob ihre Entscheidung die richtige war.
Zeitporträt einer Umbruchsphase
Eine wie diese ist deshalb vielmehr ein Zeitporträt und zeigt ein Deutschland, das sich in einer Umbruchsphase befindet. Und in einer Zeit der Konfrontation. Da treffen dann konservative Kräfte wie der Vater auf die Clique, die das System bekämpfen will. Auch bei den Geschlechterbildern geht es kreuz und quer. Dass ausgerechnet Siggis Chef Ingo ein Befürworter freier Liebe ist, der nichts von Beziehungen hält, zeigt eine nette Bandbreite an Weltsichten. Dabei wird darauf verzichtet, zu eindeutig alles beurteilen zu wollen. Klar, wenn die Protagonistin davon abgehalten werden soll, ihren Wunschberuf auszuüben, dann ist das eindeutig negativ porträtiert. Die Freigeister bekommen jedoch ebenso wenig einen Freischein, die Figuren sind da deutlich ambivalenter, als man es in dieser Programmschiene gewohnt ist.
Grundsätzlich ist das dann schon sehenswert: Das Drama schneidet eine Reihe von Themen an, über die man diskutieren oder zumindest nachdenken kann, macht sich dabei dafür stark, dass Frauen ihr Schicksal in die eigenen Hände nehmen dürfen. Allerdings ist zwischendurch aufgrund der vielen Figuren dann nicht mehr klar, worum es überhaupt gehen soll. Der Kampf gegen einen Zuhälter hat beispielsweise nur bedingt mit dem zu tun, was sonst angesprochen wird. Es ist auch nicht so, als würden die einzelnen Stränge ein befriedigendes Ende finden. Eine wie diese endet zwar an einem Punkt, der Mut macht, ohne dass dieser aber wirklich erarbeitet würde. Dennoch, im Umfeld des Herzkinos ist das hier einer der besseren Titel, allein schon weil er versucht, tatsächlich etwas mit der Realität anzufangen, anstatt sich in kitschige Träume zu flüchten.
OT: „Eine wie diese“
Land: Deutschland
Jahr: 2015
Regie: Franziska Buch
Drehbuch: Meriko Gehrmann, Arne Laser
Musik: Ulrich Reuter
Kamera: Konstantin Kröning
Besetzung: Cornelia Gröschel, Steffi Kühnert, Peter Heinrich Brix, Marlon Kittel, Tino Mewes, Florian Stetter
Die sonntags auf dem ZDF ausgestrahlte Reihe Herzkino gehört zu den Dauerbrennern des Senders. Seit 1987 laufen, damals noch unter dem Titel Der große ZDF Sonntagsfilm, deutsche Dramen, die sich meistens mit Familien- und Liebesgeschichten befassen. Mehrere Hundert Titel wurden so im Laufe der letzten Jahrzehnte produziert. Unten findet ihr alle unsere bisherigen Rezensionen zu diesem Thema auf einen Blick.
Herzkino Kritiken
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