Elli kommt aus einer stolzen Familie von furchterregenden Gespenstern. Zumindest ihr Onkel Chamberlain ist das, andere Verwandte hat sie nicht. Der will dafür, dass sie die große Kunst des Spukens lernt, viel Zeit investiert er in ihr Training. Die jedoch hat überhaupt kein Interesse daran, will gar nicht die Menschen erschrecken. Dabei wartet auf sie selbst ein großer Schrecken, als Chamberlain von einer Gruppe Drohnen entführt wird, die Jagd auf alle Monster machen. Auch Elli gerät in ihr Visier. Im Gegensatz zu ihrem Onkel schafft sie es aber, den Verfolgern zu entkommen und landet in einer alten Geisterbahn, in der sich die Yeti-Dame Martha, der vegetarische Vampir Vangrufti und Knarf Frankenstein versteckt halten. Dort sind sie zwar erst einmal sicher. Aber für das kleine Gespenst ist klar, dass es noch einmal raus muss, um ihren Onkel zu retten …
Monster mit Gefühl
Monster sind auch nur Menschen. Zumindest im Animationsbereich gibt es erstaunlich viele Titel, bei denen Vampir, Mumie oder andere Horrorgestalten zu freundlichen, oft knuffigen Gestalten uminterpretiert werden. Das bekannteste Beispiel ist sicherlich Hotel Transsilvanien, eine vier sehr erfolgreiche Filme umfassende Reihe um ein Hotel, wo Monster ausspannen können. Happy Family, das von einer in Monster verwandelte Familie erzählte, brachte es immerhin auf zwei Teile. Und dann wären da ja noch Die Supermonster mit zahlreichen Serienstaffeln und Kurzfilmen. Mit Elli – Ungeheuer Geheim kommt nun ein weiterer Film in die Kinos, der in diese Richtung geht.
Das könnte man dann als Kopie der obigen Titel auffassen. Tatsächlich ist die Vorlage aber schon älter. Genauer erschien das gleichnamige Buch von Klaus Baumgart (Lauras Stern) bereits 2008, wurde aber jetzt erst verfilmt. Wie man es von den Werken des deutschen Autors gewohnt ist, richtet er sich mit seiner Geschichte um ein junges Gespenst an ein gleichermaßen junges Publikum. Da werden dann Themen angesprochen, welche die Zielgruppe umtreibt, etwa die Suche nach einer eigenen Position in der Welt. Wenn Elli sich dagegen wehrt, andere Menschen zu erschrecken, dann ist das zwar ein Fantasyelement. Elli – Ungeheuer Geheim beschreibt damit aber anschaulich, wie es ist, als junger Menschen mit Erwartungen zu kämpfen. Und auch Ellis Sehnsucht nach einer Gemeinschaft, die sie bei den Monstern der Geisterbahn findet, dürfte so manchen im Publikum vom Herzen sprechen.
Netter Anfang, übertriebenes Ende
Hätte sich der Film allein auf diese Aspekte fokussiert, Elli – Ungeheuer Geheim hätte richtig nett werden können. Der Humor ist zwar nicht übermäßig einfallsreich, was sich gerade im Mittelteil zeigt, wenn wir uns bei den drei Monstern aufhalten. Diese sind jedoch schräg genug, dass das nicht weiter tragisch ist. Wenig geglückt ist jedoch das letzte Drittel, wenn sich die Geschichte von den anfänglichen Themen fortbewegt. Auf einmal soll aus dem Ganzen ein großes Abenteuer werden. Sicher, angekündigt wurde das zwar schon, schließlich ist klar, dass die Drohnen Jagd auf Monster machen. Eine Form des Kampfes ist da fast unausweichlich. Dennoch, überzeugend ist dieses actionreiche Finale nicht, das in erster Linie auf Hektik und Lärm setzt, weniger auf den Inhalt.
Visuell ist der Film auch nicht die ganz große Nummer. Natürlich muss man seine Erwartungen bei einem deutsch-kanadischen Animationsfilm herunterschrauben, Disney, Pixar & Co. arbeiten mit ganz anderen Budgets, weshalb die simplere Technik nicht grundsätzlich verkehrt ist. Leider sind aber auch die Designs eher langweilig geworden. Dass man mit wenig Geld ansehnliche Animationswerke schaffen kann, haben dieses Jahr unter anderem Into the Wonderwoods und Flow gezeigt, zwei andere europäische Produktionen, die richtig viel fürs Auge boten. Ärger muss man sich über Elli – Ungeheuer Geheim nicht, die Adaption tut, was sie tun soll. Sie tut nur eben nicht mehr als das, was angesichts der zahlreichen Konkurrenz zu wenig ist.
OT: „Elli – Ungeheuer Geheim“
Land: Deutschland, Kanada
Jahr: 2024
Regie: Piet de Rycker, Jesper Møller, Jens Møller
Drehbuch: Piet de Rycker, Jesper Møller, Jens Møller
Vorlage: Klaus Baumgart
Musik: Amaury Laurent Bernier
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