Hardcore Never Dies
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Hardcore Never Dies

„Hardcore Never Dies“ // Deutschland-Start: 20. Juni 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Eigentlich träumt Michael (Joes Brauers) davon, als Pianist groß rauszukommen. Bislang ist daraus aber nichts geworden, zumal seine Familie nichts von all dem wissen darf. Vor allem sein Vater hätte hierfür kein Verständnis. In der Zwischenzeit bleibt dem jungen Mann daher nichts anderes übrig, als sich mit dem Pflücken von Tomaten über Wasser zu halten. Das ändert sich, als sein Bruder Danny (Jimmy Deddes) bei ihm auftaucht und ihn um einen Gefallen bittet. Durch ihn findet er Zugang zur Raverszene, wo Danny viel unterwegs ist. Dabei hat es ihm nicht nur die Technomusik angetan. Vielmehr sind diese Events eng mit seiner Arbeit als Drogenhändler verbunden …

Ausgeträumt

Es ist ein in Filmen immer wieder gern aufgegriffenes Thema: Die Hauptfigur träumt von einer musikalischen Karriere und muss einiges über sich ergehen lassen, um an dem Ziel anzukommen. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist das oscarprämierte Drama Whiplash um einen jugendlichen Schlagzeuger, der sich klarwerden muss, wie weit er für seinen Traum gehen will. Aus Deutschland kam mit Prélude ein ähnliches Werk. Auch dort zerbrach ein junger Protagonist zunehmend an den unmenschlichen Anforderungen einer Musikschule. Zumindest anfangs könnte man meinen, dass Hardcore Never Dies eine vergleichbare Geschichte erzählt. Doch der niederländische Beitrag schlägt im Anschluss eine andere Richtung ein, der Traum von Michael rückt in den Hintergrund.

Genauer sind es mehrere Richtungen. Eine davon betrifft dabei durchaus ein musikalisches Thema, wenn der Film zu einem Porträt der Rotterdamer Gabber-Szene in den 1990ern wird. Dabei handelt es sich um eine Unterart des Hardcore-Technos, woher Hardcore Never Dies dann auch seinen Titel bezieht. Allerdings werden die Clubs letztendlich nur zu einem Hintergrundsetting. Zwar gibt es reichlich Musik zu hören und wir sehen, wie Michael sich mehr und mehr darin verliert. Ansonsten nutzt das Krimidrama den Schauplatz in erster Linie, um die Drogengeschäfte vorantreiben zu können. Wer des musikalischen Aspekts wegen hier vorbeischauen möchte, wird deshalb nur bedingt bedient. Manche werden vielleicht aufgrund eigener Erfahrungen nostalgisch gestimmt. Richtig viel erfährt man jedoch nicht über das Milieu. Es wird auch nie ganz klar, warum der angehender Pianist Michael Gefallen daran findet.

Stimmungsvoll mit Leerstellen

Interessanter sind die Familienverhältnisse. Vor allem die ambivalente Beziehung zwischen den beiden Brüdern wird ausführlicher porträtiert. Für Michael wird der verstoßene ältere Bruder zu einem festen Bezugspunkt, wobei auch dessen Freundin Pris (Rosa Stil) sicher ein Beweggrund ist, so viel Zeit miteinander zu verbringen. Über diese erfahren wir dabei gar nicht so wahnsinnig viel. Allgemein sind viele Figuren nur ein Mittel zum Zweck, Hardcore Never Dies hat nicht viel über diese zu sagen. Gerade auch bei den Leuten aus der Unterwelt, mit denen die zwei Protagonisten später viel zu tun haben, gibt es letztendlich nicht mehr als die üblichen Stereotype: undifferenzierte Machos, die immer mit Gewalt drohen. Das kann man machen, sonderlich in Erinnerung bleibt das aber nicht.

Was dem Film hingegen glückt, ist die Atmosphäre. Wenn wir abwechselnd durch die Clubs und die Gangsterkreise ziehen, ist das schon stimmungsvoll geworden. Das Krimidrama zeigt da auch raue Qualitäten. Die damit verbundene anziehende Gewalt sorgt auch für Spannung und dürfte ihren Anteil daran haben, dass Hardcore Never Dies in den Niederlanden ein größerer Kassenerfolg wurde. Ob hierzulande das Publikum ähnlich darauf anspringen wird, bleibt abzuwarten. Trotz eines kurzen Ausflugs nach Deutschland, ein Auftritt von Pit Bukowski als Drogenproduzent inklusive, fehlt da ein bisschen. Ein lohnenswerter Genrebeitrag ist das hier aber durchaus, selbst wenn inhaltlich da sicher noch mehr möglich gewesen wäre.

Credits

OT: „Hardcore Never Dies“
Land: Niederlande
Jahr: 2023
Regie: Jim Taihuttu
Drehbuch: Lukasz Sychowicz, Victor D. Ponten
Musik: Gino Taihuttu
Kamera: Lennart Verstegen
Besetzung: Joes Brauers, Jim Deddes, Rosa Stil, Joenoes Polnaija, Jordy Dijkshoorn, Bob Schwarze, Antoinette Akkerman, Tim Huisman

Bilder

Trailer

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Hardcore Never Dies
fazit
„Hardcore Never Dies“ beginnt als Drama über einen jungen Mann, der von einer Musikkarriere träumt, bevor sich das Geschehen mehr in Richtung Krimi verschiebt, wenn es um Drogenverkauf in der Technoszene geht. Das ist atmosphärisch, zeigt raue Qualitäten, selbst wenn da inhaltlich mehr drin gewesen wäre.
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