Für Jessie Quinn (Nicky Whelan) bricht eine Welt zusammen, als ihr Verlobter sie kurz vor der Ehe sitzen lässt. Um sich auf andere Gedanken zu bringen, reist sie daher mit einigen Freundinnen zu einer abgelegenen Insel, wo sie die Sonne, den Strand und das Meer genießen wollen. Dabei ahnen sie jedoch nicht, dass seit Kurzem ein großer Weißer Hai sein Unwesen in der Gegend treibt und bereits mehrere Menschenleben auf dem Gewissen hat. Zu diesen gehört auch die Tochter von Harlan Burke (Trace Adkins), der vehement dafür kämpft, dass der Hai aus dem Verkehr gezogen wird. Da die Behörden nicht tätig werden, beschließt er, gemeinsam mit der Clique selbst Jagd auf die menschenfressende Bestie zu machen …
Billiger Hai-Horror
Eigentlich war die Zeit des Haihorrors ja schon vorbei, dachte man zumindest. Ob es nun an der Übersättigung lag oder an dem gewachsenen Bewusstsein, dass diesen Tieren durch die entsprechenden Filme großes Unrecht angetan wurde, die Zahl neuer Titel war merklich gesunken. Inzwischen haben sie sich aber wieder kräftig vermehrt, jedes Jahr kommen weitere Filme heraus. Kürzlich war da beispielsweise Im Wasser der Seine, bei dem Paris von aggressiven Haien heimgesucht wird, die sich in der Kanalisation verstecken. Bei No Way Up wurde ein abgestürztes Flugzeug zur Todesfalle für die Menschen, die der schwimmenden Gefahr entkommen mussten. Wem diese Settings zu abgefahren waren, bekommt nun mit Maneater Nachschub. Hier ist es mal wieder eine reguläre Küstenlandschaft.
Diese ist dann auch der beste Grund, warum man sich den Film anschauen kann. Die hübschen Strände, die malerischen Landschaften, dazu das Meer – das macht prinzipiell Lust darauf, wieder selbst in den Urlaub zu fahren und ein wenig die Seele baumeln zu lassen. Wäre da nur nicht der Hai. Der ist sogar ziemlich geschäftig. Wo andere Genrebeiträge sehr zurückhaltend agieren und nur vereinzelt den Unterwasserräuber von der Leine lassen, da ist der Vertreter in Maneater ausgesprochen aktiv. Der Bodycount ist schon beachtlich. Das heißt aber nicht zwangsläufig, dass man davon viel zu sehen bekommt. Denn das würde ja bedeuten, Geld investieren zu müssen. Und davon hatte man bei der US-Produktion offensichtlich nicht sehr viel.
Menschenopfer für die Tonne
Wobei auch die Kreativität sich sehr in Grenzen hält. Regisseur und Drehbuchautor Justin Lee (A Tale of Two Guns, The Most Dangerous Game – Die Jagd beginnt) wählt nicht nur bei Setting und Szenario sehr klassische Muster. Er verzichtet auch sonst darauf, sich irgendwo nennenswerte Gedanken zu machen. Die Überfälle auf die Menschen laufen alle nach demselben Prinzip ab, sei es im Hinblick auf die Handlung oder inszenatorisch. Dadurch werden die einzelnen Kills sehr austauschbar. Maneater setzt auf Masse statt Klasse und verlässt sich darauf, dass bereits der Akt des Tötens irgendwie Spannung erzeugt. Das ist aber nicht der Fall. Vielmehr setzt eine Langeweile ein, die irgendwie noch tödlicher ist als die titelgebende Bestie.
Dass einem das Geschehen nicht sonderlich nahegeht, dürfte aber auch an den Figuren liegen. Mal wieder hat man in dem Genre nichts Interessantes über die Charaktere zu sagen, das bisschen traurige Vorgeschichte reicht nicht aus. Man weiß zwischendurch schon gar nicht mehr, wer da eigentlich gerade draufgegangen ist. Schauspielerisch ist da ebenfalls nichts dabei, dass einem die Menschen hinter den abgebissenen Extremitäten näherbringen würde, weshalb es einem schlichtweg egal ist, was passiert. Wenn Maneater wenigstens so trashig wäre, dass man dadurch Spaß haben kann. Stattdessen nimmt sich der Horrorthriller schrecklich ernst und wird auf diese Weise zu einer öden Belanglosigkeit, die man schnell wieder vergessen hat. Nicht nur Haie hätten bessere Filme verdient, sondern auch das Publikum.
OT: „Maneater“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Justin Lee
Drehbuch: Justin Lee
Musik: Daniel Figueiredo
Kamera: Eamon Long
Besetzung: Nicky Whelan, Shane West, Trace Adkins, Branscombe Richmond, Jeff Fahey
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)