Mein Totemtier und ich
© Govinda van Maele
„Mein Totemtier & Ich“ // Deutschland-Start: 6. Juni 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Eigentlich ist Ama (Amani Jean Philippe) mit ihrem Leben ganz glücklich. Sie liebt es zu schwimmen, verbringt viel Zeit mit ihrem besten Freund Thijs (Ole van Hoogdalem), versteht sich auch mit ihrer Familie gut. Die Sache hat nur einen Haken: Eigentlich darf sie gar nicht in den Niederlanden sein. Obwohl die 11-Jährige dort geboren wurde und nie ein anderes Land kennengelernt hat, ist sie als Tochter illegaler Einwanderer offiziell eine Ausländerin. Dessen wird sie sich schmerzhaft bewusst, als ihre Familie von der Polizei abgeholt wird und abgeschoben werden soll. Nur zufällig war sie in dem Moment nicht zu Hause und entkommt daher der Polizei. Während sie nun durch Rotterdam streift und ihren Vater Papa Babacar (Emmanuel Boafo) sucht, der ebenfalls nicht daheim war, trifft sie auf ein riesiges Stachelschwein, welches ihr beharrlich folgt …

Migration in Kinderfilmen

Das Thema Migration ist bei vielen Menschen emotional besetzt, in vielen Ländern steht dieses auf der Tagesordnung. Entsprechend groß ist daher auch die Zahl an Filmen, welche dieses Thema aufgreifen und von verschiedenen Seiten aus beleuchten. Selbst vor dem Bereich des Kinderfilms macht dies nicht Halt. Da war vor einigen Wochen das preisgekrönte Sieger Sein über ein aus Syrien geflohenes Mädchen, das bei einem Fußballteam anfängt. Ein anderes Beispiel ist Binti – Es gibt mich! über ein kongolesisches Mädchen und ihren Vater, die sich illegal in Belgien aufhalte. Nun kommt mit Mein Totemtier & Ich ein weiterer Film zu uns, bei dem eine junge Protagonistin im Mittelpunkt steht, deren Familie versucht, in Europa unterzukommen.

Dabei hat Ama keine Probleme damit, sich in der Wahlheimat zurechtzufinden. Denn für sie ist es Heimat, sie kennt gar nichts anderes. So sehen wir zu Beginn, wie sie sich durch den Alltag bewegt. Dabei würde man auf den ersten Blick nicht denken, dass sie nicht dahin gehört. Und doch streut der Film kleine Hinweise, dass ihre Situation eine andere ist. Wenn sie an einer Stelle nicht sagen mag, wo sie wohnt, dann weil ihr das von den Eltern so eingebläut wurde. Niemand darf die Adresse wissen, zu groß ist die Gefahr, dass sie gefunden werden. Dennoch ist der Schock groß, als die Behörden auf sie aufmerksam werden und eine Familie, die seit vielen Jahren in den Niederlanden lebt und dort heimisch geworden ist. Das Land verlassen sollen. Besonders grotesk wird das bei den Kindern, die nie in dem Land gelebt haben, wohin sie ausgewiesen werden sollen. Mein Totemtier & Ich erinnert da an Toubab, wo eine ähnlich absurde Situation entstand.

Sozialdrama trifft Märchen

Die Absicht des Films ist dabei klar: Regisseur und Co-Autor Sander Burger will auf diese Situation aufmerksam machen und die Zustände kritisieren. Wer die Geschichte von Ama sieht, würde kaum behaupten wollen, dass sie wie eine Verbrecherin aus dem Land geworfen werden soll. Mein Totemtier & Ich verpackt dieses realgesellschaftliche Thema jedoch in ein märchenhaftes Drumherum. Als das titelgebende Tier auftaucht, ein überdimensioniertes Stachelschwein, verlässt die europäische Coproduktion die alltägliche Ebene. Ob diese Kombination aus dem Fantastischen und dem Sozialen die geeignete Möglichkeit ist, die junge Zielgruppe an das Thema heranzuführen, darüber kann man sich sicher streiten. Es gelingt nie wirklich, diese beiden Elemente so zusammenzuführen, dass die Kombination aus beidem irgendwie Sinn ergeben würde.

Schön ist der Film aber, hat rührende Szenen, aber auch solche, die unterhaltsamer Natur sind. Sympathisch ist das Werk, das unter anderem auf dem Schlingel Filmfest gezeigt wurde, ohnehin. Man verbringt einfach gern Zeit mit dem aufgeweckten Mädchen, das in den Straßen Rotterdams nach einem Ausweg sucht und dabei einige sonderbare Begegnungen hat. Am Ende wird die Welt nicht wirklich besser geworden sein, Mein Totemtier & Ich hat keine Lösungen für die zugrundeliegenden Probleme. Wenn es hier, wie bei Kinderfilmen üblich, am Ende ein Happy End gibt, dann hat das schon auch etwas Beschwichtigendes. Zumindest aber sensibilisiert der Film für die Thematik, was in Zeiten allgegenwärtigen Hasses wirklich nicht verkehrt ist.

Credits

OT: „Totem“
Land: Niederlande, Luxemburg, Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Sander Burger
Drehbuch: Sander Burger, Bastiaan Tichler
Musik: Amaury Laurent Bernier
Kamera: Sal Kroonenberg
Besetzung: Amani Jean Philippe, Ole van Hoogdalem, Lies Visschedijk, Emmanuel Ohene Boafo, Céline Camara, Liam Romney, Iliass Ojja, Bas Keijzer, Kenneth Herdigein, Alpha Barry

Bilder

Trailer

Filmfeste

Schlingel 2023

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Mein Totemtier & Ich
fazit
„Mein Totemtier & Ich“ nimmt sich des schwierigen Themas Migration an, wenn es um ein Mädchen geht, dessen Familie ausgewiesen werden soll. So ganz klappt die Kombination aus Sozialdrama und Märchen nicht. Schön ist das Familienabenteuer aber schon und sensibilisiert für die Probleme.
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